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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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sämtliche Familienmitglieder informiert waren. Sie war über sechzig Jahre Präsidentin gewesen und einhundertachtundneunzig Jahre alt geworden.
    Cash dachte an Euclides Peixoto am Vorabend, seine hastige Ansprache und sein eiliges Verschwinden. »Damit wird unsere kleine Tour wohl vorbei sein«, sagte er.
    Die beiden Männer betrachteten das Mosaik aus TV-Sprechern und Archivbildern, die Elspeth Peixoto in jedem Alter zeigten.
    »Erinnerst du dich noch daran, wie ihr Mann gestorben ist?«, fragte Frankie.
    »Ich bin bei seinem Begräbnis geflogen«, sagte Cash.
    »Mach keine Witze.«
    »Ich schwöre bei Gott und Gaia. Er war Befehlshaber der Luft – und Raumwaffe. Wir haben einen Überflug über die Kathedrale von Brasília gemacht. Eine Staffel von J-2-Einmannjägern in der Formation des ›Verschollenen Kameraden‹. «
    »Weißt du noch, wie zwei Wochen vor und nach dem Begräbnis alles zum Stillstand kam?«
    »Nicht so richtig. Ich war auf dem Mond.«

    »Das hier wird zehnmal schlimmer«, sagte Frankie, ging ins Bad und kam mit Handtüchern und Fläschchen mit Salben und Lotionen gegen die Brust gepresst wieder zurück. Er stopfte alles in seinen Kulturbeutel, begann die Schubladen der Kommode zu durchwühlen und warf Gegenstände auf das Bett. Als Cash ihn fragte, was er da tue, sagte er, dass er vielleicht nie wieder die Gelegenheit erhalten würde, ein Kriegsheld zu sein, also werde er alles mitnehmen, was er im Augenblick bekommen könne.
    »Sie werden den Rest unserer Tour sicher absagen. Aber es wird eine neue geben, wenn sich die Lage wieder beruhigt hat«, sagte Cash.
    »Du musst lernen, vorausschauend zu denken, Captain. Gib diesen Fliegertunnelblick auf und überleg mal, was das alles zu bedeuten hat. Die Peixotos sind die größten Befürworter einer Rückkehr ins All, der Kolonisierung des Mondes und der Eroberung des restlichen Sonnensystems. Sie haben versucht, mit den Außenweltlern friedlich auszukommen, und als das nicht funktionierte, haben sie einen Krieg gegen sie geführt. Klar waren andere Familien auch darin verwickelt. Sie haben die Europäer mit hineingezogen, und die Pazifische Gemeinschaft hat ebenfalls mitgemacht, weil sie nicht zurückstehen wollte. Aber ohne die Peixotos wäre das alles nicht passiert«, sagte Frankie, während er das Decklaken zu einem kleinen Rechteck faltete. »Und die Präsidentin, mögen Gott und Gaia ihrer Seele gnädig sein, war eine Peixoto. Sie war sechzig Jahre an der Macht, und jetzt werden sich all die anderen Familien um das höchste Amt streiten. Das wird richtig hässlich. Alles wird sich ändern, und solange das so geht, wird es an Kriegshelden bestimmt keinen Bedarf geben. Wir sind raus aus dem Geschäft, Captain. Als ich dir gesagt habe, dass du’s nicht vermasseln kannst, habe ich mich geirrt. Wir konnten es zwar nicht vermasseln,
die neuesten Ereignisse dagegen schon. Was sagst du zu diesem Bild?«
    »Ich glaube, dass die Dinge nicht so schwarz sind, wie du sie malst.«
    »Ich meine das Bild über dem Bett. Ich denke, es würde sich im Haus meiner Mutter gut machen. Komm hier rüber und halt es fest«, sagte Frankie, während er ein Taschenmesser aus einem Fach seines Kulturbeutels zog. »Ich werde es aus dem Rahmen schneiden.«

› 2
    Loc Ifrahim befand sich auf der Schrottplatzstation in der Umlaufbahn von Dione, als die Nachricht vom Tod der Präsidentin von Großbrasilien über das DMB-Netz gemeldet wurde. Es war ein Schock, wenn auch nicht unerwartet. Die Frau war beinahe zwei Jahrhunderte alt und senil gewesen. Vom Tod ihres Mannes hatte sie sich nie erholt. Doch sie war eine Instanz gewesen, und jetzt gab es eine Lücke, und unterschiedliche Allianzen innerhalb der einflussreichen Familien würden sich darum bemühen, sie nach dem Staatsbegräbnis zu schließen. Loc überlegte, was das für die DMB bedeutete. Und was es womöglich für ihn bedeutete.
    In den darauffolgenden Tagen gab es Berichte über Plünderungen in mehreren größeren Städten, immer wieder aufflammende Kämpfe mit Wildsidern entlang der Grenzen unbesiedelter Gebiete und das Aufflackern nationalistischer Aktivitäten, besonders auf den Territorien der früheren Vereinigten Staaten, wo eine Unabhängigkeitsbewegung, die sich selbst die Freiheitsreiter nannte, ihr Unwesen trieb, die eine sofortige Abspaltung von Großbrasilien verlangte. Doch das waren kleinere Probleme, und die Regierung machte keinerlei Anstalten, nachzugeben. Es gab keine Revolution, keinen Coup.

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