Soulmates: Ruf der Freiheit ([Soulmates]) (German Edition)
einem tiefen Atemzug sog er die Luft von draußen ein und schlug einen ruhigen, strengen Tonfall an. »Rede mit mir, Kleiner. Bist du im Feld unterwegs?«
Weiteres Husten. Eine Welle der Übelkeit brach über Rhys zusammen. Halt durch, Kleiner.
»Sterling! Wo bist du? Bist du im Feld? Kannst du euer Haus sehen von da, wo du bist?« Er hasste es, dass er so harsch klang, aber er musste Sterling dazu bringen, ihm zu antworten.
»Im Feld. Ich kann das Haus nicht sehen, ich liege am Boden.« Seine Stimme war so leise, dass Rhys sie ohne sein sensibles Wolfsgehör nicht wahrgenommen hätte.
»Hörst du irgendwelche Autos?«
»Nein.«
Verdammt, verdammt, verdammt. Er umklammerte das Lenkrad fester, damit seine Hände nicht zitterten. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass seine Nerven jemals so blank gelegen hätten. Rhys drückte auf die Hupe. Er war direkt hinter Sterlings Haus und sah auf das Feld, das er schon in Wolfsgestalt durchquert hatte, um nach dem Kleinen zu sehen.
»Hörst du eine Hupe?«
Keine Antwort.
»Sterling?« Rhys fuhr an die Seite und hielt den Wagen an. Gott, bitte lass mit ihm alles in Ordnung sein. Bitte lass dies das Feld sein, das Sterling durchquert hat. Er stieg aus und nahm sein Handy mit.
»Sterling?« Warum antwortete er nicht? Rhys hob den Kopf und witterte. Blut. Seine Fangzähne schossen vor. Erneut sog er die Luft ein und steuerte auf den anregenden Geruch zu. Sein Herz klopfte so schnell und hart, dass er es hören konnte. Den Blick auf den Boden gerichtet, konnte er den Kleinen nirgendwo entdecken, aber der Geruch wurde stärker. Sterling war hier im Feld… irgendwo.
Rhys blieb stehen, schloss die Augen und lauschte. Zu seiner Linken vernahm er schwerfälliges Atmen. Er wandte sich um und rannte los.
Sterling lag auf dem Rücken im hohen Gras. Das Bild von Remi schoss Rhys durch den Kopf und ließ ihn erschaudern. Die Ähnlichkeiten waren überwältigend. Rhys ließ das Handy fallen, sank auf die Knie und griff noch in derselben Bewegung nach Sterling.
Sterling lag still. Selbst seine Brust hob und senkte sich nur sehr schwach. Rhys konnte keine Farben sehen, aber er wusste, dass Sterling weit weg war. Seine Lippen hatten die falsche Tönung und dunkle Punkte einer Flüssigkeit sprenkelten sein Gesicht und liefen daran entlang. Er hatte Blut gehustet. Er hatte innere Blutungen.
Tränen sammelten sich in Rhys' Augen, aber er blinzelte sie weg. Menschlichen Gefährten half es bei der Heilung, wenn man ihnen Blut einflößte, aber es war Sterling unmöglich, irgendetwas zu schlucken. Er griff an seine hintere Hosentasche, zog sein Taschenmesser hervor und klappte es auf. Gott, bitte lass es funktionieren. Es hatte bei Remi funktioniert. Vielleicht würde es bei ihnen auch funktionieren, weil Sterling sein Gefährte war.
Noch nie in seinem Leben hatte er solche Angst gehabt. Mit dem Messer schlitzte er sich das Handgelenk auf, ehe er Sterlings Shirt aufschnitt und ihm einen tiefen Schnitt auf seiner schmalen Brust direkt über dem Herzen zufügte. So schnell, wie Rhys' Puls raste, tropfte das Blut bereits in heftigen Schüben über seinen Arm. Er hielt sein Handgelenk über Sterlings Schnitt und träufelte so viel er konnte hinein. Als sich seine Wunde schloss, schnitt er sie erneut auf und wiederholte den Prozess.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Als Rhys nach unten sah, entdeckte er das Handy neben Sterling auf dem Boden, das er immer noch mit einer Hand umklammerte. Seine Hände waren beinahe elegant mit den langen, schlanken Fingern. Kein Wunder, dass er so gut darin war, einen Football zu fangen. Rhys schloss die Augen, ließ sich gehen und erlaubte es sich, zu weinen.
Er hatte eine Menge über den Kleinen gelernt, nur indem er ihn beobachtet hatte. Der Name Sterling passte zu ihm, er war so dynamisch und voller Leben. Er hörte wahrhaftig nie auf, zu reden. Als hätte er viel zu viel Energie und Aufregung in seinem Inneren eingeschlossen.
Sie kochten über, indem er sang oder mit sich selbst sprach. Scheiße, nicht nur mit sich selbst, er sprach mit leblosen Objekten, Streunern, Insekten, mit allem. Rhys fand es überaus faszinierend.
Als er spürte, wie seine Hand zu heilen begann, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Gefährten zu. Der Schnitt auf Sterlings Brust hatte sich geschlossen. Bitte lass das bedeuten, dass es funktioniert hat. Rhys ließ sich nach hinten auf den Hintern fallen und zog Sterling in seine Arme.
Sterling hustete und Blut aus
Weitere Kostenlose Bücher