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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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wußte, eine kurze, aber heftige Affäre gehabt hatte, die schnell zu Ende gegangen war; denn sie hatte nicht die Gespielin für perverse Gelüste sein wollen. Korbel würde keine Sekunde zögern, in der GeDaSi »aufräumen« zu helfen, wenn er dafür auch nur den geringsten Anlaß hätte.
    Über di$ Sprechanlage kam die Stimme von Sendensteins. »Verbinden Sie mich bitte mit dem Abgeordneten Hinterwimmer.«
    Martha Nikols hatte die Nummer des externen Beraters bereits in der Anlage gespeichert, so daß ein Knopfdruck genügte, um den Ruf hinausgehen zu lassen.
    Sofort wurde abgehoben: »… trwimmer«, klang es mit hartem Akzent.
    »Koordinata-Bonn. Ich stelle zu Herrn von Sendenstein durch.«
    Arno von Sendenstein war auf eine förmliche Anrede bedacht.
    »Grüß Gott, Herr Abgeordneter! Wir sitzen da in einer Angelegenheit fest, wo Sachverstand und externer Rat vonnöten sind.«
    »Und das wäre?«
    »Es geht um den Tunnelbau, mit dem Ihr Ausschuß befaßt ist. Meine Frage ist nun: Wird der Berg aufgeklappt – also offene Baugrube –, oder ist bergmännisch in Ringbauweise zu arbeiten. Da wären ein paar Zahlen schon sehr hilfreich. Die Pressemeldungen sind zu ungenau.«
    »Mein guter Sendenstein, wenn’s weiter nichts ist. – Das war vielleicht ein Hin und Her im Ausschuß – und erst das entsetzliche Gelabere der Fachbeamten vom Planungsministerium. Die können sich ja nicht einmal verständlich ausdrücken. Nun, was soll’s, wir haben schließlich mit Mehrheit beschlossen.«
    »Und in welche Richtung läuft das Ganze?«
    »Es läuft gut – natürlich gut; aber fragen Sie mich nicht nach Einzelheiten. Wir haben doch alles im Protokoll. Ich schicke Ihnen gleich mal eine Kopie mit Sonderboten rüber. Was man schwarz auf weiß besitzt…«
    »Danke für Ihre Hilfe, Herr Abgeordneter.«
    »Nichts zu danken, Sendenstein«, tönte es gönnerhaft. »Ach ja, was ich noch sagen wollte: Ein gutes Gespräch war das in der Redoute. Wirtschaft und Politik müssen nun mal Hand in Hand arbeiten, wenn es aufwärtsgehen soll. Und aufwärts soll es doch gehen in unserem Land. – Die Nummer von meinem Konto haben Sie ja. Es läuft auf den Namen meiner Frau Aloise. Aber das sollte Sie nicht stören; wir leben in christlicher Ehegemeinschaft; da trägt der eine des anderen Last.«
    »Darf ich das Halbjahreshonorar anweisen?«
    »Schon recht, Sendenstein; vielleicht schicken Sie den Unkostenbeitrag auch gleich mit. – Aber hier geht es ja am allerwenigsten um Geld. Freut mich, daß wir einen so guten Konsens zueinander gefunden haben. – Leben Sie wohl!«
    Arno von Sendenstein fand wieder einmal seinen Grundsatz bestätigt, daß es gut sei, mehrere Eisen im Feuer zu haben.
     
     
    Am Abend dieses Tages traf sich im »Dohlenhaus« auf dem Schafberg in Bonn-Ippendorf eine kleine Gesellschaft am Kamin, über deren Zusammensetzung sich von Sendenstein sehr gewundert hätte – doch er wußte nichts von diesem Treffen.
    Johann Wanitzky war es gelungen, ein altes bäuerliches Anwesen mit allem Inventar zu erwerben. Hinter einer hohen weißgekalkten Mauer, geduckt unter mächtigen Kastanien, war am »Dohlenhaus« die Zeit vorbeigegangen. Wanitzky hatte mit gezielten Investitionen für eine neue Wohnlichkeit gesorgt, ohne dem Äußeren des Anwesens Gewalt anzutun. Er schätzte Häuser, die »umgürtet« waren. Hier wollte er seßhaft werden, denn der erfolgreiche Einstieg in die Koordinata-Bonn würde ihm – falls es erforderlich sein sollte – den Ausstieg aus seinen risikoreichen internationalen Geschäften erleichtern.
    Nur zwei Mitarbeiter, die in der alten Crew sein besonderes Vertrauen genossen, sollten ihm hier in der Bundeshauptstadt zur Hand gehen. Sie hatten im ständigen Wechsel zwischen Brüssel und Bonn die Renovierung gemanagt und die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß die Verbindungsstränge zum alten Metier jederzeit gekappt werden konnten. Wanitzky wußte, daß er sich auf seine beiden Disponenten absolut verlassen konnte. Doch heute war er allein mit den Gästen.
    Im Kamin knisterten Birkenscheite, und bläuliche Flammen leckten über das rußgeschwärzte Gestein. In der Sitzgruppe aus zerschlissenem Leder, mit wärmenden Schaffellen bedeckt, hoben Kai Fischbach und Martha Nikols die Gläser, um auf das House-warming anzustoßen. Zart gefärbt wie das Licht in einem Eichenwald ließ der Scotch die Qualitäten von Glenfiddich Old Reserve erkennen.
    Ilka Ritter hatte die Aufgaben der Gastgeberin

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