Sommerprickeln
dich, Ziege. Ich gehe, wenn es mir passt.
»Nun ja«, sagte Celia widerwillig. »Du kennst dich mit diesen Kleinigkeiten wahrscheinlich besser aus als ich. Mason und Davis möchten eher, dass ich mich auf das große Ganze konzentriere.«
Wie den Verkauf der Firma?, fragte sich Annajane.
Sie wies auf die Kisten in der Ladezone. »Als ich diese Kartons ausgeleert habe, habe ich ein paar interessante alte Akten und Flaschen gefunden, die Mason vielleicht behalten möchte.«
Celia wirkte putzmunter. Sie trug ein blass graublaues ärmelloses Etuikleid, das ihre gebräunten Arme zur Geltung brachte, dazu eine Silberkette, passende Ohrringe und graublaue Slipper mit Kitten Heels, in denen sie Annajane ungefähr bis zum Kinn reichte.
»Wirf das alles weg«, sagte Celia und winkte in Richtung des Containers. »Wirklich, in diesem Laden gib es Berge von altem Mist, an dem diese Leute schon seit Ewigkeiten festhalten. Von Cherry Hill ganz zu schweigen. Weißt du, dass Sallie mir erzählt hat, sie hätte tatsächlich noch alle alten Babykleider von Pokey? Was stimmt bloß nicht bei euch Südstaatlern? Wirft hier überhaupt mal jemand was weg? Bitte belästige Mason nicht mit dem Kram, ja? Er hat momentan schon genug um die Ohren.«
Das kannst du wohl laut sagen, dachte Annajane.
Doch sie lächelte Celia freundlich an. »Das meiste habe ich schon weggeworfen, aber wenn es dir egal ist, werde ich ein paar Sachen einpacken und mit nach Hause nehmen. Eine Art Souvenir aus meiner Zeit bei Quixie, verstehst du?«
»Wirklich?«, sagte Celia, legte den Kopf schräg und verschränkte die Arme. Sie musterte Annajane von oben bis unten und schüttelte dann den Kopf. »Ich hätte nicht gedacht, dass du sentimental bist, was den Familienbetrieb deines Exmannes angeht. Andererseits kann ich auch nicht behaupten, euer Arrangement wirklich zu verstehen, was ziemlich ungewöhnlich ist, wie selbst du zugeben musst.«
Jetzt fährt sie also die Klauen aus, dachte Annajane. Miau.
»Ich komme gebürtig aus Passcoe, mein Vater und mein Stiefvater haben beide für die Firma gearbeitet. Und Mason und ich waren längere Zeit zusammen«, schloss sie. »Quixie war ein wichtiger Teil meines Lebens, auch als die Ehe vorbei war. Wir hatten gute und nicht so gute Zeiten. Nur weil ich jetzt wegziehe, heißt das noch lange nicht, dass ich alles vergessen will.«
»Dann tu dir keinen Zwang an«, sagte Celia und stieg elegant über einen Berg Werbeprospekte hinweg.
14
»Schau mal, wen ich mitgebracht habe!«, rief Annajane, als sie Sophies Krankenzimmer betrat. Sie hielt die DVD hoch, damit die Kleine sie sehen konnte.
»Milo und Otis!«, jubelte das Mädchen.
Annajane gab Sophie einen Kuss auf die Stirn und schaute zu Mason hinüber, der auf einem Stuhl neben dem Bett saß. »Ist sie eine brave Patientin?«
»Sie ist unglaublich lieb«, sagte Mason und stand auf. »Sie lässt sich von der Schwester Fieber messen, den Puls fühlen und die Wunde versorgen, und gerade hat sie ein bisschen Wackelpudding zu Mittag gegessen. Hier«, sagte er und wies auf den Stuhl, von dem er gerade aufgestanden war. »Setz dich, dann leg ich den Film ein.«
Während er versuchte, den DVD-Spieler anzustellen, ging die Tür erneut auf.
»Tante Pokey!«, rief Sophie. »Wir gucken Milo und Otis.«
»Oh, juchu!«, rief Pokey und stellte eine große rosa Tüte mit Schleife auf das Tablett vor Sophies Bett. »Den habe ich ja schon seit Stunden nicht mehr gesehen!«
Sophie riss die Schleife von der Tüte und zog die leicht schäbige rosa Plastiktasche in die Höhe, ihr wertvollster Besitz. »Meine Handtasche!«, freute sie sich, öffnete den Verschluss und spähte hinein.
»Die hast du in meinem Auto liegen lassen«, erklärte Pokey. »Die Chicken Nuggets habe ich weggeworfen, die fingen schon leicht an zu stinken. Aber den Rest kannst du behalten.«
Über den Kopf ihrer Nichte schaute Pokey Mason an. »Sie hatte einen von meinen Lippenstiften, den silbernen Beißring vom Kleinen, mehrere Dosenverschlüsse, einen Schlüssel, den ich nicht kenne, und eine leere Pfefferminzbonbondose in der Tasche.«
»Meine Schätze«, sagte Sophie und schob die Tasche unter ihre Decke. Dann stürzte sie sich wieder auf die Geschenktüte und inspizierte den restlichen Inhalt. »Neue Buntstifte!«, rief sie und hielt viele bunte Stifte in die Höhe. »Und ein paar Malbücher: Pocahontas, Arielle, die Meerjungfrau, Schneewittchen.«
Mason nahm eines der Bücher in die Hand und lachte.
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