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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zu schützen. Kagari lächelte. Die Zauberkräfte ihres Vaters waren so mächtig; die bösen Geister sollten sich besser vorsehen. Sogar Tajatella, der Häuptling der Irukandji, hielt sich am liebsten in Wogaburras Nähe auf, damit ihn kein Unheil befallen konnte.
    Kagari fragte sich, was für böse Geister sie wohl am Strand überfallen hatten. Gewiß mußten es Geister sein, denn die Irukandji hatten ja keine Feinde; nicht mehr. Ihr Land war das schönste und üppigste auf der Welt. Sie hatten von den kalten und trockenen Ländern, den kargen Ländern gehört, denn in alter Zeit waren von dort die meisten ihrer Feinde gekommen. Manchmal waren furchterregende Männer aus dem Norden über sie hergefallen und hatten ihre Frauen geraubt, aber die Irukandji hatten sich tapfer verteidigt. Angeführt von ihren Häuptlingen hatten sie den Eindringlingen Lektionen erteilt, die diese niemals vergessen würden. Die Irukandji waren stolz auf ihre Krieger; sie waren die gefürchtetsten im ganzen Land. Auf der Welt gab es keinen Stamm, der es wagen würde, ihre Grenzen ohne Erlaubnis zu überschreiten. Gelegentlich brachten Kundschafter Händler mit, die dann an ihren Feuern saßen. Es war lustig, sie zu beobachten, sie waren aufgeregt wie junge Vögel.
    Ihre Mutter Luka, diese schüchterne, immer lächelnde Frau, die beste Sängerin der Familie, würde sich Sorgen machen und Todesängste ausstehen, weil Kagari verschwunden war. Inzwischen hatte sie bestimmt schon den ganzen Stamm aufgescheucht.
    Das Salz auf ihrem Gesicht brannte in der Sonne, deswegen tauchte Kagari wieder unter. Sie fühlte sich einsam und verloren, wie sie so durchs Wasser glitt; sie wußte nicht, wohin sie sich wenden sollte. Plötzlich fröstelte sie, so als ob die Sonne kurz hinter einer Wolke verschwunden wäre, aber Wolken bewegten sich nicht so schnell. Als sie weiterschwamm und den Zwischenfall schon fast vergessen hatte, ging ihr auf einmal ein Licht auf. Es war ein Kanu! Ihr Vater war auf der Suche nach ihr! Sie schoß an die Oberfläche, winkte mit den Armen und rief, er möge zurückkommen.
    Als aber die Hände nach ihr griffen, um sie in das Kanu zu ziehen, wußte sie, daß es aus mit ihr war. Der Geruch genügte. Die Geistermänner rochen ekelhaft, und ihre brummenden Stimmen waren ohrenbetäubend. Sie kämpfte wieder, biß und trat nach allen Seiten, aber sie waren zu stark. Als sie sie an Bord zogen, fühlte sie einen lähmenden Schlag auf den Hinterkopf. Kraftlos fiel sie zwischen ihnen zu Boden, ein kleines Mädchen, umgeben von Ungeheuern.
    Auch wenn die Mannschaft über die Anwesenheit der Kapitänsgattin an Bord schimpfte und murrte, so zollte sie ihr dennoch Respekt. Eigentlich paßte ein solches Verhalten gar nicht in diese rauhe Männerwelt, aber besonders in der Kolonie, wo Frauen Mangelware waren, brüstete sich jeder gerne damit, ein vollkommener Kavalier zu sein. Jeder durchwühlte sein Gedächtnis nach rührseligen Geschichten über seine gute alte Mutter oder Großmutter, die nicht nur eine bemerkenswerte Köchin, sondern auch der Inbegriff von Anstand und Sitte gewesen sein mußte.
    Augusta Beckmann genoß dank ihres Mannes einiges Ansehen, und als sie mit den Armen fuchtelnd und von einem halb aufgelösten blonden Zopf umweht an Deck geeilt kam, teilten sich die Reihen der Männer, damit die Kapitänsgattin einen Blick auf ihren Fang werfen konnte: ein Mädchen, das naß und glänzend wie eine schlanke schwarze Schildkröte auf den Planken lag.
    »Gott im Himmel!« kreischte sie, entsetzt darüber, daß all die Männer sich über das Mädchen beugten und ihre Nacktheit begafften, ihre kleinen straffen Brüste und das nur im Ansatz vorhandene Schamhaar. »Bringt eine Dekke!« rief sie und ließ sich aufs Deck fallen, um das Mädchen mit ihren Röcken zu bedecken. Sie wartete mit fordernd ausgestreckter Hand, bis einer der Seeleute endlich gehorchte.
    Sie hielt ihr Gesicht nah an das des Mädchens, stellte fest, daß sie regelmäßig atmete, und wickelte sie in die Decke. »Die Kleine ist halb ertrunken«, teilte sie der Mannschaft mit.
    »Keine Angst, Missus«, meldete sich eine Stimme. »Der geht’s nicht schlecht. Die hat sich gewehrt wie eine Katze, Taffy hat genug Kratzer abbekommen, um das zu beweisen. Wir haben doch nur versucht, sie zu retten, also mußten wir ihr ’nen Klaps auf den Kopf geben, nur ’nen leichten Klaps, um sie ruhigzustellen.«
    »Ihr hättet sie umbringen können«, empörte sich Mrs. Beckmann. Sie

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