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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Zeit.
Du fährst! Ich hab schon zwei Bier intus.“
    „Aber
ich …“
    „Du
fährst.“
    „Verdomme!
Immer das Gleiche.“
     
    ***
     
    Die
Hitze war - für Rotterdamer Verhältnisse - ungewöhnlich beißend und spiegelte
sich flirrend auf dem Asphalt. Die wenigen Menschen, die sich den Klassiker
gegen die deutsche Nationalmannschaft entgehen ließen, saßen schwitzend in
ihren Autos oder schlurften über das heiße Bürgersteigpflaster. Es war später
Nachmittag und noch immer herrschten 30°C. Eine solche Hitze hatte man in
dieser Stadt selten. Kees erinnerte sich nicht, je einen vergleichbaren Sommer
erlebt zu haben. Dazu wehte kaum eine Brise von der Küste her. Und wenn doch,
dann war sie brühwarm und sorgte nicht für die dringend notwendige Abkühlung.
    Kees
Bloembergs alter, grauer Kombi rollte durch die Dreißiger-Zone am
Wilhelmina-Pier. Maartens saß auf dem Beifahrersitz und schwitzte wie ein
Schwein. Das orangefarbene Elftal-Trikot klebte ihm am
Körper und betonte seine wenig attraktiven Rundungen. Auch Bloemberg kämpfte
mit der Hitze. Zwar trug er ein kurzärmliges weißes Funktionsshirt und eine
schwarze 3/4-Trekkinghose, dennoch lief ihm der Schweiß vom krausbraunen
Haaransatz hinunter zu Schläfen und Wangen, um von dort in kleinen Perlen
weiter körperabwärts zu rollen.
    „Elende
Hitze“, schnaufte Fred. „Wär‘ ich doch nicht ans Telefon gegangen.“
    Kees
erwiderte nichts. Stattdessen wischte er sich über das Gesicht und steuerte
eine Parklücke an. Fünfzig Meter entfernt standen zwei Polizeiautos und
versperrten die weitere Durchfahrt in eine Seitenstraße.
    „Kein
besonders großes Aufgebot“, stellte Kees fest und zog den Zündschlüssel.
    „Bin
mal gespannt, was der Dicke so Dringendes für uns hat. Kann ja nicht allzu
spektakulär sein.“
    „Abwarten,
Kees.“
     
    Die
beiden Polizisten verließen die Hitze des Wageninneren und tauschten sie gegen
die drückende Schwüle der engen Seitengasse. Links und rechts ragten mit
weiß-gräulichem Metall verkleidete Lagerhauswände in die Höhe.
    Sie
gingen auf die beiden Streifenwagen zu. Ein junger Surveillant in voller
Uniformierung mit wirrem, blondem Haar trat ihnen entgegen und musterte sie.
    „Ent
… Entschuldigen Sie, aber dieser Straßenbereich ist …Äh … ist gesperrt. Sie …
Äh … Sie können hier nicht vorbei. Nein, unter keinen … unter keinen Umständen.
Polizeiliche Ermittlung.“
    Kees
und Fred blieben ein paar Meter vor dem Mann stehen, warfen sich gegenseitig
einen Blick zu, kamen aber nicht dazu, etwas zu sagen. Die Lösung des Problems
übernahm in der nächsten Sekunde eine bekannte, knurrige Stimme.
    „Ronald!
Lass die ermittelnden Beamten vorbei!“, donnerte es aus einem der Polizeiautos.
Die Beifahrertür schwang auf und Hoofdcommissaris Nicolas „der Dicke“ van
Houden trat ihnen entgegen. Der Surveillant zuckte erschrocken zurück und gab
den Weg frei. Die beiden Ermittler schoben sich an ihm vorbei zum Leiter des
Polizeireviers Rotterdam-Noord, dessen weißes, langärmliges Hemd im
Bauchbereich spannte und deutliche Hinweise auf Schweißbildung an Van Houdens
gesamtem Oberkörper lieferte. Das Hemd steckte in einer schwarzen Leinenhose,
die von einem Gürtel gehalten wurde. An dem wiederum war sowohl sein
Polizeiausweis als auch Pistolenholster und Dienstwaffe befestigt.
    „Wurde
auch Zeit“, begrüßte der Dicke sie und starrte Fred Maartens mit unverhohlener
Missbilligung an.
    „Das
ist jetzt nicht Ihr Ernst oder, Fred? Das ist eine polizeiliche Ermittlung und
kein Fußballspiel!“
    „Ich
weiß nicht, was Sie meinen, Hoofdcommissaris“, erwiderte Fred mit
Unschuldsmiene, gleichwohl er natürlich ahnen musste, worauf der Vorgesetzte
hinaus wollte. In Van Houdens Gesicht war ein kurzes Zucken des linken
Mundwinkels zu erkennen. Kees hielt sich aus der aufziehenden Diskussion heraus
und sagte nichts. Er hatte mehr als einen guten Grund dafür.
    Jeder
auf der Rotterdamer Dienststelle hatte diese unbedeutend anmutende
Gesichtsregung des Dicken, dieses nur für Bruchteile einer Sekunde sichtbare,
unwillkürliche Anspannen winziger Muskeln der Mundpartie, irgendwann einmal
bemerkt. Sie war wie das erste Zucken eines Blitzes, bevor ein schweres
Gewitter losbrach ...
    „Spielen
Sie gefälligst nicht den Trottel, Maartens! Das hier ist eine ernste
Angelegenheit. So, wie Sie rumlaufen, könnte man denken, Sie wären irgendein
Penner, aber ganz sicher kein respektierter Commissaris“, platzte

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