Sonnenscheinpferd
Wiesennebel hineinzusterben,
aber am Ende des Wegs kam nicht einmal ein winziges Fleckchen Wiesennebel in Frage.
Ganz zu schweigen von passender Musik. Nein, im ersten Programm lief schäumender Salsa, als der Schlag erfolgte.
Auf diese Weise starb man jedoch quietschvergnügt.
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An einem herrlichen Maimorgen war niemand wach außer dem, der in sie hineinfuhr. Oder war sie gegen ein Brückengeländer gefahren. Nicht an einen Laternenpfahl mitten auf der Landstraße. War es vielleicht ein Zaunpfahl, der ihr den Garaus machte?
Wie kurz nur hatte sie diesen Vorschuss auf das Glück des Tages genießen dürfen. Das passte zu den Kapriolen der Zeit und der Länge des Lebens, das auf dem Dachboden aus dem Rautenfenster heraus unendlich schien, Wange an Wange mit dem kleinen Bruder. Als Nächstes der Schlag.
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Wer tot ist, hat das Glück, nicht mehr aufstehen zu müssen, er muss sich weder um sich selbst kümmern noch bei der Frühschicht um Kranke.
Er braucht nicht nach dem Schlaf den inneren Motor anzulassen, der vorzeitig stottert und seine Mucken hat.
War derjenige, der tot ist, in Island beheimatet, braucht er auch nicht das halbe Jahr in Stockfinsternis aufzustehen und bei schwarzem Kaffee und in Tränen aufgelöst Nachrufe über kleine Kinder zu lesen, bevor der Arbeitstag beginnt.
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Wer tot ist, hat das Glück, sich weder Klatsch noch Tratsch anhören zu müssen,
Lügengeschwätz und Selbstbeweihräucherung,
womöglich in einer Position, aus der heraus er nicht sagen kann, was er davon hält.
In dem Sinne ist glücklich, wer tot ist.
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Wer tot ist, ist nicht nur tot, sondern verliert auch das Gehör. De facto kann man zu ihm und über ihn sagen, was man will. Auch wenn er hören könnte, wäre es ihm schnuppe in seiner erhabenen Ruhe, die ihm nicht genommen werden kann.
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Wer tot ist, ist nicht nur unverwundbar, er ist auch bedauernswürdig, in erster Linie, weil er gewesen ist, aber nicht mehr ist. Ein gesegneter Zustand, aber beklagenswert hilflos.
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Zu leben hat manchen Vorteil
für Menschen, die das zu nutzen wissen.
Man kann morgens Freunde anrufen und über den ganzen Unsinn lachen, oder man kann einfach gemeinsam frühstücken und über den ganzen Unsinn lachen.
Lachen ist meist ein flüchtiger Spaß.
Und das gilt für vieles im Leben, wenn nicht für alles, was gut ist – dass es nur flüchtig ist.
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Ein Vorteil am Leben ist, allein spazieren gehen zu können, im Armenviertel einer Stadt, Rauch aus Industrieschornsteinen, nicht gerade ein schönes Dasein, aber die Augen sind beschäftigt, froh, und zwei Beine halten sie auf dem Laufenden.
Ein weiterer Vorteil am Leben ist ein Spaziergang in der Natur, mit einem anderen zusammen. Staunenswertes überall, und es ist möglich, mit dem Begleiter darüber zu reden – auch wenn der Himmel niedrig hängt und nicht unbedingt Gutes verheißt.
Dann ist es vielleicht ein Vorteil am Leben, ein Kind zu haben. Ein sanftmütiges Wesen, das sich selbst geschaffen hat. Eine wandelnde Steigerung von Mutter und Vater, ein unbegreiflicher Trost im Alter, wenn es so kommt, in jedem Alter.
Ein Vorteil, wenn man nicht tot ist, besteht darin, die Sonne genießen zu können. Sie muss einen nicht direkt anstrahlen, sie darf auch auf einem Berg in der Nähe sein oder vor einem Fenster und Autofenster. Solange die Sonne an ihrem Platz ist, hat es Sinn, am Leben zu sein, gleichgültig ob auf kahlen, windumtosten Höhen oder mitten im Moor.
Die Sonne ist auch ein Segen am Sandstrand, wohin es die Wellen verschlägt, kleine, schnelle, dort, wo nur wenige sind, und die wenigen fischen im seichten Wasser Glanzfische ausSchwärmen für die Kinder am Strand, die barfuß warten und dabei helfen, die Fische auszunehmen.
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Das Leben ist ziemlich gut in dem Sinne, dass es weitergeht, solange es weitergeht. Das Herz schlägt emsig, die Augen sehen, was ihnen geboten wird, und außerdem gibt es die Hoffnung. Sie erlischt nicht, bis das tapfere Herz endgültig zu schlagen aufhört; das betrifft die Hoffnung, wie auch immer sie genannt wird, Glück oder Illusion.
Apropos Herz: dieser beharrliche Muskel – es ist ein Vorteil für den Menschen, ein derartiges Organ zu besitzen. Es lässt sich nicht unterkriegen, egal was passiert, sogar Folterungen verkraftet dieses Herz. Unter solchen Umständen beeilt es sich etwas oder setzt den ein oder anderen Schlag aus, je nachdem – aber es pocht weiter. Das Beispiel des Herzens ist
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