SOULMATE (German Edition)
einer nachvollziehbaren Erklärung für seine Anschuldigungen, seinen Sinneswandel und die extrem abweisenden Gefühle mir gegenüber, begann ich, die Situation einfach hinzunehmen.
Ich war erschöpft.
Das abrupte Ende unserer kurzen, intensiven ... ja, was? ... Affäre? Beziehung? Liebe? - zumindest für mich war es das gewesen - schmerzvoll zu akzeptieren und keinen weiteren Widerstand mehr zu leisten, der, wenn ich seine frostigen Blicke sah, sowieso zwecklos wäre.
Resignation kann scheinbar hilfreich sein, zumindest verschwand meine innere Angst, vor seinen Augen eine würdelose Szene der Selbsterniedrigung hinzulegen und mir noch mehr Schmach und Häme abzuholen …
Ich gab auf …
Es gab wohl nichts mehr zu retten!
Finn Flanagan, du hast mich tief verletzt ... Warum?
Noch auf dem Weg zu ihm hatte ich die Illusion gehabt, ich könnte die Nacht über bleiben, selbst wenn an Schlaf kaum zu denken gewesen wäre. Am nächsten Morgen, nach einem ruhigeren und irgendwie auch tröstlichen Gespräch, hätte ich in einer befriedeten Atmosphäre meine Sachen packen und mich - mit etwas Hoffnung auf Versöhnung, und sei sie noch so winzig klein - wieder in meine eigene Wohnung verziehen können … Aber nein, das würde jetzt ganz sicher nicht mehr drin sein … Es schien einfach unmöglich, und ich spürte diese Unmöglichkeit mit jeder Faser meines Körpers …
Ich stand also auf, suchte stumm meine Sachen zusammen: vereinzelte Kleidungsstücke, Toilettenartikel, Schminkzeug und so weiter, stopfte alles in meine mitgebrachte Sporttasche und stand schließlich - nur scheinbar - selbstsicher und aufrecht vor Finn, der seine Position auf dem Bettlager immer noch nicht maßgeblich verändert hatte.
Ich nahm einen tiefen Atemzug, um meinen Text in einem Rutsch durchbringen zu können. »Tja, dann, Tschüss, Finn, ich … werde jetzt besser gehen … Aber ich will nur noch eins sagen: Ich find‘s sehr schade, wie wir auseinandergehen, kann das kaum glauben, und es tut … also, es tut verdammt weh, wie du über mich denkst … und dass jetzt alles aus sein soll.«
Er zog die Schultern hoch und ließ sie wieder herabfallen, die Augen starr auf seine Hände gerichtet, die Stirn gerunzelt und wie in Gedanken versunken.
»Shit happens, babe«, nuschelte er zynisch, klang aber auch ein wenig erschüttert, so als hätte er mit einer derartigen Reaktion von mir irgendwie nicht gerechnet …
Dann richtete er den Blick so melancholisch auf mich wie bei unserer ersten Begegnung, als wollte er damit ausdrücken, dass ich nicht gehen sollte … Aber daran, also daran glaubte ich nur einen winzigen Augenblick lang, denn viel wahrscheinlicher war es doch, dass ich mich irrte und dass der Wunsch Vater des Gedanken war …
Wenig später stand ich allein im Flur, legte mir meine ganze Wintermontur wieder an, schwang meine Sporttasche über die Schulter und wollte gerade gehen, da kam er doch noch aus dem Zimmer und auf mich zugeschlurft, um mich zu verabschieden, wenn auch weiterhin mit einer Ausstrahlung, die mein Frösteln nur verstärkte …
Er hielt die Wohnungstür auf, so dass ich auf den Hausflur treten konnte, drückte für mich den rot leuchtenden Lichtschalter neben der Türklingel und sagte kaum hörbar: »Bye, Babe …«
Ich wandte mich noch einmal ihm zu, dummerweise dachte ich einen Moment lang, wie gruselig mein Gesicht wohl in dem grellen Neonlicht des Treppenhauses aussehen musste, und sah ihm dennoch - mit aller Kraft - fest in die Augen. »Finn, ich bin nichtdein ... Babe … und bin‘s wohl nie gewesen!«
Er senkte sofort den Blick.
Daraufhin drehte ich mich um und ging mit festen Schritten davon. Gebe zu, dass man meinen Abgang auch als Versuch einer kleinen, spontanen Inszenierung von - nicht vorhandener - Souveränität bezeichnen könnte … aber bitte, ein bisschen Theatralik tat auch mir gut und unterstrich im Grunde genommen die desolate Gefühlslage, in die Finn mich gebracht hatte …
Auf der Hälfte der Treppe hörte ich, wie er die Wohnungstür hinter sich zuschloss, und dann schossen dicke Tränen in meine mitgenommenen Augen … Mit dem Ärmel meiner Jacke wischte ich sie weg …
Good bye my lover?!
Inzwischen war es wirklich spät geworden: Mein Handy zeigte 01.25 Uhr an. Außerdem hatte ich eine SMS erhalten, die ich bisher nicht bemerkt hatte:
Muss dich dringend sprechen weiß dass ich mist gebaut hab ruf mich an egal wie spät ruf heute nacht noch an bitte bin mit den jungs
Weitere Kostenlose Bücher