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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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direkt über dem Horizont. Er verspürte eine Erleichterung, die sich alsbald in Luft auflöste, als sie ihm sagte, was er als Nächstes tun sollte. Sie würden ein weiteres Gut erreichen, in dem man sie erwartete. Dort würden sie essen und schlafen, aber Tyvara würde erst dann wissen, was sie danach tun sollten, wenn sie Verbindung zu ihren Leuten aufgenommen hatte.
    Dies würde der erste Test seiner Fähigkeit sein, sich wie ein Sklave zu benehmen. Sie hatte ihm eingeschärft, dass er nicht mehr als nötig sprechen sollte, dass er den Blick stets gesenkt halten und ohne Zögern oder Protest gehorchen musste. Außerdem sollte er sich, wenn irgend möglich, in der Dunkelheit halten.
    Jetzt deutete sie mit dem Kopf auf eine Lücke in der Mauer vor ihnen und wies ihn an, das Pferd darauf zuzulenken. Es war ein wenig seltsam, dass eine Haussklavin einen Liefersklaven begleitete, daher hatten sie sich eine Ausrede zurechtgelegt: Angeblich zeigte sie ihm den Weg und lehrte ihn, wie man den Karren fuhr, weil keine anderen Sklaven dafür freigestellt werden konnten. Er hatte die Fahrlektionen genossen, obwohl er nicht viele Fragen stellen konnte, weil sie befürchten mussten, belauscht zu werden.
    Sie schafften es ohne Missgeschick durch die Lücke in der Mauer, obwohl der Wagen an einer Seite die Steine berührte. Lorkin schaute zu den Gebäuden hinüber. Gestalten bewegten sich zwischen ihnen hindurch - der Kleidung nach allesamt Sklaven. Als der Wagen sich näherte, blieben die Leute stehen, um einen Moment zuzuschauen, bevor sie ihre Pflichten wieder aufnahmen.
    »Dort hindurch«, sagte Tyvara und deutete auf eine Toreinfahrt. Er lenkte den Karren auf einen kleinen Innenhof. Ein hochgewachsener Sklave, der das Kopfband eines Sklavenmeisters trug, trat aus einer Tür und bedeutete Lorkin anzuhalten.
    Sie brachten den Wagen zum Stehen. Lorkin, der sich des durchdringenden Blicks des Sklavenmeisters vollauf bewusst war, schaute zu Boden. Zwei weitere Sklaven kamen herbei und traten neben den Kopf des Pferdes.
    »Euch zwei habe ich noch nie gesehen«, bemerkte der Mann.
    Tyvara nickte. »Das ist Ork. Er ist neu.«
    »Ein bisschen mager für einen Liefersklaven.«
    »Mit ein wenig Arbeit wird er schon Muskeln zulegen.«
    Der Mann nickte. »Und du?«
    »Vara. Ich musste ihm den Weg zeigen.« Sie klang selbstgefällig. »Niemand sonst war abkömmlich.«
    »Hm.« Der Sklavenmeister machte ihnen ein Zeichen und wandte sich ab. »Du wirst froh sein, dass du dich ausruhen konntest. Der Herr will, dass der Wagen sofort beladen wird, damit ihr beim ersten Tageslicht aufbrechen könnt, und wir bekommen nichts zu essen, bevor die Arbeit getan ist.«
    Tyvara sah Lorkin an, dann zuckte sie die Achseln. »Also komm, Ork.«
    Sie stiegen vom Wagen. Einer der anderen Sklaven griff nach den Zügeln, während der zweite dem Pferd das Geschirr abnahm. Lorkin folgte Tyvara in einen großen, hölzernen Raum. Der schwere, süße Geruch von Reberwolle erfüllte die Luft.
    »Das ist die Ladung.« Der Sklavenmeister deutete auf einen Haufen Vliesbündel, die in Öltuch eingewickelt waren. Die Fracht schien die doppelte Größe dessen zu haben, was der Karren tranportieren konnte. Der Mann blickte von Lorkin zu Tyvara. »Ihr wisst, wie man einen Wagen belädt?«
    »Ich habe viele Male zugesehen«, antwortete Tyvara. Sie begann, die Vorgehensweise zu beschreiben.
    Der Mann nickte und stieß ein anerkennendes Brummen aus. »Das Wesentliche hast du verstanden. Ich werde es überprüfen, wenn ich zurückkomme. Wenn es falsch ist«, er musterte Lorkin vielsagend, »werdet ihr ausladen und richtig wieder aufladen müssen, und das bedeutet, dass ihr bis morgen früh auf euer Essen werdet warten müssen.«
    »In Ordnung«, erwiderte Tyvara und schaute Lorkin an. »Es wird Zeit, etwas Neues zu lernen.«
    Lorkin war froh darüber, dass der Sklavenmeister nicht zurückblieb, um sie zu beobachten, aber es tauchten jede Menge weiterer Sklaven auf, von denen einige stehen blieben, um ihn und Tyvara zu mustern. Glücklicherweise schien sie tatsächlich zu wissen, wie man Karren belud, und gab acht, dass er nichts verkehrt machte. Aber es waren eine Menge Bündel, und er hatte während der vergangenen Nacht nur wenig Schlaf gefunden. Obwohl er seine Erschöpfung geheilt hatte, wann immer sie begann ihn zu behindern, kehrte die Müdigkeit mit jedem Mal schneller zurück.
    Die Bündel waren alle gleich, doch irgendwie wurden sie schwerer, während er arbeitete. Er

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