Soul Screamers: Sophie (German Edition)
der Nacht mit einem elektrischen Rasierer und jeder Menge Groll auf dich in deinem Zimmer auftauche. Oder dass ich Bleichmittel in dein Shampoo mische. Oder Selbstbräuner in dein Make-up. Oder Haarentferner in dein Augenbrauengel. Ich kenne deine Gewohnheiten und deinen Tagesablauf, und ich fühle mich heute erstaunlich kreativ.“ Und … siegreich. „Wer weiß schon, was ich tun werde?“
„Klar. Du schleichst dich in mein Haus und stylst mich heimlich um, während ich schlafe.“ Ihr Tonfall war sarkastisch, aber ihren Worten mangelte es an Biss.
Ich zuckte mit den Achseln. „Ich habe Laura die Haare abgeschnitten – und Laura mag ich wirklich.“ Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht gewusst, was ich tat, und auch nicht vor, es jemals wieder zu tun. Aber das musste Peyton ja nicht wissen.
Sie stammelte wieder unzusammenhängendes Zeug, und ich nahm mir einen Moment Zeit, um ihren Schockzustand zu genießen. Dann drehte ich mich zu Luca um und zog ihn mit mir zu meinem Auto. Peyton stand einfach nur da und starrte uns hinterher.
„Was war das denn?“, fragte Luca, während ich die Fahrertür meines Autos öffnete. „Ein Tänzerinnendrama?“
Ich zuckte mit den Achseln. „Ich habe einfach nur eine neue Rangordnung erstellt. Schätze, wenn ich uns in der Unterwelt aus den Klauen des sicheren Todes befreien kann, kann ich auch so gut wie alles in den Griff bekommen, was mir diese Welt hier vor die Füße spuckt.“
Luca zog die Augenbrauen hoch. „Auch diese Welt hat ein paar unterweltliche Überraschungen auf Lager, die sie dir vor die Füße spucken kann“, erinnerte er mich.
„Dann solltest du in Zukunft vielleicht in meiner Nähe bleiben und mir helfen, den Baseballschläger zu schwingen.“ Ich packte ihn an seinem Shirt und zog ihn an mich, und zum ersten Mal in meinem Leben war es mir egal, wie ich aussah und wer mich beobachtete. Zumindest für die nächsten paar Minuten spielte nichts davon eine Rolle. Was hingegen eine Rolle spielte, war, dass ich jetzt von Dingen wusste, die ich davor niemals für möglich gehalten hätte – nicht nur in Bezug auf die Unterwelt, sondern auch in Bezug auf mich selbst. Ich fühlte mich hellwach , zum ersten Mal in meinem Leben, und wenn ich vorher geschlafen hatte, dann wollte ich es nie wieder tun.
„Klingt unterhaltsam. Wenn auch auf eine eher beängstigende Weise“, sagte Luca mit einem schiefen Lächeln.
Er hatte recht. Wahrscheinlich hätte ich Angst haben sollen. Und vermutlich würde die Angst auch noch kommen. Aber in diesem Augenblick, hier im strahlenden Sonnenschein, nachdem ich die Monster bezwungen und eine sprachlose Peyton mitten auf dem Parkplatz hatte stehen lassen, fühlte ich mich wie eine völlig neue Art von Prinzessin. Eine Krieger prinzessin, die bereit war, ihre Axt durch Horden modebehinderter und sozial inkompetenter Mitschüler zu schwingen.
Ich fühlte mich, als könnte ich alles schaffen. Ich konnte Captain des Tanzteams werden. Ich konnte für Laura einstehen. Ich konnte sogar auf die irrwitzigen Eskapaden meiner Cousine pfeifen. Und wenn mir niemand sonst erzählen wollte, was ich wissen musste, konnte ich verdammt noch mal meine eigenen Antworten finden.
Aber als Luca auf dem Beifahrersitz Platz nahm, damit ich ihn nach Hause bringen konnte, ging mir vor allem eine Frage durch den Kopf – die wichtigste von allen.
Was trug eine Kriegerprinzessin an ihrem ersten Tag auf dem Thron?
– ENDE –
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