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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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prächtigen Leopardenfarben, gelbbraun, kohlschwarz und bernsteinfarben. Sie selbst trug einen schwarzen Pyjama. »Tabea macht mir Sorge«, vertraute sie ihm an.
    Mogul sah auf seine Finger. »Warum?«
    Seine Schwester bewegte die Schultern wie jemand, der sich
in ein enges Kostüm schlängelt. »Wir sind überfällig«, sagte sie. »Wir hätten inzwischen da sein müssen. Bei Proxima Centauri.«
    Die Lichtgestalt ihres Bruders lächelte beschwichtigend. »Na ja, das Schiff sieht eben nicht nur aus wie eine Schildkröte«, rieselte es aus den Lautsprechern. »Wer, meine Liebste, sind noch die Leute, die mit Dodger Gillespie gehen?«
    Offensichtlich öffnete J. M. Souviens eine neue Datei. Sie freute sich, dass es ihr auffiel.
    Sie zählte an ihren Fingern ab. »Professor Xavier und sein Gefolge, zwei Mitarbeiter von Xtaska, Geneva McCann. Ach, ich weiß nicht«, sagte sie. »Es war in den Nachrichten von Kanal 9.«
    Fast ohne Verzögerung erschien in der Mitte des Projektionsfeldes ein kleinerer Holoblock. Weil das Ariel-Ego stand, lag der Lichtblock mitten in seinem Körper. Darin sah man Geneva McCann mit eingeschalteter Helmlampe in einer Höhle stehen, in der Leute mit Seilen und Rucksäcken herumliefen. Sie unterhielt sich mit einem Mann in khakifarbenen Hemdsärmeln und Jodhpurhosen. »Was erwarten Sie von dieser Expedition, Professor?«
    Mogul spähte gespannt in seinen Bauch.
    »Mehr oder weniger dasselbe wie Sie, Geneva« , sagte Xavier galant. Er war in seinem Element. »Käpt’n Jute schickt uns mit einem bestimmten Auftrag in Regionen von Plenty, die noch nie ein Mensch betreten hat«, erklärte er aus Moguls Zwerchfell heraus. »Sie kennen den Spruch ›Hier gibt es nichts, was es nicht gibt‹. Nun, vielleicht trifft er zu! Wir haben den Auftrag, es herauszufinden.«
    »Und Kanal 9 wird immer dabei sein«, sagte Geneva vielversprechend.
    Sarahs imaginärer Bruder machte vier, fünf Sauggeräusche
zwischen Zungenspitze und Gaumen, und das Holofenster verschwand. »Warum ausgerechnet jetzt?«, wollte er wissen.
    Sarah machte eine spontane Schlängelbewegung mit Schultern und Wirbelsäule. »Na ja«, sagte sie zögernd, »der Grund, der wirkliche Grund für diese Expedition ist …«
    »… die Suche nach Alice«, beendete er ihren Satz.
    »Wie finde ich das denn?«, sagte Sarah, stemmte die Hände in die Hüften und blickte durch ihn hindurch in die Apparatur, die ihn erzeugte. »Darf ich fragen, woher du das weißt?«
    »Ja, aber ich könnte dir nur antworten, was du bereits weißt.«
    Sie gab auf. Sie ging zu ihrem Sitz zurück. Als er zu lachen anfing, schaltete sie ihn ab.
    Sie streckte die Füße aus.
    »Du hast gut lachen«, sagte sie zu dem leeren Holodeck.

13
    Die Leere hinter den Fenstern des Erdsaals hatte sie alle vergrault bis auf die eingefleischtesten Einzelgänger, Rohnaturen und Melancholiker. Der Letzte Poet war hier eine Zeit lang herumgegeistert, hatte callistanischen Rotwein getrunken und Zeilen aus seiner Lobeshymne genuschelt. »Hyperraum, du letzte teure Heimat toter Götter …«
    Inzwischen hatte ein Konsortium eine Möglichkeit gefunden, virtuellen Weltraum durch die Fenster nach draußen zu projizieren. Man hatte die streunenden Katzen verjagt und die ramponierten Sofas und schimmelnden Rundsessel durch Teleskope und klinisch-nüchternes Mobiliar ersetzt. Die ganze Kaverne roch nach Farbe. »Früher Erdsaal, jetzt Kànfă« , sagte der Supervisor mit einer Verneigung. »Das bedeutet Ansicht.«

    »Ja, der alte Saal sieht jetzt deutlich heller und einladender aus«, meinte Käpt’n Jute und nippte wenig begeistert an ihrem Reiswein. Breitbeinig stand sie da und reckte den Kopf vor beim Trinken, damit sie sich nicht bekleckerte. Sie trug einen Anzug mit Karomuster, scharlachrot und gold und grün und weiß. Ihr Haar war lasiert und mit einer weißen und goldenen Borte in einem dicken Büschel zurückgebunden.
    »Jetzt gehört das ja alles zur Unteren Präfrontalregion, nicht wahr?«, fragte sie. Zoe hatte das für sie recherchiert.
    Der Supervisor zog den Kopf ein. »Untere Präfrontalregion, ja«, sagte er schnell. Er trug einen blauen maßgeschneiderten Dreiteiler aus weicher blauer Kunstseide und holte gerade erneut zu einem strahlenden Lächeln aus. »Die Integration, hervorragend. Xtaska der Cherub, eine technische Meisterleistung, hervorragend.« Es wurde nicht deutlich, ob er den Cherub selbst meinte oder dessen Integrationsprogramm, das die Arbeitsgruppe Topografie

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