Sonne über Köln (German Edition)
seine Hosentasche. Es folgte eine blitzschnelle Handbewegung. Etwas
schwirrte durch die Luft und Abdul stöhnte auf. Blut rann aus seinem Mund.
Rahman legte ihn auf dem Teppich ab. Er zuckte noch einige Male, dann blieb er
regungslos liegen.
Usama
zog das Messer, das bis zum Anschlag in Abduls Bauch steckte, heraus. " Sooft
ihre Haut gar ist vom Feuer, geben wir ihnen eine andere Haut, damit sie die
Strafe schmecken ", murmelte er feierlich vor sich hin.
Unzählige
Menschen waren unterwegs, um sich zu amüsieren, einen Partner zu suchen oder
den Stress der Arbeitswoche hinter sich zu lassen. Unter ihnen noch viele
FC-Anhänger. Nach stundenlangem feiern, waren ihre Kehlen heiser und der
Alkoholspiegel im Blut so hoch, dass es manchem schwer fiel, geradeaus zu
laufen.
Auf
dem Hohenzollernring herrschte in beide Richtungen starker Verkehr. Viele Autos
mussten immer wieder bremsen, weil jemand ein- oder ausparkte oder Betrunkene
achtlos die Fahrbahn überquerten. Sicherheitskräfte patrouillierten in
Sechsertrupps. Sie trugen gelbe Warnwesten mit der Aufschrift
"Polizei" und "Ordnungsamt". Aus den Bars und Klubs
schallten dumpfe Rhythmen. Vor den Eingängen standen die Leute Schlange und die
Türsteher sortierten diejenigen aus, deren Gesichter ihnen nicht passten.
Der
Taxistand am Friesenplatz war voll besetzt. Die Wagen standen Stoßstange an
Stoßstange bis hinunter zur Bismarckstraße. Auf der gegenüberliegenden
Straßenseite stand ein Krankenwagen mit Blaulicht. Zwei Sanitäter versorgten
ein Mädchen, das einen "Schwächeanfall" erlitten hatte. Ein anderes
Mädchen stand daneben. Sie war barfuß und redete hysterisch mit ihren High
Heels fuchtelnd auf die Sanis ein. Die beruhigten sie und versicherten, dass
alles nur halb so schlimm sei und ihre Freundin bald wieder auf den Beinen sein
würde.
Einige
Meter weiter stand ein Abschleppwagen mit eingeschaltetem Warnlicht. Der Fahrer
war damit beschäftigt einen aufgemotzten BMW mit einer elektrischen Seilwinde
auf die Ladefläche seines Lkw zu ziehen. Die Politessen, die ihn angefordert
hatten, gaben Daten in ihre elektronischen Geräte ein.
Zwei
junge Männer liefen aufgeregt auf den Mann vom Abschleppdienst zu. "Eh, Alter!
Das ist mein Auto! Lad den sofort wieder ab!", sagte einer der beiden im
Befehlston. Er hatte lange, schwarze, nach hinten gegelte Haare.
"Das
kostet 66,68", sagte der Mann, ohne in seiner Arbeit innezuhalten.
"Ich
hör wohl nicht richtig, Alter!", sagte der mit dem gegelten Haar.
Der
Mann vom Abschleppdienst setzte seine Arbeit unbeeindruckt fort.
Der
Begleiter des Fahrzeugbesitzers versuchte es in einem moderateren Ton:
"Eh, Kollege. Kannst du nicht mal ein Auge zudrücken? Wir haben hier
gerade mal fünf Minuten gestanden. Ich schwöre."
Ein
Motorradpolizist, bisher nicht sichtbar weil vom Abschleppwagen verdeckt, ging
auf die beiden zu: "Das waren nicht nur fünf Minuten ... Sie können den
Abschleppdienst sofort bezahlen, dann bleibt der Wagen hier und Sie bezahlen
nur 66 Euro 68 für die Leerfahrt, plus Knöllchen natürlich. Oder Sie lassen ihn
fahren und holen Ihren Wagen später bei der Firma Colonia in der
Matthias-Brüggen-Straße ab. Das kostet dann 94 Euro plus 7 Euro 40 pro Tag,
plus Knöllchen."
"Das
ist voll die Abzocke!", sagte der mit dem gegelten Haar.
"Absolut
nicht", widersprach der Polizist. "Hätten Sie sich an die
Verkehrsbestimmungen gehalten, wäre Ihnen das hier erspart geblieben." Er
deutete mit der Hand in Richtung Friesenplatz: "Die ganze Seite bis da
vorn hin ist ab 23 Uhr für Taxen reserviert. Die stehen jetzt alle da drüben
und blockieren die rechte Spur."
"Diese
Brückenstraße, wo ist das denn, Mann?", fragte der mit dem gegelten Haar.
"Ich
bin nicht Ihr Mann, dass das klar ist", sagte der Ordnungshüter autoritär.
Dann fuhr er freundlich fort und korrigierte sein jugendliches Gegenüber:
"Matthias-Brüggen-Straße–die ist im Gewerbegebiet
Köln-Ossendorf."
Die
folgende Tuschelei der beiden jungen Männer fand auf Türkisch statt und endete
mit "Verdammter Mist!" Dann wandte sich der Besitzer des BMW an den
Mann vom Abschleppdienst: "Eh, Alter! Was kostet das?"
"Immer
noch 66 Euro und 68 Cent."
"Okay,
lad ihn wieder ab! Ich gehe rüber zum Automaten Geld ziehen."
Die Flüche,
die der junge Mann ausstieß, als er sich entfernte, quittierte der Polizist mit
einem Lächeln: "Tja, dass Kölle teuer ist, müsste sich inzwischen
rumgesprochen haben."
Ein
Streifenwagen mit Blaulicht bahnte
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