Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802
freundliche Fischer.
Finster lauscht jetzt Mißtraun tief in den Furchen der Stirne;
Stumm und einsam schleicht es daher, und, tönet die Seele
Unwillkürlich Gesang, so klingt er wie Ängste des Todes.
Gastlich empfingen den Fremdling einst Siziliens Küsten,
Und er wandelte froh wie in den Fluren der Heimat;
Wildnis starret nunmehr dem kühnen Pilger entgegen,
Und mit der Miene der Mordlust ziehen die Räuber am Ufer.
Wie einst vor den unwirtlichen Zeiten der alten Zyklopen
Trägt das Land den Anblick der wildesten Höhlenbewohner,
Als besäß es noch nicht mein herrliches Ährengebinde,
Nicht den friedlichen Ölbaum, nicht die erfreuliche Traube,
Und noch nicht der Hesperiden goldene Früchte.
Zeus Kronion, Du Retter, o rette Trinakriens Schöne,
Daß sie nicht endlich ganz mit der letzten Trümmer vergehe!
Von Termini aus kann der König wieder fahren. Indessen hätte der Minister, der den Weg gebaut hat, ihn mit weniger Kosten vermutlich besser und dauerhafter machen können. Die Wasserleitung ist nicht sonderlich beachtet. In der Bagaria sah ich von außen noch einige sublime Grotesken des sublim grotesken Fürsten von Palagonia, die nun nach seinem Tode nach und nach alle weggeschafft werden. Ich hatte weder Zeit noch Lust, das innere Heiligtum der Ungeheuer zu sehen. Wenn indessen seine drollige Durchlaucht nur etwas zur Verschönerung der Gegend umher beigetragen hat, so will ich ihm die Mißhandlung der Mythologie, der ich übrigens selbst nicht außerordentlich hold bin, sehr gern verzeihen. Die ganze Gegend um die Stadt, vorzüglich nach Palermo hin, ist die bebauteste und ordentlichste, die man in Sizilien sehen kann, wenn es gleich keine der schönsten und reichsten ist.
Mir ward es wirklich recht wohl, als ich wieder in die Nachbarschaft von Palermo kam, wo ich mich nun schon als etwas heimisch betrachtete. Mein Einzug in die Residenz war, als ob ich ihn noch bei dem hochseligen Fürsten von Palagonia bestellt hätte. Es holte uns eine Sänfte irgendeines Bischofs ein, vermutlich des Bischofs von Cefalu. Sie war sehr charakteristisch überall mit Schellen behangen und wurde, nach der Gewohnheit des Landes, von zweien der stärksten Maulesel getragen, die von einigen reitenden Bedienten geführt wurden. Die Sänfte war ziemlich geräumig und mochte bequem Platz haben für den Bischof und seine Nichte; denn ich habe es in Sizilien durchaus gemerkt, daß die vornehmen Geistlichen viel auf Nichten halten. Ein alter, dicker, satirischer Eseltreiber setzte sich gravitätisch hinein und fing an, barock daraus zu diakonieren und mit großen Grimassen den Segen zu spenden. Die Schellen klangen, er nickte und machte ein Bocksgesicht, und die Karawane lachte über die Posse, bis die Nähe der Stadt der Profanation ein Ende machte. Nun zog die ganze originelle Kavalkade hinter mir mit Schellengeläute in Palermo zum Seetor ein. In Leipzig hätte ich damit ein Schauspiel für ein Quartier der Stadt machen können, in Palermo lachten bloß zwei Visitatoren.
Palermo, auf dem Paketboote
Mein alter Wirt schickte mich zu einem neuen, seinem Freunde, weil sein Haus voll war. Ich war hier ebenso gut wie dort und noch etwas billiger und hatte überdies die Aussicht auf den Hafen. Nun habe ich wieder meinen Reisegefährten von Seehund, welcher den Maro mit einigen andern Kameraden hält. Die Zeit wird mir aber so wenig lang, daß ich nur selten die alten Knaster aus dem Felle nehme.
Vor einigen Tagen war hier Osterjahrmarkt am Hafen, auf welchen die Palermitaner etwas zu halten scheinen, wo aber außer einigen Quinquaillerien nicht viel zu haben ist. Man hat wenigstens dabei die Gelegenheit, fast die ganze galante Welt von Palermo spazierengehen und –fahren zu sehen. Man sieht hier mehr schöne Wagen als in Messina, ob dort gleich im allgemeinen mehr Wohlstand zu sein scheint. Es herrscht hier, wie fast an allen Höfen, Verschwendung und Armut. In Messina ist man in Gefahr, von den Wagen etwas gerädert zu werden; aber hier hat man für die Fußgänger am Strande einige Wege gemacht, die für schön gelten. Du magst darüber Herrn Hager lesen, ich kann Dir nicht alles erzählen. Noch einmal habe ich die Promenade auf den Monte Pellegrino gemacht, als ob ich auch ein heiliger Pilger wäre. Mich lockte bloß die Aussicht, wiewohl auch die meisten andern Pilger bloß irgendeine Aussicht locken mag. Das Wetter war mir wieder nicht günstig; ich ließ mich indessen nicht abhalten und stieg bis ziemlich auf
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