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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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dir, was du brauchst; tu, was du tun musst, aber sag keinem ein Sterbenswörtchen. Xtaska hilft dir, so gut sie kann.«
    Dodger nahm einen ordentlichen Schluck. Sie sah sich um in der Bar, diesem freudlosen Abteil für alleinstehende Mechaniker und Tunnelgärtner. Es hätte irgendwo im Gestrüpp über der Erde sein können, an jedem dieser trostlosen Orte aus Metall und Kunststoff, die nur eines mussten: funktionieren. »Erinnerst du dich noch an Reg Boudeau?«, fragte sie.
    »Reg«, murmelte Tabea. »Reg.«
    »Er meinte, er hätte mal eine Nebulon Minion geflogen mit einem Ego, das einen Spleen bekommen hätte. Das angefangen hätte, akustisch zu flennen und sich vernachlässigt zu fühlen.«
    Tabea schauderte. »Alice hat keinen Spleen bekommen«, sagte sie. »Sie ist fort.«
    Tabea war und blieb eine dumme Kuh; aber so viel Dummheit
war bedenklich. So viel Wirbel um ein Stück veraltete Software. »Ein Erinnerungsstück, hm?«, wollte Dodger wissen.
    Tabea legte ihr die Hand auf den Arm und bedeutete ihr, still zu sein. Ein schlaksiger junger Mann hatte die Bar betreten und steuerte auf ihren Tisch zu.
    »He, Mann«, rief er. »Käpt’n Gillespie? Ich bin’s.«
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte Dodger.
    Es war Ronald, einer aus Xtaskas Team. Er trug einen Parka mit einer großen Fellkapuze, Bluejeans und Arbeitsstiefel. »Von mir aus kann’s losgehen«, sagte sein Outfit. Er griff sich unbekümmert einen Stuhl von nebenan. »Die Chefin schickt mich«, sagte er lakonisch. »Hallo, Käpt’n.« Grinsend wie ein Honigkuchenpferd setzte er sich zu ihnen, die Knie an der Tischkante. »Donnerwetter, da sitz ich hier mit zwei gefeierten Berühmtheiten.« Er lachte einfältig. »Integral!«
    Dodger sagte: »Wir haben etwas zu besprechen, Ronald.«
    »Ehja«, sagte er und nickte. »Ich soll Ihnen helfen.« Er streifte den Ärmel zurück und sprach über Armbandfunk mit Xtaska. »Was ist los, Chefin? Nö, hier auch noch nicht.« Zu Dodger sagte er: »Ein paar von uns kommen mit Ihnen, Käpt’n Gillespie.«
    Dodger schickte Tabea einen ironischen Blick. Sie setzte sich zurück und verschränkte die Arme. Zu Ronald sagte sie: »Dieser Cherub hat Sie abgerichtet.«
    Er sah sie herablassend an. »Das verstehen Sie nicht. Xtaska und ich - das hat mit der Hautfarbe zu tun.« Sein Daumen zuckte in Richtung Tabea. »Sie weiß, wovon ich rede.«
    Tabea lachte auf. »Und ob«, sagte sie, setzte ihr Bier an den Mund und nahm einen Mordsschluck.
    Ronald zog den Parka aus. Darunter trug er ein verblasstes T-Shirt der Chili-Chalet-Kette. Er schob den kurzen Ärmel auf die Schulter und massierte den Schorf auf seinem frischen
Tattoo. Dann streckte er den Arm vor, um es ihnen zu zeigen. »Das ist mein Xtaki Kru«, erklärte er. »Was das ist? Ein Bild der Grundstruktur. Dieses Muster entspricht der Struktur der Schaltkreise im analogen Material. Überall dieselbe Struktur, immanent, im Mikrometerbereich. Und juckt wie der Teufel.«
     
    Die Musik war zu einem Wimmern geschrumpft.
    » Wessen Onkel Charlie?«, fragte Leglois.
    » Dein Onkel Charlie«, sagte Dog Schwartz.
    » Mein Onkel Charlie«, sagte Monk.
    » Unser Onkel Charlie«, sagte Dog.
    Dr. Irsk lag auf ihren plumpen, klobigen Knien und füllte den Inhalt eines Glaskolbens in die Innereien von Onkel Charlies Gefährt. Die Flüssigkeit war braun und durchscheinend, wie Tee.
    »Sollen wir draußen warten, Charles?«, rief Dog, der mitunter ziemlich empfindlich reagierte.
    »Nein, Mann, das ist cool«, rief Onkel Charlie mit einem albernen Lächeln. Er machte sich einen Spaß daraus, andere mit seinen technischen Finessen anzuekeln und die Ärztin zu demütigen, indem er sie Verrichtungen machen ließ, die eigentlich Aufgabe der Schwestern waren. Wenn sie so dakniete, nahm sie unglaublich viel Platz in Anspruch. Er fand das zu komisch.
    Onkel Charlies rollende Allroundprothese war ein Wunder an Homöostase. Neben vielen anderen hochmodernen Systemen enthielt sie ein völlig unabhängiges Recyclingsystem, mit dem sein Nutznießer sicher verbunden war. Er konnte essen und trinken oder sonst was zu sich nehmen und sich anschließend nach Belieben entgiften. Onkel Charlie nutzte diese Möglichkeiten voll aus.
    »Du muss jetz schön aufpasse, Onkel«, warnte die Ärztin, als
die Flasche leer war. »Du muss dich das immer nachfülle lasse. Nich warte, bis leer is.« Sie hatte sich mit Würde zu ihrer enormen Größe emporgewuchtet und zeigte auf ein weißes Polyäthylenköfferchen

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