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Sommergeheimnisse 04 - Kurzschluss

Sommergeheimnisse 04 - Kurzschluss

Titel: Sommergeheimnisse 04 - Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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abweisend die Nase, obwohl ihr doch ein wenig bange zumute war bei dem, was sie versuchen wollte. Es war lange her, seit sie solche Turnübungen gemacht hatte. „Danke, aber ich brauche keine Hilfe. Ich hatte Sportunterricht in der Schule.“ Sie holte tief Luft und schwang sich dann genauso locker aus dem Aufzug wie zuvor Tom, trotz Schultertasche und hochhackigen Pumps. Quinlan zog die Augenbrauen anerkennend hoch und applaudierte schweigend. Sie verbeugte sich. Es hatte ihr immer an Quinlan gefallen, dass sie so gut mit ihm scherzen konnte. Genau genommen besaß er etliche Eigenschaften, die sie unwiderstehlich fand, und deswegen hatte sie seine Neigung zur Herrschsucht lange ignoriert. So lange, bis sie den Aktenordner mit ihrem Lebenslauf in seinem Apartment entdeckte. Das war zu viel gewesen.
    „Ich bin beeindruckt“, sagte er.
    „Ich auch“, bemerkte sie trocken. „Schließlich ist es Jahre her.“
    „Du warst im College in der Leistungsgruppe Sport, nicht wahr? Davon hast du mir nie etwas erzählt.“
    „Da gibt es nichts zu erzählen, weil es nicht stimmt. Ich bin zu groß, um wirklich gut zu sein. Aber ich wählte Sport, um fit zu bleiben und weil’s mir Spaß gemacht hat.“
    „Das erinnert mich an etwas“, meinte er gedehnt, „und du bist immer noch großartig in Form.“
    Elizabeth drehte sich auf dem Absatz um und eilte zum Treppenhaus, um weiteren vertraulichen Bemerkungen zu entgehen. Sie spürte Quinlan direkt hinter sich. Hektisch stieß sie die Tür auf und blieb wie angewurzelt stehen. „Oh.“
    Das Treppenhaus war stockfinster. Da es nicht an einer Außenwand lag, gab es keine Fenster. Im Flur war es schon dunkel, weil nur ein Büro Glastüren hatte, doch das Treppenhaus wirkte wie ein großes schwarzes Loch auf Elizabeth, und sie zögerte unwillkürlich beim Schritt in die tiefe Finsternis.
    „Kein Problem“, meinte Quinlan. Er stand so dicht hinter ihr, dass sie seinen Atem in ihrem Nacken spürte. Bei jedem Atemzug berührte seine Brust ihren Rücken leicht. „Es sei denn, du leidest an Platzangst.“
    „Bisher nicht, aber vielleicht in ein paar Minuten.“
    Er schmunzelte amüsiert. „So lange dauert es nicht, bis wir unten sind. Wir befinden uns in der dritten Etage, das bedeutet, vier kurze Treppenfluchten, dann haben wir’s geschafft. Ich halte die Tür auf, bis du am Geländer bist.“
    Die einzige Alternative war, an Ort und Stelle zu warten, bis die Stromzufuhr wieder funktionieren würde. Also holte Elizabeth tief Luft, als ob sie tauchen wollte, und trat in die Dunkelheit. Quinlan war so groß, dass er das karge Licht vom Flur fast verdeckte, aber sie fand das Geländer trotzdem und stieg die erste Treppenstufe hinab.
    „Warte, bis ich bei dir bin.“ Quinlan ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, während er vorwärts ging.
    Elizabeth hatte sofort den Eindruck, in ein Grabgewölbe eingeschlossen zu sein. Im nächsten Moment war Quinlan bereits neben ihr, streckte den linken Arm hinter ihrem Rücken aus, umfasste das Geländer und hielt ihren rechten Arm mit der freien Hand. In der warmenDunkelheit fühlte sie sich von seiner Kraft ganz und gar umschlossen. „Ich werde nicht fallen“, behauptete sie trotzig.
    „Natürlich nicht“, antwortete er ruhig, ließ sie aber nicht los.
    „Quinlan …“
    „Geh weiter.“
    Sie ging, denn je schneller sie unten waren, desto eher konnte sie sich seinem Griff wieder entziehen. Die völlige Dunkelheit machte sie zuerst orientierungslos, doch dann ließ sie die Treppe vor ihrem geistigen Auge entstehen, stellte sich auf den Abstand der Stufen ein und ging fast mit normaler Geschwindigkeit hinunter. Vier kurze Treppenfluchten, wie er gesagt hatte, zwei Treppenfluchten davon durch einen Absatz von der nächsten Etage getrennt. Als sie unten angelangt waren, ließ Quinlan sie los, trat ein paar Schritte vor und öffnete die Tür zum Foyer.
    Elizabeth eilte dankbar in die sonnendurchflutete Halle. Sie wusste, dass es Einbildung war, aber sie hatte das Gefühl, als ob sie jetzt freier atmen könnte.
    Quinlan ging auf den Tisch des Wachmannes zu, an dem niemand saß. Elizabeth runzelte die Stirn. Der Wachmann war bisher immer da gewesen, wo steckte er heute?
    Als Quinlan den Tisch erreicht hatte, versuchte er zunächst, die Schubladen zu öffnen. Alle waren verschlossen. Dann rief er: „Hallo?“ Seine tiefe Stimme hallte in der gespenstisch stillen Halle wider.
    Elizabeth stöhnte, als ihr klar wurde, was geschehen war.

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