Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
reinkarnieren, ohne, dass mich jemand aufgehalten hätte. Warum sind mir das Amulett und Sie, mein Junge, praktisch zugeflogen, als es Zeit für die nächste Wiederkehr wurde? Wissen Sie eigentlich, wie gering die Chancen stehen, dass ich ein mächtiges Seelenamulett finde, und dass sein Träger dann nach seinem Tod nicht direkt ins Licht geht, sondern vor meinen Augen als Geist umherstreift?“ Er nickte bekräftigend, in seinen Augen lag ein fanatisches Glühen. „Ich bin begünstigt.“
„Sie haben über einhundertsiebzig Jahre gelebt“, versuchte Elizabeth es nun mit Vernunft. Sie zitterte, doch sie bemühte sich ebenfalls um Ruhe. Vielleicht lag unter der verkrusteten Schicht aus Irrsinn und Verblendung ja doch noch ein letzter Rest von Menschlichkeit begraben. „Sie hatten ein langes, erfülltes Leben, Sir Thomas. Länger als sonst irgendjemand. Werden Sie es denn gar nicht müde, sich abzustrampeln und jeden um sich herum zu verlieren? All die Freunde und Verbündeten, die Sie kommen und gehen sahen. All das Blutvergießen, die Kriege und Katastrophen, die Sie durchlebten. Ein langes Leben ist nicht immer auch ein gutes. Es wird Zeit, endlich etwas Ruhe und Frieden an einem besseren Ort zu finden. Warum übergeben Sie das Zepter nicht an die nächste Generation? Sollen doch Ihre Schüler die Tradition fortführen und sie weitergeben.“
„Letztendlich gehört es doch zum Menschsein, dem Tod ins Auge zu blicken“, nahm Daniel eilends ihren Faden auf. „Es macht uns erst zu Menschen. Nur das Wissen darum, dass unsere Zeit auf Erden begrenzt ist, macht das Leben so wertvoll.“
„Ersparen Sie mir das“, unterbrach ihn Hamilton mit erhobener Hand. „Jeder Sterbende wünscht sich mehr Zeit. Einen Tag, ein Jahr, ein Jahrzehnt. Ich bin mir sicher, Mr Mason, Sie wissen genau, wovon ich spreche, nicht wahr? Und jeder wäre bereit, beinahe alles dafür tun. Doch nur den wenigsten wird ein Weg aufgezeigt, das Unvermeidliche hinauszuzögern.“ Er legte den Kopf auf die Seite und sah Daniel abschätzig an. „Und außerdem, Mr Mason, sind Sie nun wirklich nicht der Richtige, um mir etwas darüber zu erzählen, was es bedeutet, dem Tod ins Auge zu blicken, finden sie nicht?“
„Das ist doch etwas völlig anderes!“
„Natürlich ist es das. Und was Ihren besseren Ort angeht, Elizabeth“, er kam wieder zu ihr herüber und stellte sich dicht vor sie. Zu dicht für ihren Geschmack. „So ziemlich jede Glaubensrichtung ist sich darüber einig, dass Taten wie ich sie auf dem Gewissen habe, nicht unbedingt die Fahrkarte an einen besseren Ort sind. Egal, ob Sie nun an Karma oder an eine Hölle glauben. Und ich habe weder vor, meine Zukunft als Ameise zu verbringen, noch die Ewigkeit im Höllenfeuer zu schmoren.“
„Ihr Vertrauen in Ihre Göttin scheint ja in der Tat grenzenlos zu sein“, bemerkte Daniel sarkastisch.
Hamilton lächelte ihn ungerührt an. „Ich gehe nur kein Risiko ein, mein Junge. Das ist alles.“
„Dann vollziehen Sie eben das Ritual“, sagte Elizabeth. „Aber lassen Sie Danny gehen. Sehen Sie ihn an. Er ist ein guter Mann. Sie kennen und schätzen ihn. Dieses Schicksal hat er nicht verdient! Ich tue auch alles, was sie von mir verlangen.“ Sie senkte den Blick. „Alles!“
„Das werden Sie sowieso, meine Liebe“, erwiderte Hamilton, Daniels gequältes „Liz! Nicht!“, ignorierend. „Ich habe dafür so meine Methoden, seien Sie sich dessen gewiss.“ Er pflückte über Elizabeths Schulter hinweg eine Orchideenblüte und steckte sie in ihr Haar. Zufrieden betrachtete er sein Werk und strich mit den Knöcheln seiner Finger über ihre Wange.
Elizabeth verzog angeekelt den Mund und drehte den Kopf zur Seite.
„Keine Sorge, nicht dieser welke alte Mann hier wird sich Ihrer annehmen, sondern mein Neffe.“ Er deutete mit einem Nicken auf den unter der Statue liegenden Mann. „Wie Mr Mason neulich so treffend feststellte: eine ausgesprochen gute Partie. Er ist der Erbe meines gesamten Vermögens. Natürlich ist er nicht wirklich mein Neffe, aber für die Welt wird er es ab morgen sein.“ Genießerisch roch er an Elizabeths Kehle. „Ach, es geht doch nichts über den Duft einer hübschen Frau in der Blüte ihres Lebens. So eine Frau zu besitzen, ihren Willen zu brechen …“ Er befeuchtete seine Lippen. „Oh, wenn ich nur daran denke, was ich in einem jungen, starken Körper alles mit Ihnen anstellen kann. Wir beide werden eine Menge Spaß haben, Elizabeth.“
„Wenn Sie
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