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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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und dem Abgeordneten Hinterwimmer bei Wanitzky am Kamin gesessen. Auch dieses Alibi stand nach Ahrens’ Worten »wie eine Eins«.
    »Da haben wir ja ein ganzes Nest von Ehrenmännern«, stellte Lupus mit Bedauern fest. »Mir wird ganz kribbelig bei der Vorstellung, daß die alle um das Wohl der Bundeshauptstadt bemüht sind.«
    Freiberg nahm die ausgedruckten CEBI-Meldungen und die Bemerkungen seiner Mitarbeiter stillschweigend zur Kenntnis. An diesem Mittwochvormittag sollte im Zimmer dreihundertsechs des Polizeipräsidiums Bilanz gezogen werden. Fräulein Kuhnert hatte für ausreichend Kaffee gesorgt. Nur Peters fehlte. Er streifte am Schafberg herum und wartete auf Nachricht, ob die Beobachtung fortgesetzt oder mangels Erfolgsaussicht abgebrochen werden sollte. Um die Meldungen über Funk verständlich durchbringen zu können, fuhr UNI 11/15 zwischen dem Höhen weg und der Diplomatenschule Streife.
    Freiberg wußte, daß der Fall Korbel nicht mit Spekulationen zu lösen war; die Ermittlungen saßen fest.
    »Wissen wir mehr über das Hanfseil?« fragte er.
    »Wenig«, antwortete Ahrens. »Hersteller ist eine Firma in den Niederlanden. Die beliefert Zwischenhändler und Großmärkte in ganz Europa. – Da ist kein Weiterkommen.«
    Freiberg hatte den Ellenbogen auf den Schreibtisch gestützt und strich mit drei Fingern der linken Hand über seine Stirn. Er war unzufrieden.
    »Die Beobachtung frißt uns die Stunden weg. Wir machen Schluß damit. Peters soll selbst entscheiden, wann er abrücken will. Für den Rest des Tages und morgen hat er frei. – Dienstausgleich für geleistete Überstunden.«
    »Dann bleibt das arme Schwein freiwillig draußen«, meinte Lupus. »Wir wissen doch, daß ihn zu Hause nichts hält.«
    »So zusammengeschossen zu werden im Dienst – «, seufzte Fräulein Kuhnert. »Auch die Frau tut mir leid; das ist sicher nicht einfach.«
    »Du hast recht, Mädchen«, sagte Freiberg. »Diese Schießwerkzeuge sind des Teufels. Manchmal wünsche ich, wir wären unbewaffnet wie die Bobbys und die Leute vom Yard. Aber seit in England die Todesstrafe für Polizistenmord abgeschafft ist, rufen die auch nach Waffen.«
    Lupus nickte. »Dafür habe ich volles Verständnis. Was wir auf alle Fälle brauchen, ist mehr Fahndung und weniger Personen- und Objektschutz, dann…«
    Das Telefon läutete. Freiberg nahm ab und drückte sofort den Lautsprecherknopf. Die Einsatzleitstelle gab eine Nachricht durch: »Kriminalhauptkommissar Peters meldet, daß zwei Männer in einem Mercedes älterer Bauart mit belgischem Kennzeichen auf den Hof des ›Dohlenhauses‹ gefahren sind. Er beobachtet weiter.«
    »Verdammt«, erregte sich Freiberg, »jetzt haben wir auch noch die Waffenschieber aus Belgien am Hals. Kollege Boeremans muß denen wohl zu dicht auf den Pelz gerückt sein. Wer weiß, was die hier ausbrüten wollen. – Peters soll nur vorsichtig sein; solche Knaben fackeln nicht lange, wenn man ihnen zu nahe kommt. – Lupus, fahr raus und paß auf, daß er nicht verrückt spielt. Ahrens und ich bleiben hier. Sieh zu, daß die Funkverbindung steht.«
    Lupus hob die Hand. »Okay, Chef, ich melde mich von dort.« Ohne Hast zog er die Tür hinter sich ins Schloß.
    Freiberg überlegte: »Wo steckt Wanitzky? – ›Kommissarin‹ Kuhnert, bitte rufen Sie die Ritter an, und stellen Sie fest, wo dieser alias Lad Wany sich herumtreibt.«
    »Soll ich mich an ihn hängen?« fragte Ahrens.
    »Abwarten. Ich möchte nicht, daß wir alle mit dem falschen Dampfer reisen.«
    Fräulein Kuhnert war nach zwei Minuten zurück. »Wanitzky ist nicht in der Koordinata. Die Ritter sagte mir, er sei geschäftlich unterwegs und werde in einer Stunde im Büro erwartet. Man könne ihn vielleicht über sein Autotelefon erreichen. Die Rufnummer habe ich; wollen Sie mit ihm sprechen?«
    »Nein – was soll’s? Der wird umgehend von der schönen Ilka über unseren Anruf informiert. Soll er sich getrost fragen, was das zu bedeuten haben könnte. Ich frage mich das ja auch. – Also – kleine Ermittlungspause! Stürzen wir uns auf die Berge von Papier!«
    »Ich mache die Überstundenmeldung fertig«, erklärte Fräulein Kuhnest.
    »Gut – aber nicht für mich«, sagte Freiberg.
    »Für alle!« stellte sie energisch fest. »Widerspruch ist zwecklos.«
    Schweigen. – Nachdem Ahrens gegangen war, nahm der Kommissar die oberste Akte vom Stapel. Die Rechnungsvorprüfung fragte an, warum in einer – bereits Monate zurückliegenden – Fahndungssache

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