Sommerkussverkauf
ein letztes Mal kräftig mit dem Poliertuch über die Theke. Dexter tat sein Bestes, aber er war wirklich nicht gerade hilfreich. Wenn sie ehrlich war, hatte sie insgeheim davon geträumt, dass Barbara Kendall eine E-Mail aus Sydney schicken würde, in der sie mitteilte, für immer dort bleiben zu wollen.
»Ich sage dir was, dieses Wochenende ziehen wir los und besorgen dir einen eigenen Hund«, sagte Dexter.
Wenn er nicht gleich die Klappe hielt, würde Kate ihm das Poliertuch in den Rachen stopfen. Er meinte es ja gut, aber sie wollte keinen anderen Hund.
»Ich will Norris.«
»Es ist zehn nach drei. Wir müssen jetzt zu dieser Party.«
Kate seufzte schwer. Sie war nicht in der Stimmung für Tiffs Willkommensparty.
Es war einfach nicht
fair
. So etwas sollte nicht erlaubt sein. Kate wischte sich über die Augen, die während der Mittagszeit immer mal wieder feucht geworden waren. Sie wusste, sie musste sich zusammenreißen, aber das war leichter gesagt als getan. Die Aussicht, nie wieder das entzückend schnüffelnde Atmen von Norris zu hören, nie wieder seine samtigen Hängebacken zu streicheln, war einfach … einfach …
»Komm schon«, sagte Dexter. »Nicht weinen. Ich gebe dir fünf Minuten, während ich den Laden abschließe, dann können wir gehen.«
Kate war gerührt von Dexters Fürsorglichkeit; er hatte den Arm um sie gelegt und war besonders nett. Was auf lange Sicht aus ihnen beiden werden sollte, wusste sie nicht. Würde ihre Beziehung von Dauer sein? Wer konnte das sagen? Sie machte sich keine Illusionen, was Dexter betraf. Nuala mochte nicht die Richtige für ihn gewesen sein, aber er hatte sie erbärmlich behandelt. Es stand zu vermuten, dass er sie im Laufe der Zeit ebenfalls für selbstverständlich nehmen würde.
Andererseits vielleicht auch wieder nicht. Im Augenblick bekam sie jedes Mal, wenn sie ihn sah, dieses erregende Kribbeln in der Magengrube, aber ob sie als Paar zusammenbleiben würden, war die große Frage. Sie würde sich jedenfalls nichts gefallen lassen. Das Einzige, was sie tun konnte, war, die Oberhand zu beha…
»Vorsicht!«, rief Dexter und riss sie zurück, als sie die Straße überqueren wollte. Ein schmutziger roter Audi bretterte um die Kurve und schoss in einer Staubwolke vorbei.
Kates Herz begann zu pochen. War das vorn auf dem Beifahrersitz wirklich der, von dem sie dachte, dass er es war?
»Norris!« Sie rang nach Luft. Dexter drückte ihre Taille mitfühlend.
»Süße, das war nur irgendein Hund. Du kannst nicht …«
»Was ist da los?« Kate ließ sich nicht beirren. Sie hielt den Atem an, als der rote Audi eine Handbremsendrehung einlegte, das Kriegerdenkmal am Ende der Straße umrundete und dann auf sie zugefahren kam.
Die Bremsen quietschten neuerlich auf.
»O mein Gott«, hauchte Kate, als Barbara Kendall die Scheibe heruntersurren ließ und Norris ohne Rücksicht auf ihre Max-Mara-Hosen über sie hinwegkletterte und sich wie Zahnpasta durch die schmale Fensterlücke drückte. Norris stürzte sich fröhlich auf Kate und stieß eine Flut hoher Jodellaute aus.
Barbara Kendall öffnete die Fahrertür und stieg aus.
»Na bitte! Ich bin gerade bei Ihnen zu Hause gewesen, aber da war niemand. Gott sei Dank habe ich Sie hier gesehen. Seit wir nach Hause gekommen sind, hat er ununterbrochen gejault.« Ihre Worte kamen wie in einem Sturzbach herausgeschossen. »Es macht uns wahnsinnig. Wir können uns nicht einmal mehr
denken
hören! Darf ich offen mit Ihnen sein? Bernard und ich haben es genossen, in den letzten sechs Wochen keine Verantwortung für ein Haustier tragen zu müssen. Wenn wir kein Tier hätten, könnten wir viel öfters unterwegs sein. Wir haben uns also gefragt, ob es Ihnen ernst damit war, uns Norris abzunehmen, denn wenn ja, nun, dann wäre uns das sehr recht.«
Kate war zu sehr damit beschäftigt, auf dem heißen, staubigen Gehweg zu knien und sich das Gesicht von einem ekstatischen Norris ablecken zu lassen. Dexter, der bereits gehört hatte, was sich an diesem Morgen in der Küche von Dauncey House abgespielt hatte, runzelte die Stirn.
»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Als Kate Ihnen angeboten hat, den Hund zu behalten? Und es mir damit erspart, in den letzten Stunden diese ganze Trauer mitzumachen?«
Barbara Kendall wischte sich nachdrücklich Hundehaare von ihrer schicken Hose, sah auf und sagte: »Hm? Nun, es war eines dieser dummen Missverständnisse! Bernard und ich haben Norris geerbt, als Bernards Tante starb,
Weitere Kostenlose Bücher