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Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Titel: Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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rauchte.
    „Ich habe Pech gehabt", sprach er. „Ich dachte, ich könnte die Situation meistern. Es ging mir dabei eigentlich um das Geld — Geld war der Inhalt meines Lebens. Wenn ich noch weiter leben dürfte, würde es so bleiben. Geld ist ein dämonisches Mittel. Mit dem Mammon ist es doch von Vorteil, Bestechungsgelder zu zahlen, noch dazu, wenn man genug hat. Ich tat es nicht und verspielte damit mein Leben. Ich hätte Simon bestechen sollen, dann hätte er die Sache einschlafen lassen. Aber einmal macht jeder einen Fehler."
    Hayes tat ein paar hastige Züge. Sie sahen ihn schweigend an und wurden langsam ruhiger. Anscheinend fühlten sie, daß ihnen keine Gefahr mehr von ihm drohte. Von dem, was er gesagt hatte, verstanden sie nur die Hälfte. Es war auch nicht ihre Sache, sondern die seine. Das hier bedeutete wohl die letzte Station für ihn. Er blickte wieder auf seine Uhr und horchte. Auch die anderen horchten. Der Lärm war abgeebbt. Die Menschen hatten sich beruhigt. — Es war die Ruhe vor dem Sturm.
    „Ich spiele für mein Leben gern. An der Spekulation kann ich mich berauschen." Hayes lächelte. „Mein ganzes Leben war eine einzige Spekulation. Meistens habe ich dabei gewonnen. Ich spekulierte mit hohen Einsätzen. Diesmal war es der höchste Einsatz, nämlich mein Leben.
    Aber wie konnte ich das wissen? Niemand sagte mir, daß ich mit dem Tode spekulierte. Meine Frau Ellen mußte sterben, weil sie zuviel von mir wußte. Schuld daran hat Tilbury.“
    Ein Mädchen begann hysterisch zu weinen. Die anderen verhielten sich still und starrten ihn an. Der Mann rauchte. Die Blonde sah fasziniert auf den Revolver. Er lag in ihrer Reichweite. Sie brauchte eigentlich nur den Arm auszustrecken und zuzugreifen. Ihre schlanke Hand zuckte.
    „Lassen Sie die Finger davon", warnte Hayes. „Ich brauche das Ding gleich."
    „Sie sind ein Feigling! Jetzt, wo Sie für Ihre Verbrechen büßen sollen, wollen Sie verduften."
    Hayes mußte tatsächlich darüber lächeln. „Irgendwie haben Sie recht, Kleines. Ich finde jedoch, das mit dem Tode bleibt sich letzten Endes gleich. Alles ist relativ, sehr sogar. Der Strick ist mir unsympathisch. Ich ziehe eine Kugel vor." Er griff schnell nach der schweren Dienstwaffe.
    „Nein!" schrie sie. „Nein! Tun Sie es bitte nicht. Ich kann das nicht mit ansehen. Es würde mich mein ganzes Leben lang verfolgen." Sie vergrub ihr hübsches Gesicht in die Hände und wurde von einem Weinkrampf geschüttelt.
    Jemand klopfte mit harten Knöcheln an die Tür. „Kommen Sie heraus, Hayes! Ihre Zeit ist um." Die Stimme gehörte Kommissar Morry. Er war persönlich gekommen, um ihn zu verhaften.
    Und Jack Hayes, der vorher entschlossen gewesen war, sich eine Kugel in den Kopf zu jagen, drehte den Schlüssel um und öffnete die Tür. Drei Pistolenmündungen waren auf ihn gerichtet, drei kleine, kreisrunde stählerne Öffnungen, hinter denen der Tod saß. Er streckte die Hände aus und ließ sich die Handschellen anlegen.
    „Simon hat seine Sache schlecht gemacht", sagte Kommissar Morry. „Ich verhafte Sie wegen Mordes an Kathleen Morris und wegen Mordes an Ihrer Frau Ellen. Man hat sie heute morgen bei den Weiden gefunden."
    Jack Hayes nickte nur, dann sah er Jimmy North. In dessen Augen stand soviel geschrieben, es war aber kein Haß darin zu lesen. Hayes hatte ja schon immer gewußt, daß sein Freund nicht hassen konnte. North besaß ein jungenhaftes Gemüt — er verlor wirklich einen guten Kerl in ihm. North senkte jetzt den Blick zu Boden und starrte auf seine Schuhspitzen. Dann gingen sie. Um die große Lache auf dem Fußboden machten sie alle einen Bogen. Simons Leiche hatte man bereits fortgetragen. Wenn er Hayes nicht so geschlagen hätte, würde er am Leben geblieben sein. Hayes hatte sowieso vorgehabt, später mit ihm abzurechnen. Natürlich hätte er ihn dann nicht erschossen. Aber nach der beabsichtigten Abrechnung wäre Simon sicherlich nicht mehr fähig gewesen, seinem Polizeidienst nachzugehen. Das hatte Hayes sich vorgenommen. Es war jedoch alles anders gekommen. Polizist zu sein, ist ein gefährlicher Beruf, weil es solche Leute wie Jack Hayes gibt.
    Donnerstag, 5. August, 15.12 Uhr
    Sie saßen im Polizei-Hauptquartier. Jack Hayes trug keine Handschellen mehr. Seine Hände lagen ruhig auf den Knien. Nur die Blässe seines Gesichtes deutete auf seine innere Bewegung hin. Vor Kommissar Morry lagen die beiden Blätter, die Hayes auf der Börse geschrieben hatte. Der Kommissar

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