Sonne über Köln (German Edition)
zu
erregen.
Der
Wagen bog in Richtung Kalk ab, fuhr am Polizeipräsidium vorbei, hinein in das
Parkhaus der Köln Arkaden. Rahman blieb ihm auf den Fersen.
"Hey
Kölle du ming Stadt am Rhing", dröhnte es aus dem Oval des Rhein-Energie-Stadions.
Die Fans des 1.FC Köln zogen zu Tausenden aus ihrem Fußballtempel. Der heftige
Regen konnte der Freude über den Sieg ihrer Mannschaft keinen Abbruch tun.
Usama
pilgerte nicht mit den anderen hinüber zur Straßenbahnhaltestelle sondern blieb
vor dem Nordeingang des Stadions stehen. Als eine Gruppe von FC-Anhängern
jubelnd an ihm vorüberging, verzog er keine Miene. Er trug eine FC-Mütze und
einen FC-Schal, wusste aber nicht einmal, gegen wen "seine"
Mannschaft gespielt hatte. Für ihn war wichtig, gegen wen sie am Mittwoch
spielen würde und nur deshalb war er da.
Als
Usama den Bus der Gastmannschaft aus der Tiefgarage kommen sah, registrierte er
die Uhrzeit. Seine Augen verfolgten den Bus, der langsam an ihm vorbeirollte.
Dann schweifte sein Blick forschend über das Stadiongelände: Die bis kurz nach
Spielende massiv präsente Polizei war abgezogen; die mobilen Getränke- und
Würstchenbuden wurden von ihren Eigentümern dichtgemacht. Auch die Krankenwagen
fuhren weg. Abgesehen von einigen Taxen befanden sich keine Fahrzeuge mehr auf
den Zufahrtswegen.
Usama
spürte ein Vibrieren in der Hosentasche. Er zog sein iPhone heraus. Das Display
zeigte Rahmans Namen und den Hinweis, dass der Akku fast leer war. Usama verzog
verärgert das Gesicht und nahm das Gespräch an. "Mach’s kurz Rahman. Ich
habe vergessen meinen Akku aufzuladen", sagte er auf Arabisch.
"Er
hat sich wieder mit ihm getroffen. Danach ist der Typ wie beim letzten Mal im
Polizeipräsidium verschwunden", sagte Rahman ebenfalls auf Arabisch.
Über
Usamas Gesicht huschte ein triumphierendes Lächeln: "Ich hab's gewusst!
Wir treffen uns in der Touba. Dort können wir alles Weitere besprechen."
"Ich
muss aber vorher noch den Lieferwagen bei meinem Vater abgeben", sagte
Rahman.
"Kein
Problem. Bis ich hier weg bin, dauert's auch noch 'ne Weile ", sagte
Usama.
Der
junge Mann mit dem leicht hinkenden Gang wollte offensichtlich mit ihm fahren. – Tonis
geschultes Auge erkannte fast immer, ob jemand, der in seine Richtung kam, ein
Taxi suchte oder nicht. Er ballte triumphierend die rechte Hand und nickte dem
jungen Mann zu, als der Blickkontakt zu ihm aufnahm.
Usama
stieg hinten ein: "Zum Hansaring!"
"Und,
zufrieden mit dem FC?", versuchte Toni eine Unterhaltung anzukurbeln.
"Ja",
war Usamas kurze Antwort.
Toni
startete den nächsten Versuch: "Was für ein Sauwetter." Im
Rückspiegel begegnete er dem unfreundlichen Blick seines Fahrgastes. Aber
vielleicht konnte der mit diesen stechenden grünen Augen nicht anders schauen?
Wie auch immer, Toni entschied sich, ihn in Ruhe zu lassen.
An
einer Stelle des Weges hatte sich eine riesige Pfütze gebildet. Als das Taxi
sie durchfuhr, ergoss sich das Wasser in einem breiten Schwall nach beiden
Seiten. Toni sah den gelben Anorak zu spät. Der Mann stand unter einem Baum
direkt neben der Straße. Sein Körper war von dem dicken Stamm verdeckt worden.
Von vorn hatte es ausgesehen, als würde dort nur ein Fahrrad gegen den Baum
gelehnt stehen.
Toni
stoppte, ließ das Fenster auf der Beifahrerseite herunter und rief dem Mann
eine Entschuldigung hinüber. Seine Worte wurden mit einem wütenden Starren
beantwortet.
Toni
suchte die Unterstützung von seinem Fahrgast: "Ich habe den hinter dem
Baum gar nicht gesehen."
"Der
hat Pech gehabt", sagte Usama. "Fahren Sie weiter. Ich hab's eilig!"
Toni
zuckte verständnislos mit den Schultern. Dann trat er aufs Gas, um die auf Grün
schaltende Ampel noch zu schaffen. Doch die Autos kamen nur langsam voran wegen
des Rückstaus auf der Hauptstraße. Die Ampel war wieder rot, als das Taxi die
Kreuzung erreichte.
Als
die Ampel wieder auf Grün schaltete und sie anfuhren, klopfte jemand heftig an
die Scheibe der Beifahrertür. Toni sah den gelben Anorak und verdrehte genervt
die Augen.
"Du
hast mich total nass gespritzt!", schrie der Mann mit hoher, sich überschlagender
Stimme. Beim Verfolgen des Taxis hatte ihm der Fahrtwind die Kapuze vom Kopf
gerissen. Mit seiner Glatze und dem üppigen Haarkranz, sah er aus wie Clown
Ferdinand. Der Mann zeigte empört auf seine braune Cordhose und die Schuhe:
"Alles pitschnass!"
Toni
ließ die Scheibe herunter. Er biss sich auf die Lippen, um seinen Lachdrang zu
unterdrücken:
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