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Sonea - Die Heilerin: Roman

Titel: Sonea - Die Heilerin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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behandeln die Frauen sehr viel schlechter, als die Verräterinnen ihre Männer behandeln.
    Er dachte an seinen inzwischen engsten Freund im Sanktuarium, einen Mann namens Evar, den er gleich treffen würde. Der junge Magier hatte sich aus Neugier zu Lorkin hingezogen gefühlt, weil Lorkin im Sanktuarium der einzige andere männliche Magier war, der sich noch mit keiner Frau zusammengeschlossen hatte. Lorkin hatte herausgefunden, dass sein erster Eindruck zum Status männlicher Magier falsch gewesen war: Er hatte vermutet, dass die Verräterinnen männlichen, magisch begabten Personen die gleichen Möglichkeiten bieten würden, Magie zu erlernen, wie sie die Frauen hatten. Tatsächlich waren aber alle männlichen Magier hier »natürliche«, deren Magie sich auf ursprüngliche Weise entwickelt hatte und nicht erst freigesetzt werden musste. Es war den Verräterinnen also nichts anderes übrig geblieben, als sie entweder zu unterrichten oder sie zum Sterben außerhalb des Sanktuariums auszusetzen, bevor sie die Kontrolle über ihre Kräfte verloren. Anderen männlichen Verrätern dagegen wurde keine Magie gelehrt.
    Die wenigen glücklichen männlichen Naturmagier waren den Frauen jedoch trotzdem nicht ebenbürtig: Männer durften keine schwarze Magie erlernen. Dies stellte sicher, dass selbst schwache weibliche Magier mächtiger waren als die männlichen, weil sie ihre Kräfte mit schwarzer Magie stärken konnten.
    Ich frage mich … hätte man mir Einlass ins Sanktuarium gewährt, wenn ich mich auf schwarze Magie verstünde?
    Er dachte nicht weiter darüber nach, denn er hatte jetzt sein Ziel erreicht: den »Männerraum«. Es war eine große Höhle, in der diejenigen Männer lebten, die zu alt waren, um noch bei ihren Eltern zu wohnen, und noch von keiner Frau als Gefährte ausgewählt worden waren.
    Evar unterhielt sich mit zwei anderen Männern, als Lorkin eintrat, kehrte ihnen jedoch den Rücken, sobald er seinen Freund bemerkte. Wie die meisten männlichen Verräter war er schmal und feinknochig, ganz anders als die typischen freien Sachakaner aus dem Tiefland mit ihrem hohen Wuchs und den breiten Schultern. Nicht zum ersten Mal fragte sich Lorkin, ob die Männer der Verräterinnen über viele Generationen hinweg kleiner geworden waren – gewissermaßen, um sich ihrem sozialen Status anzupassen.
    »Evar«, sagte Lorkin. »Tut mir leid, dass ich spät dran bin.«
    Evar zuckte die Achseln. »Lass uns essen.«
    Lorkin zögerte, folgte seinem Freund dann aber in den Küchenbereich, wo ein großer Topf mit dampfender Suppe, die einer der ihren zubereitet hatte, auf die Männer wartete. Das gehörte nicht zu ihrem Plan. War er so spät, dass Evar seine Pläne inzwischen geändert hatte?
    »Werden wir den Ausflug, den du vorgeschlagen hast, noch machen?«, erkundigte sich Lorkin so beiläufig wie möglich.
    Evar nickte. »Wenn du es dir nicht anders überlegt hast.« Er beugte sich etwas dichter zu Lorkin hinüber. »Einige der Steinemacherinnen arbeiten länger«, murmelte der junge Magier. »Wir müssen ihnen Zeit lassen, ihre Arbeit fertigzustellen und heimzugehen.«
    Lorkin spürte leichten Aufruhr in seinen Eingeweiden. »Bist du dir sicher, dass du das tun willst?«, fragte er, während sie mit ihren Tellern zu einem der langen Esstische hinübergingen und sich dort – etwas abseits von den anderen, die bereits aßen – einen Platz suchten.
    Evar schlürfte etwas Suppe, schluckte und bedachte Lorkin dann mit einem beruhigenden Lächeln. »Nichts, was ich dir zeige, ist geheim. Jeder, der es sich ansehen will, kann das ohne Weiteres tun, solange er sich still verhält und niemandem in die Quere kommt. Was dir ebenfalls gelingen sollte.«
    »Aber ich bin nicht irgendjemand.«
    »Du bist angeblich einer von uns. Der einzige Unterschied ist, dass man dir gesagt hat, dass du nicht fortgehen darfst. Ich bezweifle, dass ich, wenn ich fortzugehen versuchte, ohne Erlaubnis weit käme und dass man mir eine solche Erlaubnis geben würde. Sie sehen es nicht gern, wenn sich viele von uns außerhalb der Stadt aufhalten. Jeder Spion stellt ein Risiko dar, selbst mit den Steinen, die vor dem Gedankenlesen schützen. Denn was nützt dir ein Stein in der Hand, wenn dir die Hand abgeschlagen wird?«
    Lorkin verzog das Gesicht. »Trotzdem bezweifle ich, dass irgendjemand darüber glücklich sein wird, dass ich dort bin«, bemerkte er und wandte sich wieder dem eigentlichen Thema zu. »Oder darüber, dass du mich

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