Sonea - Die Heilerin: Roman
wäre sein Reitpferd nicht so breit gewesen. Die Tiere trugen nicht häufig Menschen, da Besucher in Duna – oder in dessen trockeneren Gebieten – selten waren. Sie waren mehr daran gewöhnt, Nahrungsmittel und andere Vorräte zu tragen.
Kutschen waren zu breit für die schmale Straße, die sich zudem in sehr engen Kurven emporwand. Es ging ständig so dicht an der Felswand entlang, dass Dannyl gelegentlich mit einem Stiefel dagegenschrammte. Der andere Stiefel schwebte derweil über dem Abgrund.
Obwohl er keine Höhenangst kannte, machte ihm die ständige Drohung eines Absturzes zu schaffen. Achati schien mit den Zähnen zu knirschen und hielt den Blick entschlossen auf die Straße vor ihm gerichtet. Tayend machte das ganze Unternehmen offenbar überhaupt nichts aus, obwohl er nicht über beruhigende Magie verfügte, die er hätte heraufbeschwören können, sollte er oder sein Pferd ausrutschen.
Der Vorteil der ungeschützten, gefährlichen Route war die Aussicht.
Die Straße hatte etwa auf halber Länge des Tals ihren Ausgang genommen. Hinter ihnen lag der breitere Teil des Talgrunds, unterteilt in Felder, an deren Rändern in Gruppen Häuser standen. Ein bleiches Band aus grauem Sand trennte am Ende das grüne Land vom blauen Meer. Vor ihnen wurde das Tal schmaler, und die Felsen rückten von beiden Seiten her immer dichter zusammen. Ein Band aus Wasser schlängelte sich durch die ganze Länge des Tals und glitzerte, wann immer die Sonne sich auf seiner Oberfläche spiegelte.
Dannyl, der geradeaus blickte, sah, dass an der nächsten Biegung mehrere Menschen standen. Die einzigen Stellen des Pfades, die breit genug waren, dass Reisende aneinander vorbeigehen konnten, waren die Haarnadelkurven. Die Menschen, die dort warteten, waren offensichtlich Duna: schlank, mit grauer Haut und nur mit einem Tuch bekleidet, das sie sich um die Lenden schlangen. Sie trugen auf den Schultern große Säcke.
Der Führer rief einige Grußworte, als er näher kam. Die Duna – allesamt Männer – antworteten nicht und bewegten sich auch nicht. Vielleicht machten sie zum Gruß irgendein Zeichen, denn der Führer lächelte, als er sich umdrehte und den nächsten Teil der Straße hinaufritt. Achati drehte sich als Nächster um, und die grimmige Entschlossenheit in seinen Zügen, die er an den Tag gelegt hatte, seit sie mit dem Aufstieg begonnen hatten, veränderte sich nicht. Dannyl lächelte die Männer im Vorbeireiten an. Sie starrten zurück, und ihre Gesichter waren leidenschaftslos, verrieten weder Feindseligkeit noch Freundlichkeit. Er fragte sich, ob ihre Neugier auf ihn genauso groß war wie seine Neugier auf sie. Hatten je zuvor Kyralier ihre Länder besucht? Hatten Gildemagier es getan? Ich bin vielleicht der erste.
Er schaute zurück und sah Tayend lächeln, als sein Pferd hinter Dannyl einbog. Der Elyner sah, dass Dannyl ihn beobachtete, und grinste. »Aufregend, hm?«
Dannyl lächelte unwillkürlich zurück. Als er sich abwandte, verspürte er eine unerwartete Welle der Zuneigung zu seinem früheren Geliebten. Er nimmt das Leben, als sei alles ein großes Abenteuer. Diese Eigenschaft ist es, die ich durchaus vermisse.
»Und wir sind fast da«, fügte Tayend hinzu.
Dannyl blickte auf und sah, dass der nächste Abschnitt der Straße kurz war. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er beobachtete, wie der Führer nach rechts abbog und verschwand. Achati folgte ihm, danach war Dannyl an der Reihe.
Nach einem ganzen Tag im Sattel war die Veränderung ihrer Umgebung so abrupt, dass Dannyl für einen Moment die Orientierung verlor. Plötzlich war der Horizont zurückgekehrt. Das Land war flach ; zwischen Dannyl und der Linie, an der die graue Erde auf den Himmel traf, war nichts.
Nichts bis auf eine Menge Zelte, korrigierte er sich, während sein Pferd wendete, um Achatis zu folgen. Die Ansammlung provisorischer Unterkünfte vermischte sich mit der Farbe des Landes. Das Ganze sah aus wie ein Gewirr aus Tuch und Pfählen.
»Es ist heiß hier oben«, bemerkte Tayend, der jetzt neben Dannyl herritt. »Wenn das Wetter im Winter schon so ist, bin ich froh, dass wir nicht im Sommer hergekommen sind.«
»Wir müssen ungefähr so weit nördlich sein wie Lonmar«, erwiderte Dannyl. »Der Unterschied zwischen den Jahreszeiten ist dort nicht so groß wie im Süden. Für Duna könnte das Gleiche gelten.«
Er fügte nicht hinzu, dass es das Ende des Tages war und die Hitze, die die jetzt tief am Himmel hängende Sonne
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