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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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Kontrolle über die Glieder verlieren, bevor es zu einem ernsthaften Schaden kam. Und dennoch lief Consuela Oriflamme purpurrot an, quoll ihr die Zunge aus dem Mund, wurden die irren Augen glasig, derweil die Ellbogen es sich nicht nehmen ließen, dem einen oder anderen Keck noch einen tüchtigen Knuff zu versetzen.
    »Frankie!«, krächzte sie, während Leglois und der Gute Doktor zusahen, wie sie erstickte und starb. »Nein, Fran-kie, nein …!«
     
    Auf dem Schirm für Suite No. 2 spielte sich eine ziemlich verwirrende Szene ab. Wimmernd war Leglois mit der Kamera zugange, als könne klare Sicht das, was zu sehen war, irgendwie vereiteln; entweder das oder er versuchte, die faulig grüne Phosphoreszenz in dem verwahrlosten Raum zu kompensieren.
    Die sedierte Patientin war in ihrer üblichen Position zu sehen;
sie kauerte in ihrem persönlichen Kraftfeld an der Decke. Ihre uniformierte Aufseherin ruderte ständig und verzweifelt vorwärts und rückwärts zur Tür. Sie war eine höchst sonderbare Gestalt und zweifellos mitverantwortlich für die Unbestimmtheit des Bildes.
    Die Schwester ähnelte einer altmodischen Computeranimation, einer plumpen und wenig überzeugenden Fotomontage. Ihr Gesicht bestand aus drei Farben, einschließlich Weiß und Schwarz; die Hände schienen von grundverschiedenen Personen zu stammen, und wenn sie von der Kamera wegruderte, schienen die Beine verschieden lang zu sein. Viel schlimmer als die unglückliche Consuela Oriflamme schien sie gleich aus mehreren Leuten zusammengesetzt zu sein: als wäre Onkel Charlie mit einem Dutzend sterbender oder schwer verletzter Hilfskräfte konfrontiert gewesen und hätte sich gezwungen gesehen, so lange intern transplantieren zu lassen, bis der Prozess des Kombinierens und Wegschmeißens sein unvermeidliches Ende fand.
    Die Kecks waren jetzt in Glorias Zimmer. Vor Vergnügen quietschend schlitterten sie durch die faulende Nahrung am Boden. Einer mit Miniaturzylinder, kurzem Jeansröckchen und silbernen Kniebundhöschen war mit einem ausgewachsenen Protecteur bewaffnet. »Tschiii!« , fauchte er und jagte einen purpurroten Lichtstrahl in die Decke. Gloria landete mit einem furchtbar nassen, dumpfen Schlag, den sie noch in der Leitstelle spürten. Dann flackerte wieder das Licht, und alle Bildschirme fielen aus.
    Leglois hielt es in der plötzlichen düsteren Stille nicht aus. Sein einziger Gedanke war, Hilfe und Schutz zu suchen. »Monk!«, brüllte er mit überschnappender Stimme. »Wir müssen zu Monkey!«

    Der Gute Doktor war weniger erpicht, die Leitstelle zu verlassen. In einem der Spinde gab es bestimmt einen Schutzanzug. Nur einen vermutlich, leider. Er ermunterte seinen fiebernden Assistenten.
    »Jetzt aber schnell! Gloria wird sie aufhalten.« Der Gute Doktor malte sich aus, was sich hinter der Tür von Suite No. 2 abspielte; die Kecks gruben ihre Köpfchen in heiße, aufgeblähte Organe. Was für ein Schmaus!
     
    In Suite No. 3 schlummerte Leroi Gules, trotz des ganzen Lärms außen vor, unentwegt weiter. Der chirurgische Kunstfehler lag wie immer flach auf dem Rücken, die Arme parallel am Körper, die Augen unter den Lidern traumbewegt. Über seinem Kopf verständigten sich die Apparate summend und säuselnd und mühten sich, die Lebenssäfte durch seinen Körper zu schleusen.
    Leroi Gules war warm. Leroi Gules atmete. Die ersten Kecks kletterten zögerlich auf seine Brust, beschnupperten ihn vorsichtig, wischten sich mit dem Ärmchen über die Nase und zogen sich angeekelt zurück.
    Auf dem Stuhl in der Ecke saß mit eingezogenen Pfoten eine übergroße getigerte Katze. Das Eindringen der Kecks schien sie überhaupt nicht zu stören. Ja, man hätte den Ausdruck in ihrem komischen flachen Gesicht durchaus für ein Lächeln halten können.
    Obwohl viele Katzen an Bord ausgesprochen wütend reagiert hatten, nahmen die Kecks nicht mehr Notiz von dieser Katze als diese Katze von ihnen. Das war alles höchst verwunderlich. Die Kecks schienen sich nicht wohlzufühlen in diesem Zimmer. Ihre Augen waren zu einem Spalt zusammengekniffen, ihre Federn am ganzen Körper abgespreizt wie unter einer steifen Brise oder einem ungemein starken elektrischen Feld.

    Der Keck mit dem Minizylinder schien eine besondere Abneigung gegen die hiesigen Apparaturen zu haben. Er und drei andere Mitglieder seiner Familie fackelten nicht lange, schulterten ihre enorme Kanone und beschossen die lebenserhaltende Apparatur über dem Kopf von Monsieur Gules.
    Die

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