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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Kerl hat damit gedroht, mir was anzutun.“ Erneut pausierte er. „Die haben sofort mitbekommen, dass Sie gestern hier aufgetaucht sind. Deshalb vermutlich auch die Sache im Krankenhaus. Die wollten Alex zeigen, dass sie es ernst meinen.“
    Der Kommissar seufzte laut und zog das Diktiergerät zu sich zurück. Er tauschte einen vielsagenden Blick mit seinem Kollegen, bevor er es schließlich ausknipste.
    Bens Mutter war derweilen aufgestanden und eilte zu ihrem Sohn.
    „Schatz, warum hast du das nicht früher erzählt?“ Sie verlor die Beherrschung, nahm Ben in ihre Arme und begann zu weinen.
    Alex blickte zu Jo. Bens Aussage hatte ihm offensichtlich die Sprache verschlagen. Er saß einfach nur da und starrte wie gebannt vor sich ins Leere. Bens Vater hingegen war wütend. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und tippte nervös mit ihnen auf dem Tisch. Als Doris von ihrem Sohn abließ und sich die Tränen aus dem Gesicht wischte, wandte sich der Kommissar erneut an Ben.
    „Das war die richtige Entscheidung, Herr Richter“, sagte er. „Wir werden die Kerle schnappen. Das versichere ich Ihnen.“
    Ben nickte wortlos.
    Alex hoffte erneut, dass Ben keine weiteren Details ausplaudern würde. Sie steckten schon tief genug in der Scheiße. Vermutlich lauerten ihnen bereits irgendwelche Handlanger auf, während der Spanier vergeblich auf sein Geld wartete.
    Alex fühlte sich machtlos und das machte ihn wahnsinnig.
    „Können Sie uns den Mann aus dem Krankenhaus beschreiben?“, fragte Wagner.
    Ben schüttelte den Kopf. „Es war viel zu dunkel. Er sah südländisch aus und hatte einen italienischen Akzent. Mehr kann ich nicht sagen.“
    Der Kommissar nickte. Sein Kollege nahm das Diktiergerät und steckte es ein. Er sah blass aus. Offensichtlich war das sein erster großer Fall.
    Bens Vater räusperte sich und wandte sich an Wagner.
    „Und? Wie soll das jetzt weitergehen?“, fragte er. „Was, wenn unserem Sohn wieder etwas zustößt? Beim letzten Mal wäre er beinahe gestorben.“
    Der Polizist erhob sich daraufhin von seinem Stuhl. Sein dünner Kollege tat es ihm gleich.
    „Sie fahren so schnell wie möglich zurück nach Flensburg. Dort sind Sie erst einmal sicher“, meinte Wagner. „Wir stellen Ihnen ein Fahrzeug zur Verfügung, damit die Kriminellen keine Spur aufnehmen können.“
    „Und Alex?“, fragte Doris sofort.
    „Herrn Tannenberger werden die nichts tun“, erwiderte Wagner. „Die Kerle wollen ihr Geld. Ihn umzubringen, wäre da eher kontraproduktiv.“
    „ Kontraproduktiv? “ Alex glaubte, sich verhört zu haben.
    Gleichzeitig verwandelte sich seine Wut in Angst und anschließend in ein Gefühl völliger Gleichgültigkeit. Alles kam ihm plötzlich so irreal vor. Alles ging viel zu schnell. Er wollte nicht, dass Ben nach Hause fuhr, wusste aber nicht, wie er dies verhindern sollte. Vermutlich war es das Beste, obwohl er sich das in jenem Moment nicht eingestehen konnte.
    „In Ordnung“, sagte Bens Vater. Nebenbei legte er eine Hand auf die seiner Frau. Ihr Streit schien längst vergessen oder von den nun bedeutsameren Sorgen überdeckt worden zu sein. „Und was passiert mit unserem Auto?“
    „Machen Sie sich darum mal keine Gedanken“, entgegnete Wagner und lächelte.
    Ja, er lächelte.
    Alex konnte es kaum glauben. Wie konnte der Kerl in dieser Situation lächeln? Diese Tatsache raubte ihm schließlich noch das letzte bisschen Verstand. Zornig sprang er vom Stuhl auf und schob ihn so kräftig nach hinten, dass er umkippte und laut auf den Fliesen aufschlug.
    „Ja, super!“, brachte er aufgebracht hervor. In seinen Worten klebte purer Sarkasmus. „Nehmen wir’s doch alle ganz locker … wird schon nichts passieren!“
    Er war fassungslos und konnte seine Wut nicht länger unterdrücken.
    Kommissar Wagner eilte sofort in schnellen Schritten auf ihn zu und machte die Anstalten, ihn am Arm packen zu wollen. Alex wich ihm jedoch aus, indem er beide Hände in die Höhe riss.
    „Ist schon gut“, mischte sich Jo ein und stand ebenfalls auf. „Ich kümmer‘ mich um meinen Sohn.“ Dann wandte er sich an Bens Vater. „Bringst du die beiden Herren bitte zur Tür?“
    Peter Richter verharrte einen ganzen Moment, bevor er aufstand und wortlos nickte.
    „Sind Sie sicher, dass Sie zurecht kommen?“, vergewisserte sich nun der dürre Polizist. Es war das erste Mal, dass Alex ihn etwas sagen hörte.
    Jo nickte. „Ich kenne meinen Sohn nun lange genug.“
    Alex wollte etwas erwidern,

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