Sonea - Die Hueterin
stürzen wollte, hätte er mich entführen lassen. Ein entführter Botschafter ist für das Gastland viel peinlicher als ein bloßer Gehilfe.«
»Aber er ist kein bloßer Gehilfe«, bemerkte Achati und zog die Augenbrauen hoch. »Ihr habt doch nicht geglaubt, wir wüssten nicht um seine Herkunft, oder?«
Dannyl seufzte. »Ich schätze, es war naiv zu hoffen, Ihr hättet es nicht bemerkt.«
»Wenn es Euch beruhigt, wir dachten nicht, dass ihm deswegen Gefahr drohen würde. In Wahrheit glaubten wir, dass die Aussicht, seine Mutter könne ihre gerechte Rache üben, falls ihm etwas zustieße, genug sei, um törichte Taten wie diese zu verhindern. Obwohl...« Er brach ab, wandte sich wieder der toten Frau zu und runzelte die Stirn, als sei ihm ein Gedanke gekommen.
»Ja?«, hakte Dannyl nach.
Der Sachakaner schüttelte den Kopf. »Ich habe über eine andere Gruppe nachgedacht, aber sie hätte nichts von einer Entführung Lord Lorkins. Nein. Wir werden Ashaki Tikako einen Besuch abstatten. Wenn wir Glück haben, werden wir Euren Assistenten dort finden und ihn ins Gildehaus zurückbringen, bevor der Tag vorüber ist.« Er hielt inne. »Obwohl Ihr vielleicht den Wunsch habt, Euch vorher noch des Leichnams der Sklavin zu entledigen.«
Dannyl nickte zustimmend. »Nicht gerade ein angenehmes Willkommensgeschenk. Wenn Ihr mit Eurer Untersuchung der Toten fertig seid, werde ich den Sklaven befehlen, mit ihr zu tun, was immer sie mit ihren Toten tun.«
Da sie das neue Versteck nicht als Falle für den Jäger der Diebe benötigten, hatte Cery Anweisung gegeben, es zu versiegeln. Er und Gol waren in seine Wohnung in dem Lager neben der alten Stadtmauer zurückgekehrt.
Cery hatte Gol bis zum Morgen nichts von seinem Gespräch mit Sonea erzählt. Ihre Reaktion auf seine Neuigkeiten war so anders ausgefallen, als er erwartet hatte, dass er Zeit zum Nachdenken brauchte, Zeit, um seine Pläne noch einmal zu untersuchen und sich zu fragen, ob er bereuen würde, wozu er ja gesagt hatte.
»Warum macht sie sich nicht selbst auf die Suche nach der wilden Magierin?«, fragte Gol einmal mehr.
Cery seufzte und hob die Schultern. »Sie meinte, es stünde ihr heutzutage nicht frei, in der Stadt herumzulaufen. Sie muss sich bestimmten Einschränkungen fügen, die festlegen, wohin sie gehen darf und was sie tun kann.«
Gol runzelte die Stirn. »Undankbare Mistkerle. Nach allem, was sie getan hat, um die Stadt zu retten.«
Ja, aber die meisten Kyralier haben Angst vor ihr,
dachte Cery.
Sie gehen keine Risiken ein. Sie kennen sie nicht, daher trauen sie ihr nicht. Das kann ich verstehen. Aber es macht die Dinge für mich ein wenig unbequem.
»Also werden wir mit der Gilde zusammenarbeiten?«
»Wir müssen.« Cery verzog das Gesicht. »Niemand außer uns kann die wilde Magierin erkennen. Und vielleicht können wir helfen zu verhindern, dass sie das Ganze furchtbar vermasseln.«
Gols Gesichtsausdruck verriet Cery, wie wenig er an diese Möglichkeit glaubte. »Was ist mit Skellin? Wirst du es ihm erzählen?«
»Wir haben keine Beweise dafür, dass die Frau der Jäger der Diebe ist, nur dass sie Magie benutzt.«
»Was der Grund ist, warum du sie jetzt >die wilde Magierin< nennst«, bemerkte Gol.
»Ja. Bis wir mit Bestimmtheit wissen, dass sie der Jäger ist.«
»Und damit du es Skellin nicht zu erzählen brauchst.« Gol verschränkte die Arme vor der Brust. »Du hast Angst, dich zum Narren zu machen.«
Cery sah seinen Freund tadelnd an. »Ich will seine Zeit nicht verschwenden. Oder ihm irgendetwas schuldig bleiben, wenn ich es vermeiden kann.«
»Aber du hast gesagt, er sei nicht das, wofür du ihn gehalten hast.«
Cery schnitt eine Grimasse. »Aber er ist trotzdem ein Dieb und ein Feuel-Händler. Bessere Männer als du und ich haben aus Gründen, die sie für gut hielten, schlimme Dinge getan.«
»Sie sind die Gefährlichen«, pflichtete Gol ihm bei. »Schütze Familie oder den Stolz eines Hauses oder die Verteidigung des Landes vor, und alles ist entschuldbar.«
Cery nickte. »Wenn es ums Geschäft geht, ziehe ich es vor, mir gegenüber ehrlich zu sein. Ich wollte wohlhabender sein als die meisten Hüttenbewohner. Ich wollte nicht als Bettler sterben. Und ich werde nicht so tun, als verfolgte ich höhere Ziele als dieses.«
»Du brauchst also Geld. Und um Geld zu bekommen, brauchst du Macht. Und wenn du nicht aus einem der Häuser stammst, hast du keine Chance, durch ein ehrliches Gewerbe Macht zu gewinnen.«
»Es geht
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