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»Sorry, wir haben uns verfahren«

»Sorry, wir haben uns verfahren«

Titel: »Sorry, wir haben uns verfahren« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Antje; Orth Blinda
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blicklos aus dem Fenster – bis sie wieder hektisch ihr Handy bearbeitet. Beim Aussteigen gerät sie in Schwierigkeiten: Wie trägt man Koffer, Aktenkoffer beziehungsweise Handtasche und hält gleichzeitig das Handy Richtung Ohr?
    Lieblingsgepäckstück: eine überquellende Handtasche
    Gesprächsthema: keins (weil keine Atempause) oder »Ich kenne da einen prima Therapeuten«
    Gegenmaßnahme: ins Handygespräch einschalten
    Die Familien-Mafia
    Eine untereinander verwandte und verschwägerte Sippe, die das Großraumabteil zu ihrem Wohnzimmer macht. Mit Kopfhörern im Ohr verständigen Jugendliche sich brüllend mit ­Eltern und Geschwistern, lautstark kommentiert der Steppke seine Kritzeleien, und das Piepsen und Ballern aus den Spielkonsolen nagt an den Nerven der Mitfahrer. Diese – falls ­kinderlos – preisen innerlich umso mehr ihre momentanen Lebensverhältnisse. Denn zudem purzeln Monopoly-Häuser und Kekskrümel in die fremde Handtasche, Saft und Cola kippen über Schöße. Wenn Spiele und Musik die Kleinen nicht mehr auf den Sitzen halten, zupfen und zerren sie an nicht verwandten Sitznachbarn, kullern und poltern durch die ­Gänge. Ungestört von dem Tumult, lästern die älteren Familien-Mafia-­Angehörigen über Schwestern, Schwäger – und das kinderfeindliche Deutschland.
    Lieblingsgepäckstück: eine Riesentasche mit Unterhaltungsmaterialien
    Gesprächsthema: die grimmig guckenden Mitfahrer – wohl alles traurige Kinderlose!
    Gegenmaßnahme: Ohrstöpsel – oder einfach »Bob der Baumeister« vorlesen
    Der Querulant
    Gefühlt verläuft kaum eine Bahnfahrt ohne Panne – dankbares Futter für dieses Exemplar. Es schnauft verächtlich, wenn eine Verspätung von zwei Minuten angesagt wird, und bei zehn ­Minuten Verzögerung schießt ihm das Blut in den Kopf. »Scheiß-Bahn« und »Da hätte ich doch lieber das Auto neh men sollen!« sind seine häufigsten Lautäußerungen, und zunehmende Verzögerungen verfolgt er auf seiner Smartphone-Bahn-App. Dem Schaffner, der geknickt und sich entschul­digend des Weges kommt, würgt er rein: »Auf den letzten 47 Bahnfahrten habe ich schon 1355 Minuten Lebenszeit vergeudet!« Dann beginnt er eine ermüdende Diskussion über Unfähigkeit und Entschädigungen und blickt nach Zustimmung heischend um sich. Eine Entschädigung wünschten sich aber auch die Mitfahrer, weil sie den Querulanten wegen der Verspätung noch länger ertragen müssen.
    Lieblingsaccessoire: Armbanduhr
    Gesprächsthema: der Trainingseffekt von Verspätungen für die innere Gelassenheit
    Gegenmaßnahme: schon vor der Fahrt eine Atemmeditation auf den MP3-Player laden
    Das Gruppentier
    Dieses Exemplar tritt meist in Regionalzügen und in streng nach Geschlechtern getrennten Rudeln auf, die entweder ihren Fußballvereinen hinterherreisen oder ihre Damenkegelclub-Erfolge feiern. Männer wie Frauen sind dabei froh, endlich mal ohne ihren Partner unterwegs sein zu können, und »lassen so richtig die Sau raus«. Verbunden ist das mit reichlich Gegröle beziehungsweise Gekreische, dabei lassen sie sich weder von genervten Gesichtern ihrer Mitfahrer (»Haben Sie sich doch nicht so!«) noch von den hilflosen Protesten des Schaffners (»Sie sind aber humorlos!«) irritieren. Es werden Zoten gerissen, die daheim tabu wären, und durchgängig Bier beziehungsweise »Piccolöchen« konsumiert. »Ach, was haben wir uns amüsiert«, freuen sich die Gruppentiere nach ihrer Fahrt, »Gott sei Dank steigen die aus«, atmen die Mit­fahrer auf.
    Lieblingsgepäckstück: Bierkiste beziehungsweise Sektflaschen und die praktischen Plastikkelche zum Zusammenschrauben
    Gesprächsthema: die jüngste Schmach von St. Pauli, Borussia, Werder und die Affäre von Tante Chantal
    Gegenmaßnahme: mittrinken – eine Flasche oder ein Sektglas wird doch wohl noch übrig sein
    Der Bahn-Comfort-Bucher
    Ausgebuffter geht es nicht – diese Variante kennt alle Tricks des Bahnfahrens. Mit vorgehaltener Sitzreservierung bedauert er es vorgeblich, dass er seinen Mitfahrer vom Bahn. Bonus-Comfort-Sitz vertreiben muss. Als Vielfahrer spielt er dieses Privileg quasi schon seit Einführung des Services aus. Keine Tarifwinzigkeit, kein Sonderangebot entgeht ihm. Er weiß auch sekundengenau und ohne aus

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