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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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grauen Beton
eingelassen. Jede einzelne wirkte massiv und bestand aus dickem Edelstahl. Es
gab nicht die geringsten Anzeichen von Rost oder Verfall. Neben den stählernen
Türen befanden sich kleine Sicherheitskonsolen mit Eingabefeld, einer roten und
einer grünen LED. Bei den Durchgängen nach rechts und links blinkte lediglich
das rote Licht, während es an der Konsole der gegenüberliegenden Wand grün
leuchtete.
    Van
Houden durchschritt den Raum und öffnete sie.
    „Was
ist das? Ein Hochsicherheitstrakt für Schneemänner?“, fragte Bloemberg und rieb
sich die auskühlenden Hände.
    „Das
ist das Zentralkühlhaus einer größeren Fleischerei, die sich auf die
Verarbeitung von religiös einwandfreiem Fleisch für die ansässige Gastronomie
im Großraum Rotterdam spezialisiert hat. Also dieses ganze Zeug mit reinem und
unreinem Fleisch und so. Ich habe keine Ahnung, wie das in den
unterschiedlichen Religionen heißt. Vorhin wurde es mir noch einmal erklärt,
aber ich habe es vergessen. Egal. Ist auch nicht so wichtig. Jedenfalls, das
Lager dient dabei als Zwischenstation für ankommendes, unverarbeitetes Fleisch.
Es wird hier fachgerecht zerlegt, je nach Zielort mit den notwendigen
Zertifikaten versehen, verpackt und ausgeliefert. Besitzer ist ein gewisser
Nasridim Hadosh, aber den wirst du gleich noch kennenlernen. Er hat hier drin
gerade eben seinen Sohn gefunden.“
    Weitere
Erklärungen seitens Van Houden waren danach nicht mehr notwendig. Der Dicke
vollführte eine einladende Geste mit dem linken Arm. Kees durchquerte die für
ihn geöffnete Tür und gelangte durch einen kurzen Gang in einen verhältnismäßig
kleinen Kühlraum.
    In
allen vier Ecken standen Leuchtstrahler. Eine typische Maßnahme bei der
hiesigen Spurensicherung, um sicherzustellen, dass genug Licht für ihre Arbeit
vorhanden war. Allerdings fehlte jedes Indiz auf die Leute in den grauen
Overalls, was Kees, angesichts der Tatsache, dass es sich offenbar um einen
aktuellen Tatort handelte, merkwürdig vorkam. Von irgendwoher brummte ein
Generator. Die Temperatur lag deutlich unter dem Gefrierpunkt. In langen Reihen
hingen ganze Rinderhälften an großen Fleischhaken von der Decke. Dort, wo die
Lichtquellen installiert waren, hatte das Fleisch wegen der ungewohnten
Hitzeentwicklung angefangen zu tauen.
    Ganz
so aktuell kann diese Geschichte also doch nicht sein , überlegte Kees und zupfte sich am Ohr.
    Ein
Gemisch aus Tierblut und Wasser tropfte in gleichmäßigen Abständen auf den weiß
gefliesten Boden und rann mehreren in den Raumecken installierten
Abflussschächten entgegen. Der Geruch toter Tiere stieg in Bloembergs Nase.
Aber all diese ersten Eindrücke waren nicht die entscheidenden Details, die aus
diesem Kühlraum einen Ort des Verbrechens machten und Bloemberg einen kalten
Schauer über den Rücken jagten. Es war die Gestalt, die, an einem kleinen
Holzstuhl gefesselt, in der Mitte des Lagers saß. Ihr Kopf ruhte - schwer nach
vorn überhängend - auf der Brust und wäre sie nicht fixiert gewesen, hätte sie
wohl eher regungslos vor dem Stuhl gelegen.
     
    Kees
Bloemberg trat langsam näher heran. Sein Atem kondensierte in
scheinwerferausgeleuchteten Wolken. Unter seinen Füßen knirschte es leise und
mit jedem Schritt wurden die grausamen Details deutlicher, die sich seinen
Augen vorher noch nicht offenbart hatten. Als er schließlich genau vor der
zusammengesunkenen Gestalt stand, schluckte er schwer.
    „Nasridim
Hadoshs Sohn?“, fragte Kees tonlos.
    Der
Dicke, der ihm nachgefolgt war, stellte sich neben ihn, stemmte die Hände in
die Fettpolster an den Hüften und nickte.
    „Das
ist er.“
    „Verdomme!
Was für eine kranke Scheiße“, flüsterte der Inspektor und ging in die Hocke, um
sich ein genaueres Bild zu machen.
    „ Afschuwelijk !
Ist ja abartig. Hier wurde jemand genagelt, aber nicht zu knapp.“
    „Inspecteur,
ich bitte dich! Bleib bei der Sache.“
    „Aber
er hat recht“, meldete sich jemand mit rauer Bassstimme, den Kees Bloemberg
zuvor nicht bemerkt hatte.
    Aus
dem Schatten einer Reihe Fleischhälften trat unvermittelt ein Mann mit
gelocktem braunen Haar, breitem Kreuz und dunklen, starrenden Glotzaugen. Er
trug einen langen weißen Arbeitskittel, schwere, schwarze Schuhe und einen
wochenalten braunen Vollbart. Auch Van Houden schien über die Anwesenheit des
Mannes erstaunt zu sein. Er benötigte einige Sekunden, um den ersten Schreck zu
verarbeiten, dann jedoch baute er sich in voller

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