Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommersturm

Sommersturm

Titel: Sommersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
Vom Netzwerk:
intelligent.“ Die letzte Bemerkung war eine gönnerhafte Zugabe.
    „Kann
ich dir auch nicht genau erklären“, meinte ich mit kritischem Blick auf das
Spielfeld, wo der Ball schon wieder rollte. „Aber es ist ja nun mal Tatsache,
dass sie gesucht hat und gesucht und einfach niemand finden konnte.“
    Roger
steckte sich den letzten Wurstzipfel in den Mund und schob dann endlich das
Stückchen nach, das sich in seinem Mundwinkel bereits häuslich eingerichtet
hatte. Dann klappte er sein Papptablett zusammen und ein Rest Senf quoll daraus
hervor. Er warf einen konzentrierten Blick auf meine Wurst, die langsam kalt
wurde in meiner Hand und trostlos hin- und herzappelte .
    „Magst
du noch?“ Ich hielt  ihm die Wurst hin, er griff zu.
    „Hatte
sie vor mir eigentlich viele andere?“, fragte er. Das Gespräch unter
Männern strebte seinem Höhepunkt entgegen. Ich räusperte mich und blickte auf
einmal gebannt aufs Spielfeld.
    „Willst
du es mir nicht sagen?“, hakte er nach.
    „Es
ist besser, nicht über diese Dinge zu sprechen“, behauptete ich. „Gentlemen tun
das nicht.“
    Unten
wurde der Pfosten getroffen, ich hatte nur noch Augen für das Match. Rogers
Interesse für die Kicker war dagegen merklich abgeflaut.
    „Zwei
die Woche“, sagte ich wie nebenbei. „Im Durchschnitt. - Oder?“  Ich tat,
als rechne ich nach.
    „Doch“,
bestätigte ich mich schließlich selbst. „Zwei in der Woche, Das kommt hin.
Ungefähr jedenfalls. Natürlich hab ich nicht gezählt.“
    Obwohl
Rogers Haut von Seeluft, Sonne und Solarium gegerbt und gebräunt sowie vom Bier
leicht gerötet war, wurde er nun blass, er verschluckte sich und bekam einen
Hustenanfall.
    Ich
klopfte ihm auf den Rücken. „Geht‘ s wieder?“
    „Einigermaßen,
danke“, stammelte er zwischen zwei Hustenattacken.
    „Aber
jetzt“, sagte ich, „hat sie ja zum Glück dich. Das war auch für mich nicht
schön, andauernd die fremden Kerle im Haus.“
    Roger
bemühte sich, mitfühlend auszusehen, aber er war zu verwirrt. Die Worte waren
ihm ausgegangen, er wandte sich wieder dem Spiel zu. Das erste Mal, seit ich
ihn kannte, wirkte er nachdenklich. Ein Anfang war gemacht, ich war nicht
unzufrieden.
    Erst
auf der Rückfahrt nahm ich den Faden wieder auf. Roger sah noch immer aus wie
ein grübelnder Philosoph, was wohl kaum an dem miserablen Spiel lag, das wir
gesehen hatten oder an der Null-zu-drei-Niederlage seiner Lieblingsmannschaft.
    „Benutzt
ihr eigentlich ... Gummis?“, fragte ich arglos, aber doch so, als würde mir die
Frage schwerfallen. Da trat ein kleines Lächeln auf Rogers Gesicht, ein
verzeihendes Lächeln wegen der Dummheit meiner Frage.
    „Ja,
natürlich“, sagte er. „Was denkst du denn?“
    „So
natürlich scheint das ja nicht zu sein“, meinte ich leicht stockend. „Äh, bei
den anderen, meine ich. Zumindest bei einem. Sonst wäre es ja wohl nicht
passiert. Allerdings platzen die Dinger natürlich auch hin und wieder mal.“
    Roger
stutzte und plötzlich war da dieses undefinierbare Zucken in seinem Gesicht,
das sonst vor allem dann auftrat, wenn man seinen Namen deutsch aussprach.
    „Was?“,
fragte er dann. „Was wäre nicht passiert?“
    Ich
guckte erschrocken. „Soll das etwa heißen,  sie hat nicht ...“, stammelte
ich herum, „willst du damit sagen, du ... “ Dann schien ich mich zu besinnen
und sagte: „Ach nichts, Roger, wirklich nichts. Nichts wirklich Wichtiges jedenfalls.“
    „Was
ist nicht wirklich wichtig?“ Rogers Stimme hob sich langsam, ein Hauch von Drohung
blitzte in ihr auf, er achtete kaum noch auf den Straßenverkehr, ich sah uns
schon tot im Straßengraben liegen. „Wovon redest du, verdammt?“
    „Ach,
es ist nichts… vergiss es.“ Ich starrte verkrampft aus dem Seitenfenster, wo
die Landschaft vorbeiflog.
    Roger
packte mich mit einer Hand an der Schulter und schüttelte mich so fest, wie es
ihm in dieser Position möglich war.
    „Du
sagst mir jetzt sofort“, forderte er nun vehement, „um was es hier eigentlich
geht, verdammt!“
    Ich
tat eingeschüchtert. „Da musst du schon Betty fragen“, sagte ich kleinlaut.
„Ich meine, wenn sie es dir nicht erzählt hat, wird sie schon ihre Gründe
haben. Lass mich besser damit in Ruhe, es ist nicht meine Sache.“
    In
Roger brodelte es, aber für einen kurzen Moment schien er doch nachzudenken.
Ich nutzte diese Pause.
    „Gerade
wollte ich dir sagen, wie toll ich es von dir finde, dass du trotzdem mit ihr zusammen bist. Ich meine, dass du

Weitere Kostenlose Bücher