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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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schwelenden Feuer hockten.
    Angela verhielt sich völlig passiv, machte ihnen keinerlei Schwierigkeiten, gab ihnen aber auch keinerlei Auskunft. Manchmal summte sie monotone kleine Melodien vor sich hin oder bewegte die Lippen, als antworte sie auf Stimmen, die tief aus ihrem Hirn kamen. Jetzt schlief sie, ihren zottigen Kopf in Dodgers Schoß. Johanna sah sie unverwandt an. Unter dem Haarwust und den vielen Halsketten sah sie so jämmerlich aus, so unbedeutend, dass es schwerfiel, in ihr eine Bedrohung zu sehen.
    Johanna verlagerte ihr Gewicht auf dem harten Sitz. »Wie hat sie das gemacht?«, fragte sie. »Woher wusste sie, was genau sie machen musste?«
    Käpt’n Gillespie warf Xtaska einen Seitenblick zu. »Leute, die es wussten, haben sie programmiert«, sagte sie und streifte mit beiden Händen Angelas Haar zurück. Die Implantate schimmerten im interzellularen Zwielicht. »Dieselben Leute, die die wichtigen Partien«, dabei deutete sie auf Johannas Gürtel, »von dem da geschrieben haben.«
    Johanna zog die Platte aus der Tasche. »Was ist denn da drauf?«, fragte sie. Die Platte war nicht größer als ein Gameboy oder eine Taschentastatur.
    »Das ist die Ego-Platte für eine Bergen-Kobold«, sagte Xtaska. »Modifiziert, um einen Frasqui-Antrieb zu steuern.«

33
    In den Siedlungen der Scheitelregion trieb es die Menschen um. Alleinstehende gingen in ihren Wohnungen auf und ab, ihre Lippen zuckten in Gebeten und Selbstgesprächen. Andere saßen in Gruppen auf den Stufen und beobachteten jeden, der kam und ging. Starks Patrouillen waren unterwegs und hoben Palernier aus. Es fand sich immer jemand, der für eine Lebensmittel- oder Stromzuteilung ein Quintett denunzierte.
    An jeder Ecke, hoch oben bis tief unten, wurde um Waffen, Medikamente, Bilder der Geheimnisvollen und höchst spekulative Messtischblätter gefeilscht. Die Vorbereitungen für den »Wiedereintritt« waren in vollem Gang. Viele liefen bereits in Hybridmonturen aus Raum- und Dschungelaccessoires herum und schleppten sich mit Überlebenstornistern, Klappfahrrädern und Äxten ab. Zwei Männer, die behaupteten, Überlebende der Xavier-Expedition zu sein, zogen von Tür zu Tür und trommelten eine Pioniertruppe zusammen.
    Die Transportagenturen im Vorfeld der Docks hatten den Ansturm hinter sich und teilten die letzten Bordkarten aus. AV-Moderatoren mit Bürstenschnitt stellten ihr Geschwafel ein, als die Tombos eintrafen. Eltern traten an die Wände zurück und riefen die Kinder zu sich. An ihren Gebärden und ängstlichen Blicken sah Luzifer, dass sie das Gerücht nicht unberührt ließ.
    Das Gerücht nährte sich von der Angst, die es erzeugte. Niemand würde zugeben, dass er es glaubte, jeder würde abwinken, und trotzdem wurde es weitergegeben: das Gerücht, dass die Sonne, die sie gefunden hatten, nicht Proxima Centauri war.
    Luzifer hörte sich Gerüchte an, wie ein Vespaner, der Tunnelwinden
lauscht. Auch dieses hatte sie sich angehört und gleich verworfen. Auf Käpt’n Jute war Verlass.
     
    Es war eine Gesellschaft von Altairern, die nach Tombo geschickt hatte. Anscheinend versuchte Marjorie Goodself diese Altairer zu bestehlen.
    »Wo ist diese Frau?«, fragte Luzifer den Jungen, der sie geholt hatte.
    Er zeigte mit Rüssel und beiden Armen mitten durch die Menge. »Heda hinten, pei hemein hepapa.«
    Luzifer gab Krischna und Auk zu verstehen, ihr einen Pfad zu öffnen. Sie hörte jetzt den wiehernden und hustenden Protest der Altairer. Krischna und Auk gingen voran, teilten die Menge, so dass sie die Beschwerdeführer und ihre Fahrzeuge zu Gesicht bekam. Die rauhaarigen Händler zeigten ihr Kinn und streckten ihren Rüssel aus, derweil Männer, die angezogen waren wie Spielkartenbuben, mit Heckenscheren nach ihnen schnappten.
    Luzifer blieb stehen und schätzte die Lage ein.
    Irgendwo hatten die Altairer eine Wagenladung Heimrecycler aufgetrieben, Menschenstandard und vakuumverpackt aus den Fabriken von Valparaiso. Die anderen waren aus irgendeinem Grund der Meinung, die Recycler gehörten ihnen. »In Ausübung der mir als Kanzler von Foxbournia verliehenen Macht«, rief ein Mann mit einer blauen, plüschigen Kopfbedeckung unter Buhrufen, »erkläre ich hiermit - erkläre ich hiermit - die Konfiszierung der Ware durch die Krone.« Er hatte die letzten Worte ziemlich hastig ausgesprochen und duckte sich, um einem kleinen Brocken Teer zu entgehen. Hinter ihm wurden verschweißte Plastikbeutel in den königlichen Wagen geladen.
    Da die

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