Sonea - Die Hueterin
Erscheinung einige Vermutungen angestellt. Falls er recht gehabt hatte, hatte sie sich nichts anmerken lassen.
»Ich sehe keine andere Möglichkeit«, sagte der Hohe Lord Balkan, und in seinem Tonfall lag etwas Endgültiges. »Wir müssen ihre Gedanken lesen.«
Administrator Osen nickte. »Dann bitte ich Schwarzmagier Kallen und Schwarzmagierin Sonea herunterzukommen. Schwarzmagier Kallen wird die Gedanken der wilden Magierin lesen, deren Namen wir nicht kennen, und Schwarzmagierin Sonea wird Forlies Gedanken lesen.«
Obwohl sie das erwartet hatte, verspürte Sonea einen Anflug von Enttäuschung. Es gab viele Antworten, die sie gern von der fremdländischen Frau gehabt hätte, aber sie konnte Kallen nicht bitten, danach zu suchen. Zum Beispiel interessierte sie die Frage, ob die Frau Cerys Familie getötet hatte.
Während sie Kallen die Treppe hinunterfolgte, hielt sie den Blick auf Forlie gerichtet. Die Frau war erbleicht und starrte Sonea mit großen Augen an.
»Ich werde Euch alles erzählen«, stieß Forlie hervor. »Ihr braucht meine Gedanken nicht zu lesen.«
»Törichte Frau«, erklang eine Stimme mit einem seltsamen Akzent. »Wisst Ihr denn nicht, dass sie Eure Gedanken nicht lesen können, wenn Ihr es nicht wollt?«
Sonea wandte sich der ausländischen Magierin zu und stellte fest, dass alle Magier das Gleiche getan hatten. Die Frau schaute von Gesicht zu Gesicht, und ihre Miene veränderte sich, als sie Erheiterung und Mitgefühl bei den anderen Magiern las. Als Kallen vor ihr stehen blieb, stahl sich zuerst Zweifel in ihre Augen, dann Furcht.
Als er die Hände nach ihr ausstreckte, wurden seine Arme von Magie weggeschlagen.
Sonea, die den Kampf nicht beobachten wollte, konzentrierte sich wieder auf Forlie, die vor ihr zurückwich. »Ich bin keine Magierin«, sagte die Frau und blickte von Sonea zu den Höheren Magiern hinüber. »Man hat mich dazu gebracht zu lügen. Sie sagten... sie sagten, sie würden meine Tochter und ihre Kinder töten, wenn ich es Euch verrate.« Sie holte bebend Atem, dann brach sie in Tränen aus.
Sonea legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Weißt du, wo sie sind?«
»Ich... ich glaube, ja.«
»Sie wissen noch nicht, dass du uns irgendetwas verraten hast. Wir werden die Kinder holen, bevor sie es herausfinden.«
»D-danke.«
»Ich fürchte, dass ich trotzdem überprüfen muss, ob du uns die Wahrheit gesagt hast. Ich verspreche dir, das Gedankenlesen tut nicht weh. Tatsächlich wirst du überhaupt nichts spüren. Du wirst nicht einmal wissen, dass ich da bin. Und ich mache so schnell, wie ich nur kann.«
Forlie sah Sonea an, dann nickte sie.
Sonea berührte die Frau sachte an den Schläfen und sandte ihren Geist aus. Furcht und Sorge überfluteten sie, als sie den Geist der Frau berührte. Sie ließ sich in Forlies Gedanken hineintreiben, Gedanken, die ihrer Tochter und zwei Enkelkindern galten und den Männern, die sie fortgeholt hatten. Sonea erkannte den Mann, der Forlie erpresst hatte - er war der Feuelverkäufer, mit dem Forlie bei ihrer Gefangennahme zusammen gewesen war.
Als Sonea an diesen Augenblick dachte, erinnerte sie sich an die magische Kraft, die sie bei Forlie gespürt hatte. Jemand anderer musste sie ausgesandt haben. Vielleicht die wahre wilde Magierin, die sie durch die Fenster beobachtet hatte.
Wer hat Magie benutzt, als wir dich fanden?
Ich weiß es nicht.
Wo sind deine Tochter und deine Enkelkinder jetzt?
Ein Labyrinth von Gassen und provisorischen Häusern blitzte in Soneas Geist auf, bis ein spezielles Haus in den Vordergrund trat. Forlies Familie war in einem der verbliebenen Armenviertel der Stadt.
-
Wir werden sie finden, Forlie. Wir werden die Leute, die das getan haben, bestrafen.
Sonea öffnete die Augen und ließ die Hände sinken. Forlies Gesichtsausdruck war jetzt hoffnungsvoll und entschlossen.
»Danke«, flüsterte sie.
An die Höheren Magier gewandt, berichtete Sonea, was sie erfahren hatte. »Ich empfehle, dass einer oder mehrere von uns Forlie begleiten, um ihre Kinder so bald wie möglich zu befreien.«
Viele Magier nickten zustimmend. Ein leises Geräusch lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Fremdländerin. Ihr Gesicht, gefangen zwischen Kallens Händen, drückte eine Mischung von Überraschung und Entsetzen aus.
Alle schauten schweigend zu, und als Kallen sie endlich losließ, hörte Sonea ein allgemeines Seufzen der Erleichterung. Kallen trat zurück und wandte sich an die Höheren Magier.
»Ihr Name ist
Weitere Kostenlose Bücher