Sommerflammen
Kopf, um Trigger einen mitleidigen Blick zuzuwerfen. »Das ist Yoga, alter Knabe, und ja, in der Nebensaison arbeite ich nach wie vor als Personal Trainer. Das hilft mir dabei, kein Fett anzusetzen. Und du?«
»Ich lege mir ein paar Speckröllchen zu, damit ich mehr zu verbrennen habe, wenn die eigentliche Arbeit wieder losgeht.«
»Wenn diese Saison genauso langsam beginnt wie die letzte, haben wir bald alle einen fetten Hintern. Hast du Cards gesehen? Der scheint in diesem Winter keine Mahlzeit ausgelassen zu haben.«
»Er hat eine Neue.«
»Echt?« Schon etwas lockerer, erhöhte sie das Tempo und fügte Ausfallschritte hinzu.
»Er hat sie im Oktober in der Tiefkühlabteilung eines Supermarkts kennengelernt. An Silvester ist er bei ihr eingezogen. Sie hat Kinder und ist Lehrerin.«
»Lehrerin? Kinder? Cards?« Rowan schüttelte den Kopf. »Das muss Liebe sein.«
»So was in der Art. Die Frau und die Kinder besuchen ihn vielleicht Ende Juli und bleiben dann für den Rest des Sommers, hat er erzählt.«
»Das hört sich nach was Ernstem an.« Sie ging in eine Drehhaltung und ließ Trigger dabei nicht aus den Augen.
»Die muss etwas ganz Besonderes sein. Trotzdem sollte er abwarten, wie sie mit der Arbeitssaison klarkommt. Im Winter ist es leicht, mit einem Feuerspringer zusammen zu sein, aber im Sommer? Da zerbrechen die Familien reihenweise«, fügte sie hinzu, bereute es aber sofort, da Matt Brayner hereingekommen war.
Sie hatte ihn seit Jims Beerdigung nicht mehr gesehen. Obwohl sie ein paarmal mit seiner Mutter gesprochen hatte, war sie sich nicht sicher gewesen, ob er zurückkehren würde.
Er war gealtert, dachte sie, außerdem hatte er einen müden Zug um Augen und Mund.
Dass er seinem Bruder mit dem blonden Strubbeikopf und den hellblauen Augen so ähnlich sah, brach ihr fast das Herz. Sein Blick löste sich von Trigger und fand den ihren. Sie fragte sich, wie viel Überwindung es ihn wohl kostete, sie anzulächeln.
»Wie geht’s?«
»Ganz gut.« Sie richtete sich auf und wischte die Handinnenflächen an ihren Oberschenkeln ab. »Ich versuche nur, meine Nervosität vor dem Fitnesstest zu bekämpfen.«
»Ich hatte genau dieselbe Idee. Man könnte es auch bleiben lassen, einfach in die Stadt gehen und sich einen Berg Pfannkuchen bestellen.«
»Die gönnen wir uns nach dem Lauf.« Trigger ging zu ihm und gab ihm die Hand. »Schön, dass du da bist, Landei.«
»Gleichfalls.«
»Ich gehe einen Kaffee trinken. Bald werden wir ohnehin eingesammelt.«
Als Trigger ging, nahm sich Matt eine Zehn-Kilo-Hantel. Und legte sie wieder auf den Boden. »Es wird sich merkwürdig anfühlen. Alle, die mich sehen, denken …«
»Niemand wird ihn je vergessen. Ich bin froh, dass du wieder da bist.«
»Noch bin ich mir nicht sicher, ob es richtig ist. Aber zu etwas anderem war ich auch nicht in der Lage. Wie dem auch sei, ich möchte dir danken, dass du dich so lieb um meine Ma kümmerst. Das bedeutet ihr viel.«
»Ich wünschte … Na ja, wenn das Wünschen helfen würde, würde ich gar nicht mehr damit aufhören. Ich bin froh, dass du wieder da bist. Wir sehen uns am Wagen.«
Sie verstand sehr gut, dass Matt glaubte, nichts anderes tun zu können. Das galt auch für die Männer und die insgesamt vier Frauen, die sich in die Kleinbusse quetschten, um dorthin zu fahren, wo sie um ihre Jobs laufen würden. Sie lehnte sich zurück und ließ das Geblödel und Geprahle an sich abperlen.
Es fielen zahlreiche Bemerkungen über Winterspeck. Sie schloss die Augen und hing ihren Gedanken nach, spürte die unterschwellige Nervosität im ganzen Bus.
Janis Petrie, eine der vier Frauen der Einheit, ließ sich neben sie fallen. Ihre kleine, zierliche Figur hatte ihr den Spitznamen Elfe eingebracht, und sie sah aus wie eine kecke Cheerleaderin.
An diesem Morgen hatte sie knallrosa Fingernägel. Ihr glänzendes braunes Haar war mit einem Schmetterlingshaargummi zu einem wippenden Pferdeschwanz zusammengebunden.
Sie war hübsch, lachte gern und konnte vierzehn Stunden am Stück Bäume umsägen.
»Na, bist du bereit, Wikingerbraut?«
»Und ob! Wozu schminkst du dich vor diesem bescheuerten Fitnesstest?«
Janis klimperte mit ihren langen, dichten Wimpern. »Damit die Jungs was zu gucken haben, wenn sie über die Ziellinie laufen. Denn ich werde natürlich die Erste sein.«
»Du bist verdammt schnell.«
»Klein, aber zäh. Hast du die Neuen schon ausgecheckt?«
»Noch nicht.«
»Sechs von uns sind dabei. Vielleicht
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