Spekulation in Bonn
bisher; aber für den Monat pauschal.«
»Einverstanden – rundum einverstanden«, sagte sie und warf ihre Jacke über die Sessellehne. »Gilt das auch ab sofort?«
»Einverstanden – rundum einverstanden«, ahmte Wanitzky ihren Tonfall nach. »Also komm – beginnen wir heute mit den Extras.«
3
Jeder auf seine Weise, so hatten die drei Kompagnons des Unternehmens für Investitionsberatung und Koordination die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß sie selbst und Koordinata-Bonn hoffnungsvoll in die Zukunft blicken durften.
Die Geschäfte liefen glänzend an. Eine klotzige Werbung hatte die Branche hochgescheucht, und innerhalb von zehn Wochen war über Verträge, die mehr als hundert Millionen bewegten, verhandelt worden. Das hatte schon im ersten Anlauf Vorleistungen auf die zu entrichtenden Provisionen in Höhe von über einer Million Mark in die Kasse des Unternehmens gespült. Ein Dutzend Briefkastenfirmen hatten sich im Rhein-Center niedergelassen und der Koordinata-Bonn weitgehende Vollmachten erteilt. Täglich kamen neue Aufträge aus ganz Europa herein. Große Geschäfte lockten auch großes Geld. Schon nach diesen zwei Monaten war klar, daß die aggressive Geschäftspolitik zum Erfolg verurteilt war.
Über einen dankbaren Informanten stand von Sendenstein das elektronisch gespeicherte Datenmaterial des Bundesministeriums für Planung und Organisation zur Verfügung. Mit einer großzügigen Zuwendung zur Abdeckung von Spielschulden hatte von Sendenstein dazu beigetragen, eine bürgerliche Existenz zu erhalten. Als Gegengabe lieferte der Spezialist in der Gesellschaft für Datensicherheit genaue Informationen, die ihr Geld wert waren.
Für die nächsten Wochen allerdings schien es Schwierigkeiten zu geben. Am frühen Morgen hatte Martha Nikols vom Vorzimmer aus einen Telefonanruf mit den Worten durchgestellt: »Er möchte Sie dringend sprechen.«
Der Anrufer nannte nur das Stichwort »Vermeidung«. Es klang wie ein Name. Die Stimme ließ Aufregung erkennen. »Ich muß in den nächsten vier Wochen von Mitteilungen absehen. Hier gibt es organisatorische Probleme; das Material ist blockiert.«
»Aber Sie können mich doch jetzt nicht sitzenlassen«, sagte von Sendenstein mit Schärfe. »Mein Kunde macht den Vertragsabschluß von detaillierten Angaben über das Tiefbauvolumen abhängig. Dabei kommt es ganz entscheidend darauf an, ob ein Ringstollenvortrieb unter Tage erfolgt oder ob der Ennert für den Tunnelbau aufgeklappt wird. – Ich brauche Ihnen doch nicht zu sagen, welche kalkulatorischen Unterschiede das bedeutet. In einer Woche läuft die Option aus. Wird aus dem Geschäft nichts, dann geht uns ein Millionenauftrag verloren. Das Material muß also her – und zwar sofort.«
»Unmöglich – ich brauche mindestens vier Wochen.«
Martha Nikols hatte ohne Wissen des Chefs die Telefonanlage so geschaltet, daß sie jedes Gespräch mithören konnte. Dieses weckte ihre ganz besondere Aufmerksamkeit, denn es mußte auch für Kai Fischbach interessant sein, rechtzeitig von den sich anbahnenden Schwierigkeiten Kenntnis zu erhalten.
Sie vernahm die entrüstete Feststellung von Sendensteins, daß man sich mit einem kurzen Telefonanruf nicht selbst aus der Pflicht entlassen könne. Schließlich gebe es eine Geschäftsgrundlage. »Ich darf doch wohl um die vereinbarte Leistung bitten«, herrschte er seinen Gesprächspartner an. »Wenn Sie mir diesen Auftrag kaputtmachen, sind Sie erledigt!«
Einen solchen Ton hatte Martha Nikols von ihrem Chef noch niemals vernommen. Sie drückte die Muschel fester ans Ohr.
»Ich habe keine andere Möglichkeit«, hörte sie. »Die Direktion hat mir für vier Wochen einen Wissenschaftler zugewiesen. Er soll angeblich mit der neuesten Computerentwicklung vertraut gemacht werden. Ich weiß aber, daß er in einer anderen Dienststelle Überwachungsaufgaben hat. Es gab erhebliche Unruhe, als sich einer seiner Mitarbeiter aus nicht ganz geklärten Gründen erschossen hat. Zudem kenne ich den neuen Herrn persönlich. Wir sind keine Freunde, und der wird jede Gelegenheit wahrnehmen, mir eins auszuwischen. Ich kann jetzt kein Risiko eingehen.«
»Überlegen Sie, was Sie tun«, beendete Sendenstein das Gespräch.
Auch Martha Nikols hatte genug gehört. Sie durfte diese Informationen ihrem Glücksritter Kai Fischbach nicht vorenthalten. Bei dem neuen Mann in der Gesellschaft für Datensicherheit konnte es sich nur um Doktor Korbel handeln, mit dem sie, wie Kai
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