Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1014 - Der Seelenkompaß

1014 - Der Seelenkompaß

Titel: 1014 - Der Seelenkompaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Das war nun anders.
    Ich hatte ebenfalls gesessen, der Tisch deckte mich nicht mehr, aber ich warf mich mitsamt dem Holzstuhl nach hinten, um den beiden Fäusten zu entgehen, die mich niederstrecken wollten. Silas schrie mich dabei noch an. Die meisten Worte verstand ich nicht, nur der Begriff Seele fiel mir einige Male auf.
    Er traf mich nicht voll. Aber seine Hände rasierten an meiner linken Halsseite entlang. Dann fiel ich auf den Rücken, was auf diesem verdammten Betonboden weh tat. Silas war schlimmer dran. Er krachte auf den Bauch, rutschte noch weiter und riß sich dabei die Gesichtshaut auf.
    Ich drehte mich um und kam wieder auf die Füße. Die Tür des Besucherzimmers wurde aufgestoßen. Die breitschulterige Gestalt des Gefängnisbeamten tauchte auf. Er war hochrot im Gesicht, erfaßte mit einem Blick, was geschehen war, und wollte eingreifen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Lassen Sie das. Ich komme mit Silas allein zurecht.«
    »Er ist ein Killer!«
    »Weiß ich, aber das bin ich auch!«
    Der Uniformierte hob die Schultern und zog sich wieder zurück. Er kannte meine Vollmachten und auch das neue Schreiben meines Chefs, das ich mitgenommen hatte. Es öffnete mir hier in der Sicherungsanstalt alle Türen.
    Dieses Besucherzimmer besaß den Charme einer Eisscholle. Das vergitterte Fenster, die kahlen, mit Ölfarbe bestrichenen Wände, der kalte und harte Betonboden, die graue Decke, der schmucklose Tisch mit den ebenfalls schlichten Stühlen.
    Eine Lampe war auch noch vorhanden. Sie hatte man ebenfalls eingesperrt. Ein Gitter unter der Decke schützte sie.
    Ich atmete tief durch und fragte mich, weshalb Larry Silas so überreizt reagiert hatte. Es war mir kaum gelungen, einige Fragen zu stellen. Er hatte mich aus seinen hellen Augen nur angestarrt, als wollte er auf den Grund meiner Seele blicken. Meinen Namen hatte ich ihm sagen können, er hatte auch noch zugehört, als ich ihm erklärte, daß ich ihm helfen wollte, dann aber war er ausgerastet.
    Durchgedreht, abgehoben wie auch immer. Jetzt lag er bäuchlings auf dem Boden, die gefesselten Arme vorgestreckt, und atmete keuchend als würde jemand einen alten Blasebalg bewegen.
    Ich trat an ihn heran. Allerdings nicht zu nahe. »He wollen Sie nicht aufstehen?«
    Im Liegen schüttelte er den Kopf. Es machte ihm auch nichts aus, daß er wieder mit dem Gesicht über den Boden schrammte.
    »Warum nicht?«
    »Hau ab!« Seine Stimme war schwer zu verstehen, sie glich mehr einem Nuscheln.
    »Ich bleibe, Silas!«
    Er stöhnte nur.
    »Warum wollten Sie mir an den Kragen?«
    »Verschwinde endlich!«
    »Nein!«
    Pause. Nur sein Atmen. Dann fing er an zu kichern, was mich wunderte. Sein Kopf zuckte dabei, als wollte er in den Betonboden beißen. Er trug die graue Knastkleidung. Eine Hose ohne Gürtel, eine Jacke und Clogs. Man wollte vermeiden, daß er sich mit zusammengebundenen Schnürriemen erhängte, wie das bei Gefangenen schon öfter passiert war.
    Silas war hochgradig gefährdet. Und er war ein Killer. Drei Menschen hatte er getötet. Eiskalt abgeschossen bei einem Überfall auf eine Tankstelle.
    Daß ich mich mit ihm beschäftigte, lag an einem Mann, den ich flüchtig kannte. Er arbeitete als Polizeipsychologe und hatte sich mit Silas beschäftigt. Er war auch nicht an ihn herangekommen, denn der Killer zeigte sich verschlossen. Aber der Fachmann hatte nicht aufgegeben, und er hatte tatsächlich herausgefunden, daß mit Silas einiges nicht stimmte. Wer Menschen einfach erschoß, bei dem stimmte sowieso einiges nicht, aber Silas hatte von einem Feind gesprochen. Einem gefährlichen Feind, der ihn geleitet hatte und seine Seele rauben wollte.
    Ein Seelenräuber.
    Mein Kollege hatte dies als Spinnerei abgetan, aber Larry Silas war auch bei weiteren Sitzungen bei seinen Aussagen geblieben, und das hatte den Kollegen schließlich verzweifeln lassen, der sich mit den Seelenzuständen seiner Patienten auskannte, aber mit dämonischen Kräften nichts im Sinn hatte.
    Also war er zu mir gekommen.
    »Schauen Sie sich den Mann mal näher an, Mr. Sinclair. Vielleicht ist das was für Sie.«
    Große Lust hatte ich nicht gehabt. Eigentlich hatte ich mich ausruhen und dabei auf mich selbst konzentrieren wollen, denn die letzten Tage und Wochen waren die schlimmsten in meinem Leben gewesen. Mit einem Urlaub fernab in den Staaten hatte es auch nicht geklappt. Immer mehr kam mir zu Bewußtsein, daß ich praktisch dazu verdammt war, Dämonen oder finstere Mächte zu jagen.
    Viel

Weitere Kostenlose Bücher