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Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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dann fühlte er sich merkwürdig und konnte sich nicht mehr konzentrieren. Sundance half ihm auf das Sofa, wo Butch nach wenigen Minuten einschlief.
    Sundance ging nach oben und schloß Butchs Wohnungstür auf. Er ließ sie offenstehen und ging wieder nach unten, um Butch zu holen. Er trug ihn so, wie man eine Braut tragen würde. Er legte ihn auf das Bett im Schlafzimmer, danach ging er in das Bad und ließ die Wanne vollaufen. Er trug Handschuhe, er war nicht dumm. Nachdem er Kerzen aufgestellt hatte, setzte er die Weinflasche auf den Boden und das Weinglas auf den Wannenrand. Es war ein frisches Glas, sollte jemand danach suchen, sollte er nicht herausfinden, daß die Schlaftabletten im Wein aufgelöst worden waren.
    Im Schlafzimmer zog er Butch aus und entdeckte winzige Narben unter seiner linken Brustwarze. Vier Punkte, die wie ein Y aussahen. Er legte Butchs Sachen auf einen Stuhl und trug seinen Freund in das Badezimmer. Butch schlief weiter, das heiße Wasser ließ ihn nicht einmal zusammenzucken. Alles war, wie es sein sollte. Sundance zog sich einen Stuhl heran. Er betrachtete Butch im Kerzenlicht. Wie der heiße Dunst von der Wasseroberfläche um seinen Hals waberte. Wie sein Herz in der Brust schlug. Die Ruhe, die von seinem Freund ausging.
    Sundance legte ihm eine Hand auf den Kopf und drückte ihn sanft unter Wasser. Stille. Luftbläschen stiegen aus Butchs Nase auf. Er hustete einmal, zuckte. Sundance blieb sanft. Als er seine Hand von Butchs Kopf nahm, hatte sich äußerlich nichts verändert. Butch war unter Wasser, heißer Dunst stieg von Sundance’ Arm auf. Er wünschte sich für einen Moment, Butch würde die Augen öffnen und ihn ansehen. Er wollte sich erklären. Es gab nichts zu erklären. Sundance war überzeugt, daß sein Freund verstand, warum er es tun mußte. Liebe. Es war die reine Liebe.
    Und sie hatten kein einziges Mal darüber gesprochen.
     
    – Sag mir deinen Namen.
    Du hustest, der Schmerz ist so extrem, daß du dich schon zweimal erbrochen hast. Du kannst bei jedem Atemzug die zertrümmerten Rippen spüren. Der Mann hat im unteren Bereich angefangenund dir erklärt, daß er sich die oberen Rippen für das Ende aufheben würde.
    – Sonst durchbohren sie dein Herz, und so schnell lasse ich dich nicht gehen.
    Der Mann wischt sich die verschwitzten Hände an einem Handtuch ab. Grün mit weißen Lilien. Er trinkt aus einer Wasserflasche und nimmt zwei Tabletten. Er verspricht dir, gleich wieder dazusein.
    Du schließt die Augen und kehrst in die Vergangenheit zurück.
     
    Du warst es, der die Leiche am nächsten Morgen fand. Du warst es, der einen Krankenwagen rief, mit der Polizei sprach und ihnen Kaffee anbot. Du und nicht Sundance, weil Sundance in derselben Nacht mit Butch zusammen gestorben war. Es gab keinen Grund mehr für ihn, zu existieren. Butch und Sundance waren nicht mehr. Ausgelöscht.
    Es wurde viel von dir erwartet. Du versprachst seiner Familie, dich um alles zu kümmern. Seine Eltern gaben dir die Vollmacht. Die Wohnung, das Bankkonto, die Versicherungen. Alles mußte verwaltet werden, es stand dir viel Arbeit bevor, aber das war gut so. Sich um alles zu kümmern war deine Form von Wiedergutmachung für das, was die Familie nicht wußte.
    – Wie konnte er sich nur umbringen? fragte Lars’ Vater. Was für ein Mensch tut seinen Eltern so etwas an?
    Als würde sich alles nur um sie drehen, als würden die Kinder existieren, damit ihre Eltern in einem guten Licht dastehen. Als ob. Es machte dich bitter, daß Lars’ Familie sich im Tod von ihm abwandte. Du hattest mehr von ihnen erwartet.
     
    Am Tag nach der Beerdigung bist du zur Arbeit gegangen. Niemand hat gewußt, was deinem besten Freund widerfahren war, und so sollte es auch bleiben. Es gab den Beruf, und es gab das Privatleben. An diesem Tag geschah es zum ersten Mal. Du hast dich auf der Toilette ans Waschbecken gestellt, um deine Hände zu waschen. Dein Blick fiel im Spiegel auf dein unrasiertes Gesicht, die Wangen waren ein wenig hohl, und unter den Augen lagen Schatten. Du wolltest dir eben die Hände abtrocknen, als deinBlick weggerutscht ist. Du hast es erneut versucht. Es ging nicht. Du konntest dir nicht mehr in die Augen sehen. Du hast erschrokken aufgelacht und dein Gesicht nahe an den Spiegel gebracht, als einer deiner Kollegen hereinkam.
    Du hast an dem Tag früher Feierabend gemacht und bist nach Hause gefahren. Es gelang dir nicht, den Blick auf dich selbst zu fokussieren. Deine Augen wichen

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