Soul Screamers: Sophie (German Edition)
die mich noch vor zwölf Stunden mehr beschäftigt hatten als irgendetwas sonst – denn er konnte mir nicht sagen, was mit meiner Mom passiert war –, aber wenigstens wollte er mir überhaupt etwas erklären. Etwas über mich. Etwas, das er für erstaunlich und außergewöhnlich hielt. Ich wollte wissen, was er wusste, und auf einmal wollte ich all das für mich behalten, nur für eine kurze Weile, damit es unser Geheimnis sein konnte. Etwas, von dem niemand sonst wusste. Etwas Besonderes.
Die Leute bezeichneten Kaylee als besonders, aber was sie wirklich meinten, war „besonders“. Im Sinne von Zwangsjacken und gepolsterten Wänden. Sie war nicht besonders, so wie ich in Lucas Augen besonders war. Sie hätte niemals durchgestanden, was ich gerade gesehen und getan hatte. Dafür war sie gar nicht psychisch stabil genug.
„Okay“, sagte ich schließlich, und Lucas Lächeln brannte mir regelrecht ein Loch mitten durch das Herz.
„Heute Abend? Essen und Unterweltgespräche? Du kannst mich alles fragen, was du wissen willst.“ Er zog herausfordernd die Augenbrauen hoch. Dabei hatte er mich schon längst rumgekriegt, ehe er auch nur den Mund aufgemacht hatte.
„Klar. Aber ich habe heute dieses blöde Familienessen mit meinem Onkel und meiner Cousine. Danach?“
„Gern.“ Doch bevor er mich nach meiner Telefonnummer fragen konnte, rief jemand meinen Namen.
„Sophie?“ Ich drehte mich um und sah Peyton aus ihrem Wagen steigen. Was mich daran erinnerte, dass wir eine Morgenprobe mit dem Tanzteam hatten, weil der Wettkampf vor der Tür stand. Und dass ich den Karton mit den neuen Uniformen mitten im Naturwissenschaftstrakt hatte stehen lassen.
„Was zum Teufel ist denn mit dir passiert?“, fragte Peyton barsch, während sie mit ihrer Sporttasche über der Schulter auf uns zustampfte. „Dein Dad hat meine Mom angerufen, und keiner von beiden hat mir geglaubt, dass ich keine Ahnung habe, wo du bist, und Mrs Foley ist stinksauer, dass du gestern einfach verschwunden bist. Du hast so einen Haufen Ärger am Hals. Keine Chance, dass du jetzt zum Teamcaptain gewählt wirst. Die Leute wollen einen Captain, auf den sie sich verlassen können, nicht jemanden, der sein Team im Stich lässt, damit er sich die ganze Nacht lang mit einem wildfremden Typen vergnügen kann.“
Peyton warf einen vielsagenden Blick auf meine schmutzigen Kleider und mein zerzaustes Haar. Ich wusste, was sie sah, und auch, was sie dachte.
Und es war mir scheißegal.
Ich hatte Angriffe von Monstern und blutrünstigen Pflanzen überlebt, und eine ganze Welt voller weiterer skurriler, angsteinflößender Dinge. Peyton fiel nicht mal mehr in die Kategorie Bedrohung.
„Okay, lass uns das mal nüchtern betrachten“, sagte ich. Ihr war anzusehen, wie hämisch sie sich freute, weil sie sich ihres Sieges so sicher war. „Hier geht es darum, wer Captain des Tanzteams wird, nicht Captain America. Selbst wenn du gewinnst, kriegst du dafür nichts weiter als eine kleine Goldnadel an deiner Sportjacke. Es ist nicht so, dass du die Welt gerettet hättest. Genau genommen hast du noch nicht mal jemandem den Tag gerettet. Wir reden hier von einer Anstecknadel und einer Fußnote im Jahrbuch. So gesehen nicht weiter erwähnenswert.“
Peyton blinzelte mich an, wie sie es immer tat, wenn sie wütend war, und ich überlegte, sie daran zu erinnern, dass sich die Grundlage für Stirnfalten bereits in der Jugend bildete. Sie öffnete den Mund, um loszudonnern, aber ich redete einfach weiter.
„Aber das kann dir auch egal sein, weil du nämlich nicht gewinnen wirst. Du wirst dich nicht mal aufstellen lassen. Denn wenn du es doch tust, erzähle ich der gesamten verdammten Schule von dir und Beths Freund, und du wirst viel zu sehr damit beschäftigt sein, das Wort ‚Schlampe‘ von deiner Windschutzscheibe zu kratzen, um einen ordentlichen Wahlkampf zu organisieren.“
Eine Sekunde lang stammelte Peyton vor sich hin und öffnete und schloss den Mund dabei wie ein Goldfisch. „Du hinterhältiges kleines Miststück “, schrie sie mich schließlich an, und ich musste lachen. Ich konnte einfach nicht anders.
„Ja, das bin ich vermutlich. Daran solltest du das nächste Mal denken, wenn du versuchst, mich gegen meine beste Freundin aufzuhetzen. Und im Übrigen wäre es gar keine schlechte Idee, wenn du in Zukunft selbst beim Schlafen ein Auge aufbehältst.“
„Warum? Weil du mich sonst totquatschst?“
„Nein, weil es sein könnte, dass ich mitten in
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