Sonea 3 -
mit grauen Strähnen im Haar trat vor. Alle beobachteten, wie die Gedanken des Spions gelesen wurden. Der Ashaki schien eine gründliche und bedächtige Gedankenlesung vorzunehmen, da die Prozedur länger dauerte, als Dannyl es bisher je erlebt hatte. Als der Ashaki den Spion losließ, sackte der Mann wieder zu Boden und streckte die Hände nach dem König aus wie ein Sklave, der um Vergebung flehte.
»Nun, Ashaki Rokaro?«, fragte der König.
Der Ashaki schaute erst den Spion an, dann Dannyl, dann die versammelten Ashaki.
»Es ist wahr«, erklärte er.
Dannyl verspürte einen Anflug von Überraschung. Er hatte erwartet, dass der Ashaki es leugnen oder sagen würde, der Mann glaube es, habe aber keinen Beweis dafür, dass seine Befehle vom König gekommen waren. Als Dannyl den König anblickte, sah er keine Sorge oder Schuldgefühle, und ihm wurde flau im Magen.
»Ihr sagt, eine Verräterin habe Euch geholfen«, bemerkte der König.
Dannyl zögerte, und ein warnender Schauder überlief ihn. »Wir konnten kaum ablehnen.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Ich weiß es nicht. Nicht im Gildehaus.«
»Und Lorkin?«
»Weg.«
»Wohin?«
»Ich weiß es nicht. Zusammen mit den Verrätern, vermute ich.«
»Sie scheinen heutzutage seine bevorzugten Begleiter zu sein.« Er drehte sich um und lächelte Achati mit offenkundiger Anerkennung an. »Aber zumindest haben wir bekommen, was wir alle begehrt haben: Freiheit für Lorkin im Austausch für Informationen.«
Informationen? Plötzlich erinnerte sich Dannyl wieder an das Versprechen, das Lorkin Achati gegeben hatte.
Dannyl hatte nicht geglaubt, dass Lorkin zu seinem Versprechen stehen würde. Er hatte vermutet, dass Lorkin irgendeine Art von Betrug im Sinn hatte. Aber was, wenn er Achati tatsächlich mitgeteilt hatte, wo das Sanktuarium lag? Was, wenn Achati Lorkin dem König übergeben hatte, statt ihm zu helfen zu fliehen? Logen die Verräter, was seine Rettung betraf, um sich an Lorkin dafür zu rächen, dass er ihr Zuhause preisgegeben hatte? Oder wussten sie noch nicht, was Lorkin getan hatte?
Der König sah den Spion an. »Ich schätze, ich sollte Euch danken, dass Ihr meinen Spion zurückgegeben habt, obwohl er sich den Titel kaum verdient hat.« Der König wandte sich Dannyl und Tayend zu. »Ihr dürft in das Gildehaus zurückkehren, Botschafter.«
15 Im Ödland
D ie Nachtluft war überraschend kalt, wenn man bedachte, wie heiß es tagsüber im Ödland war. Lorkin zog an den Zügeln und hielt das robuste kleine Reittier, das er ritt, einmal mehr davon ab zu versuchen, das Pferd an der Spitze einzuholen. Die Stute warf protestierend den Kopf hoch, und er hörte das Wasser in den Fässern schwappen, die an ihr festgebunden waren.
Sie waren seit der Abenddämmerung am vergangenen Tag unterwegs. Der falsche Ashaki der Verräter hatte Lorkin in seiner Kutsche an den Rand des Ödlands gebracht und ihn mit zwei Sklaven von einem nahen Besitz allein gelassen. Die Sklaven hatten Lorkin erklärt, dass sie ihn nur bis zu den Hügeln bringen könnten, wo eine Gruppe von Verrätern sie treffen würde. Obwohl sie ein zusätzliches Pferd hatten, das half, Wasser und Proviant zu tragen, konnten sie nicht genug Vorräte mitnehmen, um bis in die Berge und wieder zurück zu gelangen, ohne Verdacht zu erregen.
Lorkin schaute über seine Schulter nach Osten und sah, dass der Himmel bereits heller wurde. Er hatte seit mehr als einem Tag nicht geschlafen, und während der vergangenen beiden Nächte hatte er sich auf dem engen Sitz der Kutsche zusammenrollen müssen. Obwohl er die Erschöpfung mit heilender Magie lindern konnte, waren die ständigen Reisen und die Angst vor Entdeckung überaus anstrengend. Einfach für eine Weile still zu sitzen wäre ihm hochwillkommen gewesen, aber er bezweifelte, dass er in absehbarer Zeit in den Genuss dieses Luxus kommen würde.
Die Hoffnung, dass Tyvara unter den Verrätern sein würde, die auf ihn warteten, schenkte ihm jedes Mal neue Energie, wenn er an sie dachte, was er tat, wann immer er vor Erschöpfung im Sattel in sich zusammensackte. Er dachte an ihr warmes Lächeln, den Klang ihrer Stimme, die Berührung ihrer nackten Haut. Bald, sagte er sich.
Er würde sehr enttäuscht sein, wenn sie nicht unter den Verrätern war, aber nicht überrascht. Man hatte Tyvara für drei Jahre verboten, die Stadt zu verlassen, als Strafe dafür, dass sie Riva getötet hatte. Aber zumindest ist sie dort in Sicherheit, und wenn sie nicht bei ihnen ist,
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