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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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unterhalb des Schafberges. Ein bewaffneter Mann wurde getroffen, wahrscheinlich schwer verletzt, ein weiterer ist noch im Anwesen; er könnte bewaffnet sein. Sofort RTW und Notarzt zum Tatort. Äußerste Vorsicht bei Annäherung; es kann sich um gesuchte Personen in einer Mordsache handeln. Im Fahrzeug am ›Dohlenhaus‹ wurde eine leere Plastikhülle für ein Abschleppseil gefunden. Sofort Kommissar Freiberg, erstes Kommissariat, oder Vertreter benachrichtigen. UNI 11/15 verläßt Höhenweg, um Kripo zu unterstützen und Auffahrt zum ›Dohlenhaus‹ zu sperren.«
    Lupus gab Gas und drückte die Nummer »5« des Info-Gebers »will sprechen«. Er mußte die Geschwindigkeit gleich wieder drosseln, denn die Ortsdurchfahrt wurde enger. Noch bevor die Leitstelle auf die Durchsage des Streifenwagens reagieren konnte, meldete er sich. »UNI für UNI 81/13 – Meldung ›Dohlenhaus‹ mitgehört. Ich bin in wenigen Minuten am Tatort. UNI 11/15 muß auf dem Höhenweg bleiben und oberen Bereich sichern; insbesondere den Waldweg, der zwischen den Häusern 136 und 136b hochkommt. – Nachricht an Hauptkommissar Freiberg dringend erforderlich. Er müßte noch im Präsidium sein. Ich nehme jetzt direkten Kontakt mit Peters auf. – Ende.«
    Lupus schaltete auf das 2-m-Band. »Peters – hörst du mich?«
    »Gut – sehr deutlich.«
    »Bist du heil geblieben?«
    »Ja – aber beim ›Dohlenhaus‹ liegt ein Verletzter. Ich habe schießen müssen, als der Mann mit gezogener Waffe über die Mauer wollte. Er ist zurückgestürzt. Sein Revolver ist auf meiner Seite heruntergefallen.«
    »Wo steckst du?«
    »Nördliche Mauer, am Holzstapel. Sieh zu, daß du herkommst. Ich kann mich kaum noch bewegen – es ist die alte Wunde im Bauch.«
    »In zehn Minuten bin ich dort. Unternimm nichts, warte!«
    »Verstanden.«
    »Ich stelle erst unten den Wagen quer und blockiere die Ausfahrt. Dann komme ich durch den Wald hoch.«
    »Bist du allein?«
    »Leider. Freiberg und Ahrens sind im Präsidium und werden mobil gemacht. – Die werden sich um Wanitzky kümmern.«
    »Verstanden. Komm bald, Lupus, ich kann nicht mehr.«
    »Halt die Ohren steif! Ich bin gleich da. Und – Peters, nichts allein unternehmen! Hörst du?«
    »Verstanden!«
    »Gut – ich bleibe für dich auf Empfang.«
    Lupus drückte das Peiker-Mikrofon in die Halterung und trat den Gashebel durch. Ohne Blaulicht und Martinshorn preschte er zum Zielort.
    Nach sechs Minuten Fahrt bog er am holzgeschnitzten Wegweiser »Dohlenhaus« nach links in die Auffahrt ein. Zwischen zwei kräftigen Bäumen stellte er in der letzten Kurve vor dem Hoftor den Wagen quer. Hier kam kein Fahrzeug mehr durch. Er sicherte die Türen und hastete durch niedriges Buschwerk und ein Gewirr von ausgewachsenen Stubben zu dem von seinem Kollegen angegebenen Standort.
    Peters lehnte totenblaß und mit schmerzverzerrtem Gesicht an einem dünnen Baumstamm; in der herabhängenden Hand die Waffe. Er hatte Lupus bemerkt, ließ aber keine Sekunde den Blick von der Mauer. Doch die Holme der Leiter hatten sich nicht wieder bewegt. Als Lupus der Visierlinie zu nahe kam, winkte Peters ihn energisch beiseite.
    »Mensch, bin ich froh, daß du kommst«, sagte er und wies auf die Mauer hinter dem Holzstapel. »Von dort aus wollte der Kerl mich abschießen; aber ich war schneller. Dort unten liegt sein Revolver.«
    »Hast du ihn voll erwischt?«
    Peters zitterte. »Voll in die Brust – scheußlich. Aber ich mußte es tun. Untenrum war er durch die Mauer gedeckt. – Ich habe die Leiter nicht mehr hochziehen können.«
    »Heißt das, du warst drüben?«
    »Ja, die beiden Männer hatten ihr Gepäck aus dem Wagen ins Haus getragen – das war eine Gelegenheit, mir das Auto näher anzusehen. Im Kofferraum habe ich das hier gefunden.« Peters hielt Lupus die leere Plastikhülle entgegen. »Da war doch wohl ein Abschleppseil drin.«
    Lupus wollte mit spitzen Fingern zugreifen.
    »Nimm das Ding ruhig in die Hand; es gibt bestimmt keine Fingerabdrücke mehr. Ich habe es zwischen den Zähnen gehabt und alles zerknüllt.«
    Lupus las den Aufdruck und das Kleingedruckte: »Corde de chanvre – tordu – Made in Holland«.
    »Mensch, Peters! Das sind die Burschen vom Stadtwald! Die kommen hier nicht mehr raus. – Was hat sich hinter der Mauer getan nach dem Schuß?«
    »Ich weiß nicht genau, was da los ist; konnte nicht mehr auf den Holzstapel klettern. Aber ich glaube, der zweite Mann hat versucht, seinen Kumpel ins Haus zu schleppen.

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