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Sonea 3 -

Sonea 3 -

Titel: Sonea 3 - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Canavan
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und ihren gebrochenen Arm an sich gedrückt. Ihre Augen waren weit offen, und sie starrte ihn an. Als ihre Blicke sich trafen, bewegte sie die Lippen, und obwohl kein Laut herauskam, waren die Worte klar, als hätte sie in seinem Geist gesprochen. Ihm wurde am ganzen Körper kalt.
    Töte mich.
    Er starrte sie ungläubig an. Nein, nicht ungläubig. Tod ist die einzige Flucht, die sie bekommen wird. Ich kann den Schmerz auslöschen, wenn sie es mir erlaubt, aber das ist nur der körperliche Teil der Folter. Das Grauen kann ich nicht beenden, ebenso wenig die Demütigung und die Angst.
    Aber …
    Seine Eingeweide krampften sich zusammen. Ich kann sie nicht töten. Seine Schuldgefühle vertieften sich, und er wandte sich ab. Es ist alles meine Schuld. Er schüttelte den Kopf. Nein. Das ist es nicht. Aber ich kann nicht so tun, als sei ich nicht teilweise verantwortlich für das, was mit ihr geschieht. Wenn es irgendetwas gibt, was ich tun kann …
    Irgendetwas? Aber ich habe noch nie jemanden getötet. Es ist nicht so, als würde ich es nicht tun, wenn ich mich selbst oder jemand anderen verteidigen müsste, aber eine Person zu töten, die nicht versucht, irgendjemandem zu schaden, ist unrecht.
    Ihre Lippen formten die flehentliche Bitte abermals.
    Er erinnerte sich an Worte seiner Mutter, die sie vor langer Zeit gesprochen hatte: »Als Heiler können wir den Tod auf vielerlei Weise verhindern, aber manchmal sind die Grenzen dessen, was wir tun können, erreicht. Wenn ein Mensch nicht mehr zu retten ist und sterben will, dann kommt es einer Grausamkeit gleich, ihn am Leben zu erhalten.«
    Während er dem bebenden Atem der Sklavin lauschte, wusste er, dass es grausam war, sie ohne Hoffnung auf Flucht leiden zu lassen.
    Wie würde ich es überhaupt tun? Der Ashaki, der ihn bewachte, saß draußen vor der Zelle und beobachtete sie. Was immer Lorkin tat, es würde sanft und subtil genug sein müssen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    I ch kann nicht glauben, dass ich tatsächlich darüber nachdenke.
    Irgendwann würde man den Tod der Sklavin bemerken. Was würden sie tun, sobald sie wussten, dass Lorkin sie getötet hatte? Er verspürte eine verräterische Erleichterung, als ihm die Antwort kam. Sie ist der Besitz des Königs – oder der Besitz von jemand anderem. Ich weiß nicht, wie schwerwiegend das Verbrechen ist, fremdes Eigentum zu zerstören, aber es wäre definitiv etwas, das sie mir vorhalten könnten.
    Vielleicht hofften sie, dass er sie töten würde. Vielleicht würde es ihnen den Vorwand liefern, den sie brauchten, um seine Gedanken zu lesen oder Schlimmeres zu tun. Sobald er offiziell ein Verbrecher war, konnten sie ihm alles antun.
    Je mehr er darüber nachdachte, desto größer wurde seine Überzeugung, dass dies ihr Plan war. Warum sonst schlossen sie sie jede Nacht mit ihm in die Zelle ein? Wenn er fortfuhr, sie zu heilen, würde er schon bald all die Macht aufbrauchen, die Tyvara ihm gegeben hatte. Aber das konnte nicht ihr einziges Ziel sein. Es gab jede Menge andere Methoden, wie sie seine Stärke anzapfen konnten, falls es das war, was sie wollten. Wenn sie nur die Absicht hatten, seine Entschlossenheit zu brechen, indem sie andere folterten, warum ließen sie die Sklavin dann in seiner Zelle? Sie konnten sie jederzeit in der Nähe einschließen, gerade eben außer Reichweite, so dass er ihr Leiden beobachten, ihr aber nicht helfen konnte.
    Plötzlich wollte er sie töten, nur um ihnen eins auszuwischen.
    Nein, das will ich nicht, sagte er sich schnell und schauderte bei dem Gedanken, dass er so leicht zum Mörder werden könnte.
    »Töte mich« ,erklang das Wispern von neuem. Ein Schauder überlief ihn.
    Gab es eine Möglichkeit, sie zu töten, ohne Beweise für die Tat zu hinterlassen? Wenn die Verletzungen, die der Vernehmer ihr zugefügt hat, schlimm genug sind … nein, er würde sichergestellt haben, dass sie nicht so schlimm waren. Doch nach dem Geräusch ihres Atems zu urteilen, war etwas in ihrer Brust beschädigt. Vielleicht war eine Rippe angerissen oder gebrochen. Wenn er sie manipulieren konnte …
    Aber das würde bedeuten, dass er heilende Kraft benutzte, um zu töten. Heiler sollten heilen, nicht schaden.
    Nun, das war schon immer eine komplizierte Philosophie. Wenn man einen Körper aufschnitt, um einen Tumor zu entfernen, musste man schaden, um zu heilen. Und dann war da noch die Diskussion, die sich darum drehte, Menschen beim Sterben zu helfen. Und meine Mutter hat Heilung zur

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