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Späte Familie

Späte Familie

Titel: Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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sich in einen Gläubiger verwandeln, fährt er fort zu dozieren, seine Stimme, die an große Sälegewöhnt ist, schlägt gegen die Wände des Zimmers, eine Schuld, die nicht bezahlt werden kann, und schon bald kommen die Gläubiger, es sind die Gläubiger der Seele, von denen ich spreche, Ella, sie sind sogar gefährlicher als die der Unterwelt, und sie pfänden das Wenige, das er hat, das bisschen seelische Stärke, verstehst du, worauf ich hinauswill?
    Du übertreibst, Vater, protestiere ich schwach, die Zeiten haben sich geändert, heute regt man sich über Scheidungen nicht mehr so auf, ich kenne einige Kinder, deren Eltern sich scheiden ließen und denen nichts passiert ist, sie haben eine Mutter und einen Vater und sie lernen, mit ihrem Leben zurechtzukommen. Das Wichtigste für ein Kind ist, dass seine Eltern glücklich sind, sage ich, es ist besser, sie sind getrennt und glücklich als zusammen und unglücklich. Aber er macht eine ablehnende Handbewegung, als hätte ich einen ganz und gar unsinnigen Einwand vorgebracht, und verkündet, das sind die hohlen Sprüche der neuen Zeit, die Menschen heutzutage haben es eilig wie Tiere, sie sind ihren Trieben ausgeliefert, und es gibt nichts Gefährlicheres als den Trieb, das habe ich dir doch schon erklärt, als du ein junges Mädchen warst. Wie es Bremsen in einem Auto gibt, braucht auch der Mensch seine Bremsen, ein Auto ohne Bremsen wird zerschmettert, und so geht es auch dem Menschen, und ich sage dir, er hebt drohend den Finger, ich kenne deinen Sohn, er ist nicht wie die anderen Kinder, er ist sensibel und schwach, und ich warne dich, wenn du diesen Prozess nicht stoppst, wird es zu einer Katastrophe kommen.
    Eine Katastrophe, murmle ich, wovon sprichst du, was für eine Katastrophe könnte passieren, es wird eine Weile schwer für ihn sein, dann wird er darüber hinwegkommen, wie alle darüber hinwegkommen, Kinder überleben schlimmereDinge als eine Scheidung. Und er hebt wieder die Stimme, seine Lippen werden blau, als würde ihm das Blut in den Adern erstarren, eine Katastrophe, hör zu, Ella, deine Katastrophe ist gewiss, und an deinem Glück lässt sich zweifeln, denn wer garantiert dir, dass du ohne Amnon glücklich sein wirst, ich erinnere mich nicht, dass du glücklich warst, bevor du ihn trafst, hör gut zu, ich bitte dich nur um eines, dass du über meine Worte nachdenkst und sie ernst nimmst. Amnon ist heute Morgen hierher gekommen, nachdem er bei dir gewesen war. Er demütigt mich genüsslich wie ein listiger Kriminalbeamter beim Kreuzverhör, er hat mir zu verstehen gegeben, dass der Plan zur Trennung von dir stammt, dass alles von dir abhängt, deshalb habe ich einen Rat für dich, Ella, eine einfache und nützliche Lösung, die zu akzeptieren Amnon heute Morgen bereits zugestimmt hat, nämlich einen Bund zu schließen, in des Wortes tiefster Bedeutung, ihr müsst euch gegenseitig versprechen, euch niemals zu trennen, weil ihr diesen Jungen zur Welt gebracht habt. Ein Kind auf die Welt zu bringen ist ein verpflichtender Akt, verpflichtender als alles andere, von dem Moment an, da man ein gemeinsames Kind hat, muss man zusammenbleiben, du wirst sehen, wenn ihr erst diesen Bund geschlossen habt, wird alles einfacher sein, ihr werdet eure Probleme mit Leichtigkeit überwinden, wenn ihr wisst, dass ihr keine Wahl habt, du wirst nicht glauben, welche Erleichterung du fühlen wirst, wenn du ein für alle Mal die Möglichkeit eines anderen Lebens mit einem anderen Partner für dich ausradierst. Ich schlage dir die Option auf ein vollkommenes Glück vor, Ella, das ist die Veränderung, nach der du suchst, denn Schwierigkeiten erwarten dich überall, das Leben selbst ist schwer, eine neue Familie zu gründen ist schwer, ich erleichtere es dir, indem ich dir helfe, auf gefährliche Optionen zu verzichten, schließlich wirst du dichüberall beweisen und stellen müssen, da ist es doch besser, sich für die bereits bestehende Familie anzustrengen, mit dem Mann, den du zum Vater deines Kindes gewählt hast.
    Genug, Vater, du verstehst es nicht, ich schüttle den Kopf und halte mir die Ohren zu wie damals, als ich ein Kind war, hilflos seinen hochmütigen Ansprachen ausgesetzt, seiner absoluten Selbstgerechtigkeit, ich kann nicht bei Amnon bleiben, zwischen uns ist es aus, über welch einen Bund sprichst du, wir trennen uns,

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