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Sonst noch Was

Sonst noch Was

Titel: Sonst noch Was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Heidenreich
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Verwandtschaft erzählte – sogar der gestiefelte Kater war ein Vetter dritten Grades und Kater Karlo war ihr Großonkel mütterlicherseits. Ich holte die Eier von den Hühnern und verbot Quint, schon um fünf Uhr zu krähen.
    Manchmal hielt er sich daran, aber nicht immer, und wenn ich schimpfte, sagte er vorwurfsvoll:
    »Nennt mich Octavian und ich krähe um acht. Mein Name verpflichtet.«
    Ach, es war einfach wunderschön. Es gab sehr oft Apfelpfannkuchen mit Zucker und Zimt, es gab Speckpfannkuchen mit Salat oder
    Leineweberpfannkuchen mit rohen Kartoffelscheiben und Mettwürstchen. Es gab Bratkartoffeln, Nudeln und Griesbrei, und an meinen Husten dachte ich überhaupt nicht mehr. Abends spielten Onkel Hans und ich Domino oder Fang den Spitz oder Schwarzer Peter, und tagsüber gab es immer eine Menge zu tun.
    So viele Tiere wollten gepflegt, gefüttert, gebürstet, versorgt werden – ich fiel abends wie ein Klotz in mein Bett unter dem Dach und war so glücklich wie noch nie in meinem Leben.
    Aber die Ferien gingen zu Ende. Und eines Tages kam meine Mutter, um mich wieder mit nach Hause zu nehmen. Wir holten sie am Bahnhof ab. Sie freute sich darüber, dass ich so gut aussah, und kniff Onkel Hans in den Arm:



Dem Hund gefiel es übrigens gut, dass er einfach nur Hund hieß.
    »Na, du alter Schlawiner«, sagte sie, »da hast du ja anscheinend mal was richtig gemacht.«
    Im Haus sah sie sich alles an, fand es eine ziemliche Männerwirtschaft, ordnete sofort einige Gegenstände in der Küche um, putzte die Fenster und sah sich flüchtig die Tiere an – sie mochte Tiere nicht besonders gern.
    »Das ist Gertrud«, sagte ich ein bisschen boshaft und zeigte auf eine der beiden Ziegen.
    »Typisch«, sagte meine Mutter, »die Ziege nennt er Gertrud, dann heißt der Esel hoffentlich auch Hans.«
    »Nein, er heißt Igor«, sagte ich, und sie antwortete:
    »Soviel ich weiß, heißt Igor im Russischen Hans.«
    Am Abend vor der Abreise bellte plötzlich draußen laut und aufgeregt der Hund und ein offensichtlich kleinerer Hund antwortete ihm.
    »Wer kommt denn nun noch?!«, sagte Onkel Hans und ging zur Tür. Draußen stand Roswitha Gansauge mit Gustavo, sie hatte einen großen Kirschkuchen in der Hand und sagte: »Ich will nicht stören, aber ich möchte dem kleinen Mädchen einen Kuchen bringen und Auf Wiedersehn sagen.«
    Ich schrie auf vor Freude und flog ihr an den Hals, als wäre sie schon mein ganzes Leben lang meine Freundin gewesen, und Gustavo sprang wie ein Gummiball an mir hoch. Bella fauchte: »Was für eine merkwürdige Kreatur!« und verzog sich beleidigt.
    Onkel Hans holte einen Stuhl und ein Glas Rotwein für Roswitha Gansauge, und meine Mutter, die Früchtetee trank, sagte:
    »Ach, hast du hier auch schon wieder Damenbekanntschaften?«
    »Gertrud, nehme ich an?«, strahlte Roswitha Gansauge und gab ihr die Hand. »Ich bin Roswitha Gansauge, und das ist Gustavo. Wir sind mit Katharina hergefahren, und ich wohne nicht weit weg und hatte heute Lust, mal vorbeizukommen und diesen Kirschkuchen abzuliefern und zu hören, wie es Katharina so geht.«
    »Woher wissen Sie, dass ich Gertrud heiße?«, fragte meine Mutter verblüfft, und Roswitha Gansauge lachte und sagte:
    »Komisch, ja, ich weiß immer sofort, wie die Leute heißen, das ist so eine Art sechster Sinn von mir.«
    Onkel Hans zündete sich noch eine Zigarre an und sagte: »Käthe ist noch verrückter: Die wusste, wie meine Tiere heißen, ohne dass ich etwas sagen musste.«
    »Wahrscheinlich haben ihr die Tiere selbst den Namen gesagt«, sagte Roswitha Gansauge, »und wahrscheinlich versteht Katharina die Tiersprache«, und sie zwinkerte mir zu.
    »Sonst noch was«, sagte meine Mutter, schnitt aber immerhin den Kirschkuchen an.



»Typisch«, sagte meine Mutter, »die Ziege nennt er Gertrud.«
    Es wurde ein sehr vergnügter Abend, obwohl ich irgendwann am Tisch eingeschlafen bin. Aber bis in meinen Schlaf hinein hörte ich Gelächter, sogar meine Mutter lachte, und Onkel Hans holte noch eine Flasche Rotwein und sagte:
    »Schluss mit dem Früchtetee, Gertrud, jetzt kippst du auch mal einen.«
    Am nächsten Morgen war Roswitha Gansauge mit Gustavo verschwunden, und ich fürchtete schon, ihren Besuch nur geträumt zu haben, aber Onkel Hans hatte sehr gute Laune und rieb sich die Hände.
    »Tolle Person«, sagte er, »da hast du was Fabelhaftes kennen gelernt, sie kommt morgen mit einem Rheumamittel für den Hund.«
    Und sogar meine Mutter sagte:

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