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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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in Köln statt der öffentlichen Verkehrsmittel die teure Taxe benutzt worden war.
    In Freiberg stieg die Wut hoch; diese Federfuchser! Er schrieb als Begründung in Druckbuchstaben nur ein Wort: NOTWENDIG und warf die Laufmappe auf den Bock für den Ausgang.
    Die anderen Akten blieben liegen. Freiberg lehnte sich zurück; er war müde.
    Peters hatte an der Hofmauer, die das »Dohlenhaus« umgab, wohl zwei Raummeter des für den Abtransport am Wege gestapelten Stammholzes zusammengetragen. Von diesem Podest aus ließ sich das Anwesen hervorragend überblicken. Einige über die Mauerkante ragende Zweige dienten der Tarnung; er hatte sie sorgfältig festgesteckt. Der von Fräulein Kuhnert und Ahrens genutzte Standort am gegenüberliegenden Hang erschien ihm zu weit entfernt. Unmittelbar vor ihm lag der Parkplatz, geschützt durch das Laubdach des Kastanienbaums. Von dort bis zum Hauseingang waren es nur wenige Schritte. Gleich linker Hand, an der nördlichen Mauer entlang, erstreckte sich eine Scheune mit Satteldach. Auch dieses Gebäude war in schwarz-weißem Fachwerk erstellt. An der Stirnseite neben dem Tor hing auf zwei Holzkeilen eine schon etwas morsch wirkende Leiter.
    Der so überraschend aufgetauchte Mercedes mit dem belgischen Kennzeichen stand nur wenige Meter entfernt vor dem Scheunentor. Der Fahrer, ein schlanker, drahtiger Typ, kaum mittelgroß, das brünette Haar modisch kurz geschnitten, trug zur hellen Tuchhose eine Jacke aus feinstem braunem Leder.
    Der andere Mann wirkte mit seiner gedrungenen vierschrötigen Gestalt und dem schwarzen Kraushaar wie jemand, mit dem man nicht aneinandergeraten möchte. Er trug einen Lumberjack aus seidig glänzendem Stoff. Mit einer schnellen, kraftvollen Bewegung hob er eine schwere Kiste aus dem Kofferraum und schleppte sie zum Haus. Der kleine Drahtige ging mit einer Reisetasche in der Hand voran, um die Haustür aufzuschließen.
    Peters wunderte sich, daß die beiden Neuankömmlinge einen Schlüssel und damit freien Zutritt hatten. Das ließ auf ein sehr enges persönliches Verhältnis zu Wanitzky schließen.
    Die beiden Männer kamen nach kurzer Zeit zurück, um noch eine Segeltuchtasche, zwei Diplomaten-Handkoffer und einige Kleinigkeiten, die auf dem Rücksitz gelegen hatten, ins Haus zu tragen. Der Vierschrötige warf mit einem Stoß des Ellenbogens die Autotür ins Schloß und drückte im Vorbeigehen die Kofferraumhaube nieder.
    Peters sah die beiden im Haus verschwinden und hörte, daß die Haustür einrastete. Man schien sich auf einen längeren Aufenthalt einzurichten.
    Jetzt war die Gelegenheit gekommen, auf die Peters gewartet hatte. Mit einer schnellen Bewegung nahm er die Pistole in die Hand und lud durch. Dann schob er die Waffe in das Schulterholster zurück und ließ sich vorsichtig von der Mauerkante in den Hof hinabgleiten. Die Körperstreckung verursachte einen stechenden Schmerz im Unterbauch. Die alte Schußverletzung machte ihm immer noch zu schaffen. Er verharrte einige Sekunden geduckt am Fuß der Mauer, bis der Schmerz nachließ. Der schwere Wagen stand jetzt zwischen ihm und dem Hauseingang. Er bot gute Deckung. Drinnen blieb zunächst alles ruhig; dann dröhnte Musik herüber: »When the saints go marching in.« Peters zog die ihm zugewandte Fahrertür auf und schob sich über den Sitz. Mit einigen schnellen Bewegungen räumte er das Handschuhfach aus und steckte die Papiere und Dokumente in die Taschen seines Sommeranoraks. Das sollte erst einmal geprüft werden; später würde man Gelegenheit finden, alles zurückzugeben.
    Die nächste Aktion war gefährlicher. Hierbei mußte ein schneller Rückzug gewährleistet sein. Dafür bot sich die Leiter an. Peters hob sie von den Holzkeilen und lehnte sie an die Mauer. Auf der anderen Seite lag der Holzstapel. Das ergab einen sicheren und schnellen Übertritt.
    Jetzt hob er von der sichtgeschützten Seite aus die nur lose aufliegende Kofferraumklappe vorsichtig an, bis die Standhalterung einrastete. Auf der Antirutschmatte lagen ein Zehnliter-Kanister, Schachteln für Reservelampen und Sicherungen, eine alte Wolldecke, mehrere Tragetaschen und ein zusammengeklapptes Warndreieck.
    Peters schob die Taschen mit den Werbeaufdrucken in Französisch und Flämisch beiseite. Plötzlich hatte er eine leere viereckige Hülle aus besonders festem Kunststoff in der Hand mit dem Aufdruck »Cable de remorquage«. Als er Zugriff, um den Fund an sich zu nehmen, hörte er die Haustür schlagen. Seine Hand

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