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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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der Fahrrinne bleiben. Du siehst gut aus heute morgen, meine Liebe.«
    »Ich fühle mich auch besser. Um diese Tageszeit ist es noch nicht so mörderisch heiß.«
    »Du solltest hier oben an der frischen Luft bleiben. Das ist viel besser für dich. Der Junge soll es dir bequem machen und deinen Morgentee bringen.«
    Zu spät. Sie hatten ihn schon entdeckt. Unglücklich trottete Edmund in die Kombüse hinunter. Da er die halbe Nacht Wache geschoben hatte, hätte er sich jetzt eigentlich in seine Koje legen dürfen, aber sobald ihn der Koch in die Finger bekäme, würde er ihm beim Frühstück für die Mannschaft helfen müssen. Dann würde er wohl die Kajüten putzen müssen oder irgendeine andere Knochenarbeit aufgehalst bekommen. Er konnte von Glück sagen, wenn er vor der Dämmerung noch ein paar Stunden Schlaf abbekam.
     
    Die Landgänger starrten ängstlich auf die grünen Berge, die bedrohlich hinter der Küstenlinie aufragten. Der Nebel, der vom feuchten Dschungel aufstieg, verhüllte ihre Gipfel wie ein riesiger grauer Schal. An der Mündung des Flusses hingen dunkelgrüne Mangroven ins Wasser, aber südlich davon hatte sich ein Streifen blendend weißen Strandes in das unbarmherzige Grün gedrängt.
    Billy Kemp saß als erster im Boot. Er war durstig. Beckmann hatte den Schuldigen jeden Tropfen Wasser verweigert, seit man festgestellt hatte, daß die Fässer leer waren. Billy hatte es eilig wegzukommen. Er hängte schon sein Ruder ein, während die anderen erst an Bord sprangen. »Beeilt euch gefälligst«, knurrte er. »Je eher wir wieder zurück sind, desto besser.«
    »Nimm du ein Ruder, Dutchy«, befahl Bart Swallow.
    Dutchy grinste Billy an. »Leg dich in die Riemen, Junge. Wenn wir am Wasser sind, wollen wir uns erst mal ordentlich den Bauch füllen.«
    George Salter machte sich Sorgen. »Was ist, wenn wir kein Wasser finden?«
    »Ach, halt’s Maul, du britischer Bastard«, fuhr Billy ihn an. »Mr. Swallow weiß, wo es Wasser gibt, nicht wahr?« Swallow nickte unbestimmt. »Ich denke schon. Kapitän Cook hat hier drei Monate lang vor Anker gelegen.«
    »Mein Gott«, entfuhr es George. »Verdammt noch mal, das ist doch schon hundert Jahre her!«
    »Das weiß ich«, herrschte Swallow ihn an. »Er war der erste, der hier Wasser fand, aber seitdem waren auch noch andere Leute da. Es heißt, daß der Weg zu den Quellen durch Zeichen an Bäumen markiert ist.«
    »Inzwischen sind die Pfade todsicher wieder zugewachsen«, wandte Billy ein. »In diesem Klima wuchert der Busch schneller als Unkraut. Egal, die Regenzeit ist gerade vorbei, und die Wasserläufe an diesen verdammten Hügeln müßten eigentlich überfließen.«
    »Woher willst du das so genau wissen?« fragte George. Billy beachtete ihn nicht. Er genoß die Herausforderung, mit dem großen, bärenstarken Holländer mitzuhalten. Scheinbar mühelos führte dieser mit seinen braungebrannten, sehnigen Armen kräftige Ruderschläge aus, die das schwere Boot pfeilschnell auf die Küste zutrieben.
    Woher er das wissen wollte? Er kannte sich aus mit Wasser, vor allem hatte er Erfahrung damit, was es bedeutete, wenn kein Wasser da war. Auf dieser verdammten, gottverlassenen Farm, die sein alter Herr gekauft hatte, hatte er oft genug Dürrezeiten erlebt. Seine Eltern waren freie Siedler gewesen, denen alle Möglichkeiten offenstanden. In der Familie Kemp hatte es keine Verbrecher gegeben, niemand trug die Narben von Peitschen oder Ketten. Voller Hoffnung waren seine Eltern mit ihren beiden kleinen Söhnen in dem fremden Land angekommen, und dann hatte man sie hereingelegt und ihnen dieses briefmarkengroße Stück Farmland hinter Bathurst angedreht. Wahnsinn! Jetzt, da es zu spät war, hätte Billy ihnen erklären können, daß man in diesem Land groß einkaufen mußte oder es besser ganz bleiben ließ. Aber seine Eltern hatten immer davon geträumt, eine Farm zu besitzen, sich zu vergrößern und eines Tages zu den Großgrundbesitzern zu gehören. Doch sie hatten Pech gehabt.
    Für die ärmliche kleine Schafzucht hatte es eigentlich von Anfang an keine Hoffnung gegeben, denn dort draußen brauchte man ungeheuer viel Land und eine wahre Armee von Schafen. Dennoch hatten sie tapfer weitergekämpft. Dingos schlugen die Schafe. Krähen hackten ihnen die Augen aus. Und Billy hatte die Eltern auf ihrer kleinen, abgelegenen Farm langsam zugrundegehen sehen. Als sein jüngerer Bruder an einem Schlangenbiß starb, hatte die Mutter den Verstand verloren. Ruhelos lief

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