Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802
der
mons crinitus
, wo die Athenienser bei der unglücklichen Unternehmung gegen Sizilien standen. Dort unten rechts an der alten Mauer, welche die Herren von Athen umsonst angriffen, stand das Haus des Timoleon, wo man bei der kleinen Mühle noch die Trümmer zeigt. Links hier unten brach Marcellus herein, drang dort hervor bis in die Gegend des kleinen Hafens, wo der schöpferische Geist Archimeds mit dem Feuer des Himmels seine Schiffe verzehrte; dort stand er im Lager und wagte es lange nicht, weiterzugehen, weil er sich hier vor der starken Besatzung der Außenwerke in Epipolä fürchtete. Dort weiter links hinunter auf der Ebene liegt der Acker, den der Verräter erhielt, welcher die Römer führte. Weiter hinab lag Thapsus und in der Ferne Augusta, jenseits eines andern Meerbusens. Hier hätte ich tagelang sitzen mögen, mit dem Thucydides und Diodor in der Hand. Diese Schlösser sind vielleicht das wichtigste, was wir aus dem Kriegswesen der Alten noch haben, und wenn sich ein Militär von Kenntnissen und Genie Zeit nehmen wollte, sie zu untersuchen, es würde eine angenehme, sehr lehrreiche Unterhaltung werden. Die Werke sind von ziemlichem Umfang, und die Neuern haben an Solidität und Größe schwerlich etwas Ähnliches aufzuweisen. Wenn sie nicht etwas zu weit von der Stadt lägen, würden sie derselben von unendlichem Nutzen gewesen sein. Aber so waren es durch die Lage bloß sehr feste Außenwerke, deren Wichtigkeit vorzüglich der Peloponnesische Krieg gezeigt hatte. Die Athenienser hatten die Mauer rechts von der Seite des Anapus nicht zwingen können, ihre Anzahl war vermutlich zu gering, und sie hatten keinen Alcibiades zum Führer mehr. Die Römer drangen durch die große Linie links. Wäre diese Linie kürzer gewesen, oder mit andern Worten, hätte die Hauptbefestigung nicht zu weit hinaus gelegen, es wäre vielleicht dem Marcellus trotz der Verräterei nicht gelungen. Jede Dehnung schwächt, wo man sie nicht in der offenen Schlacht zum Manöver benutzen kann.
Jetzt sitze ich hier und lese den Theokrit in seiner Vaterstadt. Ich wollte, Du wärst bei mir und wir könnten das Vergnügen teilen, so würde es größer werden. Mein eignes Exemplar hatte ich, um ganz leicht zu sein, aus Unachtsamkeit mit in Palermo gelassen, bat mir ihn also von Landolina aus. Dieser gab mir mit vieler Artigkeit die Ausgabe eines Deutschen, unseres Stroth, und dieses nämliche Exemplar war ein Geschenk von Stroth an Münter und von Münter an Landolina, und ich las nun darin an der Arethuse. Der Ideengang hat etwas Magisches. – Sei nur ruhig! ich habe jetzt zu viel Vergnügen dabei, und meine Stiefelsohlen sind noch ganz; Du sollst hier mit keiner Übersetzung geplagt werden.
Auch heute komme ich von einem Spaziergange mit Landolina zurück. Wir waren nur in der Nähe, in der alten Neapolis, die aber wirklich das Interessanteste der alten Überreste enthält. Die Antiquare sind dem unermüdeten patriotischen Eifer Landolinas unendlich viel schuldig. Er hat eine Menge Säulen des alten Forums wieder aufgefunden, welche die Lage desselben genauer bestimmen. Es lag natürlich gleich an dem Hafen und besteht jetzt meistens aus Gärten und einem offenen Platze, gleich vor dem jetzigen einzigen Landtore. Etwas rechts weiter hinauf hat Landolina das römische Amphitheater besser aufgeräumt und hier und da Korridore zu Tage gefördert, die jetzt zu Mauleseleien dienen. Die Römer trugen ihre blutigen Schauspiele überall hin. Die Arena gibt jetzt einen schönen Garten mit der üppigsten Vegetation. Weiter rechts hinauf ist das alte große griechische Theater, fast rundherum in Felsen gehauen. Rechts, wo der natürliche Felsen nicht weit genug hinausreichte, war etwas angebaut, und dort hat es natürlich am meisten gelitten. Die Inschrift, über deren Echtheit und Alter man sich zankt, ist jetzt noch ziemlich deutlich zu lesen. Es läßt sich viel dawider sagen, und sie beweist wohl weiter nichts als die Existenz einer Königin, Philistis, von welcher auch Münzen vorhanden sind, von der aber die Geschichte weiter nichts sagt. Die Wasserleitung geht nahe am Theater weg, vermutlich brachte sie ehemals auch das Wasser hinein. Die Leute waren etwas nachlässig gewesen, so daß ein Zug Wasser gerade auf den Stein der Inschrift floß, die etwas mit Gesträuchen überwachsen war. Landolina geriet darüber billig in heftigen Unwillen, schalt den Müller und ließ es auf der Stelle abändern. Gegenüber steht eine Kapelle an dem
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