Song of Blood (German Edition)
Überwachung ausgesetzt, der seines Chiefs und der seines eigenen Teams. Und da war dieser Stachel, der tief in seinem Fleisch saß und seine Tage vergällte. Diesen Stachel konnte nur einer entfernen. Der war unauffindbar. So schwärte die Wunde weiter und ließ ihn immer tiefer in seiner Verbitterung versinken.
Auf dem von kalten Neonröhren beleuchteten Flur kamen Far Baxter nun die beiden Zwillinge, Thomas und Timothy Lennox, aus Team 3 entgegen.
„Hey, Far“, grüßten sie freundlich und Thomas zögerte einen Moment, als wollte er an die alten Tage anknüpfen und Far in ein Gespräch verwickeln. Nach einem Blick in das Gesicht des Freundes, änderte er rasch seine Meinung, trat schweigend beiseite und zog seinen Bruder mit sich, um Far vorbeizulassen.
„Das kann so nicht weiter gehen“, sagte er ratlos zu Timothy, ohne zu ahnen, dass Fars empfindliches Gehör jedes Wort vernahm. Sein Bruder seufzte und winkte ihn dann mit einem Achselzucken weiter. Ein Mann musste wollen, dass man ihm half. Und soweit war Far nicht. Im Augenblick versuchte er, den tief sitzenden Schmerz in seinem Herzen durch das Vernichten von Dämonen zu betäuben. Genau aus diesem Grund befand sich Far auf dem Weg zu Jonathan Goodman, IT-Techniker und leidenschaftlicher Hacker, um sich von ihm seinen neuen Einsatzplan zu holen.
Mit langen Schritten hielt Far auf das Büro zu, dessen Tür angelehnt war und aus der helle Rauchschwaden zogen, die seine Nase mehr denn je reizten. Gesprächsfetzen drangen auf den Flur, gerade als er die Tür ganz aufstoßen wollte. Er hielt mitten in der Bewegung inne, als er Jonathans Stimme hörte:
„Uns geht es gut, So-lian. Und selber?“ – „Nein, unverändert. Wir machen uns langsam wirklich Sorgen.“
Far ließ die bereits erhobene Hand wieder sinken und starrte wie paralysiert auf den weißen, leicht zerschrammten Lack der Tür. Er glaubte seinen eigenen Ohren nicht zu trauen. Jonathan sprach mit Songlian. Verdammt noch mal! Er hatte seinen ehemaligen Partner und Geliebten monatelang in ganz New York gesucht und Jonathan sprach hier in aller Seelenruhe mit ihm? Ein schmerzhafter Stich fuhr Far durch die Brust. Er fühlte sich verraten und ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich die Nägel tief ins Fleisch bohrten.
„Kannst du ihn nicht einfach mal …“ – „Lass mich doch wenigstens ausreden, So-lian.“ – „Aye, ist ja gut. Ich hör ja auf.“ – „Nur das übli…“ Jonathan verstummte mitten im Satz und starrte ihn erschrocken an, als er lautlos wie ein Schatten vor ihm auftauchte. Vorwurfsvoll sah Far den IT-Techniker an und schien Jonathan allein mit seinem Blick zu lähmen. Auch Cooper und Joey waren anwesend, wie Far nun feststellte.
Damit ist das Team vollständig angetreten, dachte er mit einem Anflug von Sarkasmus. Fordernd streckte er Jonathan die Hand entgegen und schweigend reichte der den Telefonhörer an ihn weiter.
„Songlian?“, sagte Far leise mit einer Stimme, die in letzter Zeit viel zu selten genutzt wurde. Außer einem erschrockenen Aufkeuchen blieb es still.
„Sprich mit mir, Song.“ Im nächsten Moment erklang das Freizeichen, als die Verbindung unterbrochen wurde. Frustriert starrte Far auf den Hörer. Irgendwie hatte er gerade das dringende Bedürfnis, den Hörer quer durch den Raum zu pfeffern. Weil er die Blicke seiner Freunde auf sich spürte, beherrschte er sich und gab den Telefonhörer unversehrt an Jonathan zurück. Für einen Moment schloss er die Augen.
„Wie lange schon?“, fragte Far dann in die bedrückende Stille des Büros. Nervös zündete sich Jonathan eine weitere Zigarette an, obwohl eine erst halb gerauchte im Ascher lag.
„Seit knapp einem halben Jahr“, gestand Joey tapfer, da weder Cooper noch Jonathan antworten wollten.
„Ihr habt seit einem halben Jahr Kontakt mit Songlian und niemand sagt mir etwas?“ Far war zutiefst verletzt.
„Tut uns leid, Far. Wir wissen ja, wie sehr du ihn gesucht hast. Allerdings drohte uns So-lian alles Mögliche an, damit wir dir nichts über ihn sagen.“ Jonathan versuchte ihr Verhalten zu erklären. „Glaub mir, das ist uns wirklich nicht leicht gefallen.“
Far fühlte sich in diesem Moment, als ob ihm jemand den Boden unter den Füßen fortzog. Mit der Eleganz eines Uropas wischte er einen Stapel Zeitschriften und Bücher von einem Stuhl und setzte sich schwerfällig.
„Wie könnt ihr verdammten Mistkerle mich so hintergehen?“
Cooper seufzte und trat an seine
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