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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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ich womöglich treffen würde«, sagte der General. Er legte den Gewehrkolben an seine Schulter und visierte das Ziel in aller Ruhe über den Lauf an. Berry stand dicht neben ihm, die Unterlippe zwischen den Zähnen und die dunklen Augen glänzend, während er hochkonzentriert das struppige kleine Rind betrachtete, das ahnungslos Gras rupfte und von einem Strahl Lüsterlicht angeleuchtet wurde, der durch das dichte Blätterdach der hohen Bäume fiel. Der
Schuss klang unnatürlich laut. Vögel flogen von den umliegenden Bäumen auf, das Vieh wich zurück und flüchtete mit überraschender Anmut tiefer in den Wald hinein und ließ das Tier, auf das Berry gezielt hatte, tot im hohen Gras zurück.
    Berry lachte wiehernd und klatschte vor Begeisterung. »Sie haben es getötet!«
    »Lass uns nachschauen«, sagte der General.
    Er reichte das Gewehr einem der Offiziere, und Loc und alle anderen stapften mit ihm durchs hohe Gras, während Berry vorneweg sprang, das verwundete Rind umrundete, vorsichtig eine Hand nach seiner Flanke ausstreckte und einen Satz zurück machte, als es zuckte. Er stieß ein tiefes Seufzen aus.
    »Es ist nicht tot!«
    »Doch, ist es«, sagte der General. »Es weiß es nur noch nicht. Ein bisschen wie die Außenweltler, was, Mr. Ifrahim?«
    »Genau, Sir.«
    Die feuchten braunen Augen des Rinds, die halb unter dem rotbraunen Fell versteckt waren, rollten nach oben zu Arvam Peixoto, als dieser sich rittlings auf seinen Hals setzte. Der General öffnete den Knopf der Scheide an seiner Hüfte und zückte einen gekrümmten Dolch mit Knochengriff. Er küsste die Klinge, packte eines der Hörner des Tiers, riss seinen Kopf zurück und schlitzte die gespannte Haut seiner Kehle auf. Blut floss aus der Wunde, ein roter Strom, der ins niedergetrampelte Gras rann und die Knie von Berrys Drillichhosen dunkel färbte. Berry kniete neben dem Tier und hatte sich tief darüber gebeugt, um ihm in die Augen zu schauen. Als wolle er durch den Brunnen seiner starren Pupille direkt in sein kleines Hirn blicken, um den genauen Moment zu erhaschen, wenn es zu leben aufhörte. Der General tauchte seinen Zeigefinger in die Blutlache,
packte Berrys Arm, zog ihn zu sich heran, strich mit dem Zeigefinger über die Stirn des Jungen bis zum Nasenbein und sagte zu ihm, dass er beim nächsten Mal die Ehre hätte, den Todesstoß auszuführen. Die beiden waren in einen Strahl von goldenem Licht getaucht wie Helden aus einer uralten Sage.
    Loc fragte sich, ob dieser kurze Moment für den Jungen oder für ihn gedacht war. Dann stieß Berry ein kurzes, raues Lachen aus, riss sich los und hüpfte davon, um dem Vieh hinterherzujagen, das sich zwischen den Bäumen verteilt hatte. Seine ausgelassenen Freudenschreie stiegen zum Zeltdach der Kuppel auf, die sich dicht über den Baumwipfeln befand.
    Hauptmann Neves folgte ihm mit ruhigen und festen Schritten, während der General Loc mitteilte, dass er entschlossen sei, vor seiner Abreise noch die gesamte Herde zu töten.
    »Euclides seine Quelle für saftige Steaks wegzunehmen, ist nur ein kleines Vergnügen, doch ich muss gestehen, dass ich Gefallen daran finde. Wir haben gute Arbeit geleistet, Mr. Ifrahim. Unter anderen Umständen hätten wir wohl noch viel mehr erreicht, was?«
    »Ganz bestimmt, Sir.«
    »Was halten Sie von Berry?«
    Die ungleichen Augen des Generals, das eine dunkelbraun, das andere hellblau, waren verwirrend. Sein Atem verströmte Brandygeruch.
    »Er wird langsam erwachsen«, sagte Loc.
    »Er hatte eine schwierige Kindheit. Professor Doktor Hong-Owen mag ein Genie sein, aber sie ist ungefähr so mütterlich wie ein Skorpion. Ich habe mein Bestes getan, aber ich kann mich nicht länger um ihn kümmern. Oder ihn vor Euclides beschützen, falls dieser beschließen sollte, ihn als
Pfand zu benutzen, um Frau Professor Doktor in Schach zu halten.«
    Loc konnte dem General nicht sagen, dass er Berry aus genau demselben Grund in dem Gartenhabitat untergebracht hatte.
    »Ich würde Sie also gern um einen Gefallen bitten, Mr. Ifrahim«, sagte der General. »Ich möchte, dass Sie Berry zu seiner Mutter bringen. Könnten Sie das tun?«
    »Ich bin der DMB stets zu Diensten«, sagte Loc und tat sein Bestes, um den nachdenklichen Blick der BSD-Offizierin zu ignorieren. Er setzte eine neutrale Miene auf und zeigte nichts von dem Ärger, den er angesichts dieses Überfalls empfand. Er hatte schon mehr als genug zu tun, auch ohne sich um das seltsame Balg der Genzauberin zu kümmern, und

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