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Sonst noch Was

Sonst noch Was

Titel: Sonst noch Was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Heidenreich
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Sprache haben.
    Ich fragte: »Kann ich nur mit Gustavo reden, oder werde ich die Sprache der Tiere auf dem Hof von Onkel Hans auch verstehen?«
    »Natürlich wirst du das«, sagte Roswitha Gansauge,
    »du musst nur etwas Geduld haben und genau hinhören, dann verstehst du sie. Da bin ich ganz sicher.« Und sie strahlte mich an, Gustavo wedelte, und mir wurde ordentlich heiß vor Glück, das weiß ich noch, als wäre es gestern gewesen, und dabei ist es vierundvierzig Jahre her.
    Sonst weiß ich nur noch von der Fahrt, dass wir die ganze Zeit geredet haben. Ich erzählte von meiner Mutter, die mich nur so ungern hatte reisen lassen, von Onkel Hans, von den Hühnern mit den komischen Namen und von Gürtelchen. Wir überlegten, wie die andere Ziege wohl heißen würde, und Roswitha Gansauge fragte:
    »Wie heißt eigentlich deine Mutter?«
    »Gertrud«, sagte ich und wunderte mich darüber, dass sie mich so etwas fragte.
    Später auf dem Bauernhof zeigte mir Onkel Hans das Gürtelchen mit seinem Streifen am Bauch und eine kleine, freche hellbeige Ziege, die immer vor sich hin meckerte.
    »Was glaubst du, wie die heißt?«, fragte er mich, und ich sagte: »Gertrud.«



Ich ging vorbei und hörte, wie er »Hilfe« rief.
    Er war erstaunt und wollte wissen, wie ich darauf so schnell gekommen sei und ich antwortete:
    »Sie hat es mir gerade gesagt.«
    Und tatsächlich war mir so, als sähe mich die Ziege an, sagte »Sonst noch was« und meckerte
    »Gerherherhertrud!«.
    Meine Butterbrote teilte ich mit Gustavo, der bald neben mir auf der Bank saß, und Roswitha Gansauge erzählte mir von einem Arzt, den sie mal gekannt hatte und der Hühnerbein geheißen hatte, dagegen, sagte sie, war ja wohl Gansauge noch gar nichts. Die Zeit verging so schnell, dass ich fast traurig war, als der Zug tatsächlich um 16.23 Uhr da ankam, wo Onkel Hans mich abholen sollte.
    Er stand auf dem Bahnhof in grünen Cordhosen, mit einem weißen Hemd und einer Weste, er hatte eine Zigarre im Mund und winkte und lachte. Roswitha Gansauge sah uns aus dem Fenster bei der Begrüßung zu und rief: »Alles Gute!«, und Onkel Hans fragte:
    »Wer ist das denn?«
    »Das ist Roswitha Gansauge«, sagte ich, »sie reist mit Gustavo noch eine Station weiter, und stell dir vor, sie kann…«
    »Pssst!«, rief Roswitha Gansauge und legte den Finger auf die Lippen. »Das ist erst mal ein Geheimnis!«
    Dann fuhr der Zug ab, sie winkte, rief noch:
    »Vielleicht komme ich mal vorbei!«, und wir sahen ihr nach und winkten auch.
    »Was kann sie?«, fragte Onkel Hans, und ich sagte:
    »Nein, das ist erst mal ein Geheimnis.«
    In seinem alten Auto fuhren wir durch ein Dorf und einen kleinen Wald, über einen holprigen Feldweg an Wiesen vorbei, auf denen Blumen blühten, die ich noch nie gesehen hatte (was sieht man schon im Ruhr gebiet!), und dann hielten wir vor einem kleinen Haus mit Zaun, Stall und Garten. Ein Hund sprang am Zaun hoch und bellte: »Endlich! Endlich! Endlich!«
    »Er freut sich, dass ich komme«, sagte ich glücklich.
    Und Onkel Hans sagte: »Natürlich. Tun wir alle.«
    und freute sich seinerseits, dass ich gar keine Angst hatte.
    Der Hund sprang an Onkel Hans hoch, leckte ihn ab, und dann presste er sich fest an mein Bein, wedelte mit dem Schwanz und schnüffelte sehr aufgeregt an meinen Händen.
    »Ja«, sagte ich, »das riecht alles nach Gustavo, dem Hund aus der Mülltonne, da hast du es besser.«
    »Er ist aus dem Tierheim«, sagte Onkel Hans, »er heißt einfach nur Hund. Niemand wollte ihn haben, weil er schon älter ist. Mir ist er gerade recht, was, Hund, wir zwei alten Kerle halten zusammen.«
    Und der Hund bellte: »Aber ich hab Rheuma und du nicht!«



In seinem alten Auto fuhren wir durchs Dorf.
    »Er hat Rheuma«, sagte ich, und Onkel Hans fragte verblüfft: »Wie kommst du darauf?«
    »Nur so«, sagte ich, und Onkel Hans sah mich sehr merkwürdig an.
    »Weißt du«, sagte er, »manchmal geht er so schwer und humpelt und kommt nach dem Liegen nicht richtig hoch, kann wirklich sein, dass du Recht hast.
    Ich werde mal den Tierarzt fragen.«
    Und ich war stolz und glücklich und dachte: Donnerwetter, es klappt!
    Ehe wir ins Haus gingen, musste ich alle Tiere begrüßen – die Schafe, den Hahn, die Hühner, den wunderbaren alten Esel, der Erwin hieß.
    »Erwin!«, iahte der Esel, »so ein Unfug, ich bin fünfzehn Jahre alt, und immer hieß ich Igor, und jetzt auf einmal soll ich Erwin heißen!«
    »Du solltest ihn Igor nennen, Onkel Hans«,

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