Song of Blood (German Edition)
panisch.
Jemand verpasste ihm eine harte Ohrfeige, ehe er hysterisch werden konnte. Fars Schrei brach ab und Bhreac schob ihn mit kühler Miene einfach beiseite.
„Beruhige dich“, herrschte er Far dabei an, ehe er sich zu Songlian hinabbeugte.
„Wir bringen dich nach Hause, hörst du, So-lian?“, sagte er dann mit ruhigerer Stimme.
Der nickte schwach und sein Blick suchte Far. Der hätte heulen können, als er das stille Wissen in den bernsteingelben Augen erkennen konnte.
„Far, hilf mir. Nimm seine Schultern.“ Wie selbstverständlich hatte Bhreac das Kommando übernommen. „Mathis, ruf Songlians Arzt an. Er soll sofort in die Villa kommen. Und wenn der Quacksalber seinen Arsch nicht bewegt, wird er mit mir Bekanntschaft machen.“
„Immédiatement. – Sofort.“ Mathis zückte sein Handy und ließ gleich darauf eine Flut französischer Anweisungen los, während Far und Bhreac den Verletzten vorsichtig zu Bhreacs Limousine trugen, die mehr Platz bot als Songlians zerschossene Corvette. Fraser riss unverzüglich die Tür auf und half ihnen, Songlian auf die Rückbank zu legen.
„Skender hält den Rest seiner Leute zurück und wird nachher die Toten entsorgen“, sagte er zu Bhreac. Der nickte knapp.
„Steig ein, Fraser. Wir fahren zu So-lians Villa. Und gib Gas.“
Da sich Bhreac auf dem Beifahrersitz niederließ, quetschte sich Far zu Songlian und Mathis auf die Rückbank. Dort zog er sich das T-Shirt vom Leib und presste den leichten Stoff auf das blutende Loch in Songlians Rücken. Mathis riss inzwischen Songlians Hemd in Streifen und verband ihm damit notdürftig die Schulter und den Arm. Songlian ließ das alles mit schmerzverzerrter Miene über sich ergehen und sah dabei seinen Bruder herausfordernd an.
„Aye, du hast gewonnen, So-lian.“ Bhreac gab sich geschlagen.
Songlian lächelte kaum merklich und senkte die Lider. Seine Hand suchte Fars Finger und drückte sie beruhigend. Der schaute Mathis verzweifelt an.
„Es wird heilen, nicht wahr?“, fragte er ängstlich. „Mathis? Es wird wieder heilen?“
„Ein vertrauter Arzt wird auf uns warten“, sagte Mathis.
„Und er wird Song helfen können?“
Mathis blieb ihm eine Antwort schuldig. Seine himmelblauen Augen waren deutlich dunkler als sonst.
***
Der Arzt wartete bereits in der Villa, als sie endlich eintrafen. Baptiste, Imane und Jean-Luc waren in heller Aufregung gewesen, als der Mann vor der Tür gestanden hatte und ihnen erklärte, dass er wegen eines dringenden Notfalls hergerufen worden war. In der Küche hatten sie den breiten, blank geputzten Tisch bereits für eine Notoperation vorbereitet. Rasch wurde Songlian darauf gelegt und Doktor Beauchamp begann zunächst mit den notwenigen Untersuchungen. Schließlich verpasste er Songlian ein Lokalanästhetikum, wobei er die wachsamen Vampire, die um ihn herumstanden, beharrlich ignorierte. Far umklammerte mit kreideweißem Gesicht Mathis’ Arm, als hinge davon sein eigenes Leben ab. Bhreac lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen und regungsloser Miene am Kühlschrank und tat einfach so, als hätte er jedes Recht, in diesem Moment anwesend zu sein. Imane ging dem Arzt zur Hand und bat Baptiste, warmes Wasser bereitzustellen, um Songlian später vom Blut zu säubern. Jean-Luc hielt sich neben Mathis und Far im Hintergrund. Mithilfe eines Skalpells und einer feinen Pinzette begann der Arzt die beiden Projektile aus Songlians Arm und Schulter zu entfernen. Als Mathis Blick auf die beiden Kugeln fiel, überlief ihn ein leises Zittern, das Far nicht entging.
„Mathis?“, sagte er kläglich. Auch er hatte die Speziallegierung auf den Kugeln erkannt.
Mathis schaute den Arzt fragend an, als der seine Instrumente beiseitelegte.
„Je suis désolé, Messieurs. – Es tut mir leid“, sagte der leise. „Das dritte Projektil befindet sich zu nah am Herzen, als dass ich es mit den hier zur Verfügung stehenden Mitteln entfernen könnte.“
„Wir bringen ihn in ein Krankenhaus“, sagte Far sofort.
„Monsieur, das Krankenhaus würde nach dem ersten Bluttest sofort die SEED der hiesigen Gendarmerie informieren und Ihren Freund auslöschen. Je regrette beaucoup. – Ich bedaure es sehr.“
Hilfe suchend blickte Far in die Runde.
„Mathis, nach meinem blödsinnigen Unfall haben die mich ebenfalls im Krankenhaus behandelt …“
„Oui. Und hast du dich schon mal gefragt, warum die SEED dich da so schnell herausgeholt hat? Außerdem hattest du bei deinem
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