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Sommersturm (German Edition)

Sommersturm (German Edition)

Titel: Sommersturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Büttner
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strahlten sogar durch die dicken
Brillengläser hindurch, er trug die Nase mindestens drei Zentimeter höher und
fast schien es, als seien sogar die Pickel in seinem Gesicht weniger geworden.
Er war wie neu. Aber das eigentlich Verrückte war, dass auch Ulla wie neu war.
Zwischen den beiden hatte es gefunkt.
    Zuerst
hatte Ulla mir gegenüber ein schlechtes Gewissen. Sie musste davon ausgehen,
dass ich auf sie wartete. Aber dann hat Henry ihr so schonend wie möglich von
meiner edlen Natur berichtet. Nachdem ich erkannt hätte, dass Ulla nun an Henry
vergeben sei, hätte ich mich mit Luisa getröstet, was kein einfacher Schritt
für mich war. Mittlerweile hätte ich die Geschichte einigermaßen überwunden.
Schließlich sei ich hart im Nehmen.
    Nun
konnte ich nicht mehr anders als Henry reinen Wein einzuschenken. Deshalb nahm ich
ihn in der großen Pause auf dem Schulhof kurz beiseite.
    „Ich
muss dir was sagen.“
    „Schieß
los“, ermunterte er mich, keine langen Faxen zu machen, aber so einfach war das
nicht.
    „Ich
finde es total stark“, redete ich um den heißen Brei herum, „dass du dich mit
Ulla so super verstehst.“
    „Ich
auch“, erwiderte Henry und strahlte wie die Sonne. Obwohl er seiner neuen
Freundin zuliebe weniger rauchte, steckte er sich jetzt eine an.  
„Wo ist das Problem?“, hakte er nach, er wurde langsam skeptisch.
    „Problem?
Was für ein Problem? Nein! Problem gibt es da gar keins, nur ... ich hab zu
Ulla gesagt, dass du ... eine seltene ... Krankheit hast und schon sehr bald
... ins Gras beisst .“
    „Ach,
das Lügenmärchen meinst du“, sagte Henry trocken. „Davon hat sie mir  schon
erzählt. Wir haben uns schief gelacht.“
    Mir
fiel ein Stein vom Herzen.
    „Das
Theater wäre übrigens gar nicht nötig gewesen“, meinte er.  „Wenn man sich
so liebt wie wir, braucht man solche Krücken echt nicht.“
    Ich
hatte da so meine Zweifel, hielt aber wohlweislich die Klappe. Stattdessen bat
ich Henry um einen Gefallen.
    „Ich
hab dir doch schon mal von Martha und Kurt erzählt“, sagte ich, „Tante und
Onkel von mir?“
    „Klar
hast du. Was ist mit denen?“
    „Die nerven in letzter Zeit immer mehr. In einer Tour schnüffeln
sie bei uns rum, fragen mir ein Loch in den Bauch und erzählen in der
Verwandtschaft dummes Zeug. Vor allem über Betty. Es ist höchste Zeit, denen
mal Kontra zu geben. Die brauchen mal einen Denkzettel,  wenn du
verstehst, was ich meine. Je freundlicher wir zu ihnen sind, umso unverschämter
werden sie.“
    „Verstehe“,
sagte Henry. „Aber was kann ich dabei tun?“
    „Du
rufst bei ihnen zu Hause an. Anonym, versteht sich.“
    „Und
was soll ich sagen?“
    „Du verlangst Martha.“
    „Was
soll ich sagen, verdammt?“ Er fingerte nervös an seinem Feuerzeug herum.
    „Du sagst einfach nur, sie solle mal
besser auf ihren Mann
    aufpassen. Dann würde ihr auch nicht
entgehen, dass der
    ihrer eigenen Schwester nachsteigt.“
    Henrys Gesicht war ein einziges
Fragezeichen.
    „Wem?“, fragte er ungläubig.
„Betty?“
    „Natürlich
stimmt das nicht“, erklärte ich. „Aber er findet sie toll und starrt ihr
dauernd auf den Hintern. Das hab ich genau beobachtet. Am besten legst du nach
dem einen Satz sofort wieder auf. Dafür wiederholst du den Anruf ein paar Mal.
Wollen doch mal sehen, ob wir die nicht ein bisschen aufmischen können. Was
meinst du?“ 
    „Na
klar.“ So richtig begeistert klang er nicht. „Für dich tu ich so was doch
immer.“
    „Demnächst
feiert Kurt seinen Fünfzigsten“, sagte ich. „Wäre doch ein schöner Anlass für
den ersten Anruf. Eine nette kleine Geburtstagsüberraschung.“
     
    Betty
feilte ihre Nägel – mit einer solchen Hingabe, dass sie dabei den Rest der Welt
vergaß. Man hätte meinen können, sie sei schwer kurzsichtig, so nah hielt sie
sich die Finger unter die Augen.  
    Wir
saßen im Wohnzimmer, im Fernsehen lief irgendeine amerikanische Soap, keiner
von uns beiden sah richtig hin. Ich blätterte in einem Buch über Atlantis, das
ich mir in der Stadtbücherei besorgt hatte. Betty hatte ein Handtuch um den
Kopf gewickelt und trug ihren seidenen Morgenmantel. Sie hatte gerade geduscht,
ihre Verschönerungsarbeiten liefen auf Hochtouren, wir waren eingeladen zu
Kurts Geburtstag.
    „Nur
im Kreise der Familie“, wie er mehrmals betont hatte. Als wenn das für uns
irgendeine Rolle gespielt hätte. Als wären ausgerechnet Betty und ich je wild
auf Familie gewesen.
    Im
Fernsehen war gerade ein

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