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Sommersturm

Sommersturm

Titel: Sommersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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einer von uns den Stein an den Kopf kriegen können.
Wütend kehrte ich zu Henry zurück, der noch immer dastand wie gelähmt, das
Gesicht kalkweiß.
    „Zeig
mal her!“, sagte ich und Henry machte die Schulter frei. Die getroffene Stelle
sah gar nicht besonders gut aus. Schon jetzt bildete sich ein Bluterguss und
die Hautabschürfung war auch nicht ohne.
    „Es
ist besser, du gehst zum Arzt“, sagte ich. „Vielleicht ist auch was gebrochen.“
    Schon
bei dem Gedanken wurde Henry noch blasser. „Was steht denn auf dem Zettel?“,
fragte er.
    Tatsächlich
war das Blatt  beschrieben. Und der Absender war bestimmt nicht Ulla, die
mir auf diesem Weg mitteilen wollte, dass der Countdown unserer Liebe lief.
Meine Hände waren ganz ruhig, als ich das Blatt auseinanderfaltete und mit
fester Stimme vorlas:
     
    Wenn
ihr nicht die Finger von den Mädchen lasst, passiert bald Schlimmeres! Schon
sehr bald!!! Wetten?
     
    Einen
Augenblick sah es ganz so aus, als würde Henry umkippen, doch dann berappelte
er sich wieder. „Dieses fiese Schwein“, murmelte er und es war klar, wer
gemeint war. Ulla gehörte zu Deans Clique und der Boss meldete nun klare 
Besitzansprüche an. Ich dachte auch an die wilden Blicke, die er mir zugeworfen
hatte, als ich am Strand mit Luisa geredet hatte.
    Der
Kampf war eröffnet.

 
    10
     
    Henrys
Schlüsselbein war nicht gebrochen, aber dafür, so schien es, sein Wille, was
ungefähr dasselbe gewesen wäre. Den Arm in der Schlinge, weigerte er sich nun,
Ulla auf ein Eis einzuladen, obwohl ich ihn stundenlang bearbeitete, dass er
sich von solch feigen Attacken nicht einschüchtern lassen dürfe. 
    „Du
hast gut reden“, stöhnte er. „Dich machen sie ja nicht fertig, wenn sie mich
mit ihr sehen.“
    Ich
musste zugeben, dass er damit recht hatte. Aber dann erinnerte ich ihn daran,
dass sie mich doch sowieso fertig machen wollten.
    „Wenn
sie also wirklich so gefährlich sind“, sagte ich, „dann bin ich genauso dran
wie du. Und nie vergessen, was für ein Sahnestück nach dem Speiseeis auf dich
wartet.“
    Als
nicht mal dieses Lockmittel zog, wusste ich, was die Stunde geschlagen hatte
und zog meinen letzten Trumpf aus dem Ärmel: „Was würdest du sagen, wenn ich
mitkomme?“
    Henry
kapierte nicht.
    „Sag
mir einfach nur, ob es dir reicht, wenn ich dabei bin. Den Rest überlass mir.“
    Henry
schwieg und blickte zu Boden. „Okay“, sagte er schließlich. „Wenn du dabei
bist.“
    Ich
hielt meine Hand hoch und Henry klatschte ab. In die „Du wirst es nicht
bereuen“, sagte ich. „Ich schwör’s dir.“
     
    Ich
war an einen Punkt gelangt, wo ich mich beinahe an Roger gewöhnt hatte. Außer
natürlich an die lästige Vorstellung seiner besonderen Qualitäten .
    Und
trotzdem: Als der Sommer sich langsam seinem Ende entgegen neigte, 
gehörte Roger fast schon zum Inventar. Insgeheim aber fragte ich mich weiter,
wann der Reiz seiner Qualitäten sich für Betty abgenutzt hatte. Schon
als wir zuletzt darüber geredet hatten, schien sie ganz nah dran gewesen zu
sein. Aber seither verging Tag für Tag. Woche für Woche schlich sich der
Hochsommer dahin, ohne dass ein Ende in Sicht schien. Ich hatte mich an ihn
gewöhnt wie an eine Landplage, aber ich akzeptierte ihn nicht. Ich hasste es,
klein beizugeben.
    Langsam
fing er sogar an, seine Fühler in meine Richtung auszustrecken, was ich lange
befürchtet hatte. Zweimal schon hatte er mich mit Betty gemeinsam zum Essen
eingeladen. Es waren wunderbare Abende in vorbildlicher familiärer Harmonie,
ermöglicht durch mein schauspielerisches Talent. Ich hatte richtig Spaß daran,
alle Register zu ziehen. Betty ließ sich anstecken und spielte die Rolle der
fürsorglichen Adoptivmutter ebenfalls nicht schlecht. Roger dagegen war weit
weniger überzeugend als liebevoller Familienvater. Dass er sich aber mächtig
anstrengte, hätte ich ihm auch schriftlich gegeben, wenn er mich drum gebeten
hätte.
    So
nutzte er jede Gelegenheit, sich mit mir gegen Betty, die stellvertretend für
alle Frauen der Welt an unserem Tisch saß, zu solidarisieren, mal im Spaß, mal
im halben Ernst: Wir Männer müssen zusammenhalten!  Er geizte nicht
damit, mir auf die Schulter zu klopfen und komplizenhaft zuzuzwinkern. Zu guter Letzt fragte er mich sogar, ob ich nicht mal mit ihm zum
Fußball gehen wolle, er käme da immer ganz günstig an Karten ran.
    Ich
hasste nur eins mehr als Fußball spielen und das war Fußball gucken. Ich liebte
Basketball. Betty wusste das

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