Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Ahnung. Das ist nicht mein Tag.«
»So was kenne ich. Aber sonst ist alles okay? Du wirkst traurig.«
»Ich bin froh, wenn wir morgen Pune wieder verlassen. Erst der unfreundliche Kontrolleur, das blöde Hotel, die harte Nacht und die zerstörte Bar.«
»Ist alles etwas viel.« Sie legt ihre Hand auf meine.
Maja
Ich verstehe Pauls schlechte Laune. Aber deshalb den ganzen Rest des Tages stupide abhängen? Nein, das ist mir zu öde. Und nach weiteren Unterhaltungen mit deutschen Esos ist mir auch nicht zumute. Dreimal kamen heute bereits Westler auf uns zu. Mit betonter Freundlichkeit und diesem seligen Lächeln sprachen sie uns auf Deutsch an. Doch stets waren sie schnell wieder weg, als klar wurde, dass wir kein Interesse am Ashram haben.
Über dem eisigen Kaffee im Barista schüttet Paul mir sein Herz aus. Ja, ganz Pune hat unsere geringen Erwartungen sogar noch untertroffen. Auch ich bin enttäuscht. Und kann nicht mehr machen, als Paul mein Mitgefühl zu zeigen. Nicht einmal einen schönen Abend kann ich ihm versprechen. Wenn man nicht wegen Osho hier ist, bietet Pune nicht viel. Wir nehmen eine Rikscha und fahren zum Koregaon Park zurück und gehen essen. Halb acht kehren wir heim zu unserer Gastfamilie. Wir werden nett begrüßt und ins Wohnzimmer geleitet. Kaum sitzen wir auf dem Teppichboden, bekommen wir einen Tee in die Hand gedrückt. Das Baby auf dem Arm der Schwiegertochter sieht erkältet aus. Das würde sein ständiges Schreien erklären. Die Familie ist sehr freundlich, doch unser Gespräch unbeholfen. Ich lächle die Frauen an, verstehe jedoch wenig. Ihr Englisch und unser Marathi sind nicht kompatibel. Wir gehen früh ins Bett. Die Hoffnung ruht auf Bombay. Je schneller wir schlafen, desto schneller sind wir dort.
Endlich wieder Metropole
Paul
Die letzte Zugfahrt, der letzte Kaffee im Pappbecher, die letzten Samosas von fliegenden Händlern. Der Zug fährt in den Bahnhof von Bombay ein. Chhatrapati Shivaji Terminus, ein Kopfbahnhof von altertümlicher Eleganz. Hier ist der Endpunkt unserer Reise. Mit staunenden Augen steige ich aus und sie werden immer größer, als wir den alten Bahnhofsteil durchqueren. Menschenmassen strömen aus den Zügen und verlassen das Gebäude. Ich bleibe stehen und setze meinen Rucksack ab. Maja drängelt. Sie möchte schnell ins Hotel, endlich wieder duschen.
Ich schaue mir den Stadtplan an und versuche mir den Weg zu merken. Dann reihen wir uns in den Strom der Menschen ein und fließen mit ihnen aus dem Gebäude. Wir verlassen den Bahnhof durch den Seiteneingang. Die Masse verschwindet in einem Tunnel, aber wir gehen am Bahnhof entlang. Bombay ist hübsch.
Wir laufen zum Hotel, an der Post vorbei eine breite Straße hinunter bis zum Universal Café. Daneben soll unser Hotel liegen und tatsächlich, wir haben es gefunden. Ich klopfe mir auf die Schultern. Stolz nehme ich die Treppe mit Schwung. Hochmut kommt vor dem Fall. Ich beachte nicht, wie niedrig alles ist, und stoße mir den Kopf. Aua, das hat wehgetan. Nachdem wir uns auf dem Zimmer frisch gemacht haben, geht es noch einmal in die Stadt. Wir gehen dorthin, wo die Touristen sind: nach Colaba.
»Schau mal Maja. Ist das nicht das perfekte Geschenk für meine Schwester Kerstin?« Ich halte ihr das Poster eines indischen Schauspielers vor die Nase.
»Ich glaube nicht. Wer ist das überhaupt?«
Ich versuche auf dem Bild einen Namen zu finden. Der Verkäufer grinst mich an und kommt zu uns herüber gewetzt.
» Your girlfriend likes Shahrukh Khan?«
Maja schaut mich entsetzt an und erwartet, dass ich das richtigstelle.
»Du weißt, was ich davon halte!«
»Yes, she likes him a lot!« Ich grinse hämisch. Sie tritt mir auf den Fuß.
»Wie kannst du dem Verkäufer sagen, ich mag den? Ich denke, deine Schwester wird ihn ebenso wenig mögen wie ich.«
»Wer weiß? Es könnte ja auch sein, dass sie von ihm ganz hin und weg ist. Schau mal: Das ist doch ein hübscher Mann.«
»Lass mal sehen. Ja stimmt. Erotisch und attraktiv, nur ein bisschen alt für mich. Wir müssen mal schauen, ob bei den Postern nicht auch ein jüngerer Schauspieler dabei ist.«
»Ich glaube, der ist genau richtig für Kerstin.«
»Nein, ich meine für mich. Du hast mich auf den Geschmack gebracht. Ein hübscher indischer Mann an meiner Wand, dass ich von ihm träumen kann.«
»Du hast doch mich.«
Maja bricht in Lachen aus: »Na gut. Aber schenke deiner Schwester bitte etwas Vernünftiges.«
»Auf gar keinen Fall. Entweder
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